Stadt übernimmt weitere Anteile und wird größter Eigner der Traditionsreederei. Verkauf ins Ausland ist vom Tisch
Hamburg. Heute ist der Tag der Entscheidung für Hapag-Lloyd. Im Laufe des Tages treten der Hamburger Senat sowie Vorstand und Aufsichtsrat des Hapag-Lloyd-Anteilseigners TUI zusammen, um die notwendige neue Eigentümerstruktur zu bestimmen. Nach Abendblatt-Informationen gilt als sicher: Die Reederei bleibt auf Dauer ein Hamburger Unternehmen und wird nicht - wie von vielen befürchtet - an einen auswärtigen Investor verkauft.
TUI wird sich dabei von rund der Hälfte seines Anteils in Höhe von 38,4 Prozent an Hapag-Lloyd trennen, aber noch etwas mehr als 20 Prozent behalten. Käufer ist das Konsortium Albert Ballin, in dem sich die Stadt Hamburg, der Unternehmer Klaus-Michael Kühne sowie Versicherer, Banken und andere Investoren zusammengeschlossen haben; die Gruppe hält bereits 61,6 Prozent an Hapag-Lloyd. Rund 600 Millionen Euro soll Albert Ballin für etwa die Hälfte der TUI-Anteile ausgeben. 420 Millionen Euro dürfte allein die Stadt stemmen, die dann mit 37 Prozent wichtigster Eigentümer der Reederei wäre. Insgesamt hätte sie dann rund 1,1 Milliarden in die Reederei investiert.
Auch Kühne, der bisher 24,6 Prozent der Reederei besitzt, wird nochmals für 160 Millionen Euro Anteile zukaufen. Er kommt dann auf 28,5 Prozent. Darüber hinaus stocken die Versicherer HanseMerkur und Signal Iduna ihre Anteile auf. Durch dieses Engagement des Konsortiums Albert Ballin wird ein möglicher Mehrheitsverkauf von Hapag-Lloyd durch die TUI verhindert. Ohne die Investition des Konsortiums hätte der Reisekonzern im Herbst 50,1 Prozent an Hapag-Lloyd an einen anderen Interessenten - womöglich eine Reederei mit Sitz im Ausland - abgeben können. So sah es eine komplizierte Vereinbarung zwischen der TUI und Albert Ballin vor. Eine ähnliche Regelung wird es nun nicht mehr geben.
"Ein Verkauf an eine andere Reederei muss wegen der großen Bedeutung von Hapag-Lloyd für Hamburg unbedingt verhindert werden", hieß es aus Senatskreisen. Und tatsächlich geht es für die Stadt bei Hapag-Lloyd um mehr als nur eine Reederei. Das Unternehmen, das seine Wurzeln im Jahr 1847 hat, steht mit seinen Partner-Reedereien für 46 Prozent der im Hamburger Hafen umgeschlagenen Container. Im Jahr 2011 steuerte man aus der Zentrale am Ballindamm den Umschlag von mehr als vier Millionen Containern in Hamburg. Hapag-Lloyd beschäftigt in Hamburg 1700 Menschen. Allein 1100 arbeiten in der Zentrale an der Alster. Mit 190 Auszubildenden dürfte Hapag-Lloyd zudem der größte Lehrbetrieb der Branche bundesweit sein. "Wenn das Konsortium weitere Anteile von TUI übernimmt, wäre dies eine gute Nachricht für den Standort", sagte Ver.di-Landeschef Wolfgang Rose. Erst 2008 war die Eigenständigkeit von Hapag-Lloyd massiv in Gefahr geraten. Damals wollte die Reederei NOL aus Singapur den Hamburger Konkurrenten übernehmen. Das Konsortium Albert Ballin verhinderte dies.