Auch wenn das Bruttoinlandsprodukt wegen Konsum und Außenhandel im letzten Quartal um 0,2 Prozent sank: 2011 war gut.

Berlin. Die deutsche Wirtschaft ist Ende 2011 zum ersten Mal seit fast drei Jahren geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt fiel von Oktober bis Dezember um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Grund waren sinkende Konsumausgaben und fehlende Impulse vom Außenhandel, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit. Einen stärkeren Rückgang verhinderten steigende Investitionen, vor allem in Gebäude. Ein Minus hatte es zuletzt auf dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise Anfang 2009 gegeben, das mit vier Prozent sehr stark ausfiel. Analysten hatten für das Schlussquartal 2011 einen Rückgang von 0,3 Prozent erwartet. Im Sommer wuchs Europas größte Volkswirtschaft noch um 0,6 Prozent und damit etwas stärker als zunächst mit 0,5 Prozent angegeben. Den Erfolg des restlichen Jahres konnte das schlechte letzte Quartal nicht eintrüben. Mit einem Plus drei Prozent von war 2011 ein Wachstumsjahr.

Frankreich schlug sich am Jahresende besser als Deutschland. Das Bruttoinlandsprodukt im Nachbarland legte um 0,2 Prozent zu, wie das Statistikamt Insee mitteilte. Analysten hingegen hatten mit minus 0,1 Prozent gerechnet. Finanzminister Francois Baroin sieht die Wirtschaft auf gutem Weg, 2012 das von der Regierung erwartete Wachstum von 0,5 Prozent zu schaffen. „Jeder der drei Hauptbereiche der Wirtschaft – Außenhandel, privater Konsum und Investitionen – sorgte im letzten Quartal für einen positiven Beitrag“, sagte Baroin.

DIE SCHULDENKRISE VERUNSICHERT

Experten führten das vorläufige Ende des deutschen Aufschwungs auf die nicht enden wollende Schuldenkrise in den Euro-Ländern zurück. „Sie hat zu einem drastischen Vertrauensschwund bei Unternehmen und Verbrauchern gesorgt“, sagte Ökonom Christian Schulz von der Berenberg Bank. Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, die Finanzmärkte mit Geld zu fluten, habe die Lage aber beruhigt.

Die Chancen für eine rasche Erholung sind deshalb deutlich gestiegen. Das GfK-Konsumklima ist so gut wie seit knapp einem Jahr nicht mehr, ebenso die ZEW-Konjunkturerwartungen der Analysten, während sich das Ifo-Geschäftsklima zuletzt drei Mal in Folge aufhellte. „Die deutsche Wirtschaft kommt mit einem blauen Auge davon“, sagte DekaBank-Experte Andreas Scheuerle. Ein weiterer Rückgang und damit eine Rezession könne im ersten Quartal verhindert werden. „Für die Menschen fühlt es sich nicht nach Rezession an: der Arbeitsmarkt ist stabil, die ersten Tarifabschlüsse in diesem Jahr fielen recht hoch aus“, sagte Scheuerle. „Der Konsum wird in diesem Jahr wachsen.“

LEICHTES WACHSTUM 2012

Die Bundesregierung erwartet 2012 ein Wachstum von 0,7 Prozent. 2011 hatte das Bruttoinlandsprodukt noch um drei Prozent zugelegt. (rtr)