Verbands-Chef Linnekogel: “Wenn dem Handel in Hamburg überhaupt etwas Probleme bereitet hat, dann war es das Wetter und nicht die Euro-Krise“.
Hamburg. Starke Kaufkraft trotz Eurokrise und ein erfolgreiches Weihnachtsgeschäft: Wolfgang Linnekogel, Geschäftsführer der Fachverbände des Hamburger Einzelhandels, blickt zufrieden zurück auf die Umsatzentwicklung des Einzelhandels in der Hansestadt im Jahr 2011. "Wenn in Hamburg überhaupt etwas Probleme bereitet hat, dann war es das Wetter und nicht die Euro-Krise", so der Experte. Die warmen Temperaturen im November hatten die Konsumenten davon abgehalten, Winterbekleidung und Schuhe zu kaufen. Dennoch zieht Linnekogel eine positive Bilanz und bestätigt damit die ersten Hochrechnungen des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2011, nach denen der Einzelhandel deutschlandweit das größte Umsatzplus seit der Wiedervereinigung verzeichnet. Nach den vorläufigen Berechnungen setzten die Einzelhändler im vergangenen Jahr nominal zwischen 2,7 Prozent und 2,9 Prozent mehr um als im Vorjahr. Da die Verbraucherpreise gleichzeitig deutlich anzogen, dürfte der Umsatz real aber nur zwischen 1,1 Prozent und 1,3 Prozent über dem Vorjahreswert liegen. 2004 lag dieser inflationsbereinigte Wert mit plus zwei Prozent deutlich höher.
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In Hamburg hatte man zu Beginn des Jahres eine Umsatzsteigerung von rund 2,5 Prozent für 2011 vorhergesagt. "Wenn wir mit zwei Prozent aus dem Jahr gehen, dann ist das ein gutes Ergebnis", sagt Linnekogel. Der Hamburger schätzt die Prognose des Statistischen Bundesamtes als sehr mutig ein, da es noch keine konkreten Zahlen für das Jahresende geben würde. "Das Weihnachtsgeschäft ist noch nicht endgültig ausgewertet, mit genauen Zahlen rechnen wir eigentlich erst im Februar." Die Kaufkraft hätte trotz Finanzkrise nicht nachgelassen, sondern die Kunden dazu gebracht, ihr Geld aus Sorge vor Inflation in langlebigere Produkte wie beispielsweise Möbel zu investieren. "Die Zeit, in der die Menschen aus Angst ihr Geld nicht ausgeben, ist lange vorbei." Auch das Weihnachtsgeschäft sei in diesem Jahr sehr gut gewesen. Besonders der Internet- und Versandhandel legte deutlich zu.
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Anders als die Einzelhändler können sich die Konsumenten über die Folgen des warmen Wetters im vergangenen Novermber freuen. Überall gibt es derzeit Winterbekleidung zu stark reduzierten Preisen. "Die Ware für das Frühjahr ist schon auf dem Weg nach Hamburg und die Geschäfte müssen die Lager leer machen", sagt Linnekogel. "Für die Verbraucher sind das derzeit also paradiesische Zustände."
Für 2012 geht der Experte davon aus, dass der Umsatz im Einzelhandel grundsätzlich stabil bleiben wird. Dennoch nennt er zwei Faktoren, die die Tendenz beeinflussen können: "Weil die Beiträge für die Rentenversicherung sinken, könnte die Kaufkraft zunehmen", sagt Linnekogel. "Dem stehen jedoch Miet- und Energiekosten gegenüber, die in Hamburg hoch sind. Besonders bei den Kleinverdienern könnte dies ins Kontor schlagen."