Den deutschen Instituten fehlen rund 13,1 Milliarden Euro Kapital – wie sie ihre Lücken füllen wollen, müssen sie bis Freitag offenlegen.

Frankfurt/Main. 13,1 Milliarden Euro Kapital fehlten sechs deutschen Banken nach Berechnungen der EU-Bankenaufsicht EBA Ende September 2011. Bis Juni müssen sie die Lücke stopfen, um sich nach dem Willen der Aufseher für die Euro-Schuldenkrise zu wappnen. Bis zum Freitag müssen sie Pläne vorlegen, wie sie das erreichen wollen.

Doch gut drei Milliarden Euro waren de facto schon gedeckt, als die EBA im Dezember mit dem Rechnen fertig war. Gut sieben Milliarden Euro haben die Institute schon jetzt gedeckt. Doch dabei flossen gerade einmal 500 Millionen Euro frisches Kapital in den Sektor. Und eine Lücke von gut 200 Millionen Euro wird möglicherweise nie geschlossen. Was die betroffenen deutschen Banken planen:

Commerzbank

Sie hat mit 5,3 Milliarden Euro das größte Loch zu stopfen. Doch Vorstandschef Martin Blessing ist guten Mutes, das rechtzeitig zu schaffen, ohne zum dritten Mal den Staat um Hilfe bitten zu müssen. Mehr als die Hälfte davon soll der Abbau von 30 Milliarden Euro Bilanzrisiken (RWA) bringen, etwa durch eine Drosselung der Kreditvergabe. Sicher hat die Commerzbank schon 700 Millionen Euro, nachdem sie Hybridanleihen zurückgekauft hat. 750 Millionen Euro erhofft sich die Nummer zwei der deutschen Banken von der Allianz, die Verhandlungskreisen zufolge bereit ist, ihre Stille Einlage in hartes Kernkapital zu wandeln. Laut Medienberichten könnten zudem die Mitarbeiter ihre Boni für 2011 in Aktien ausgezahlt bekommen. Den Rest will Blessing mit den erhofften Gewinnen zwischen Oktober 2011 und Juni 2012 decken.

Deutsche Bank

Der Branchenprimus fühlt sich in einer komfortablen Lage. Ihm fehlten nach EBA-Berechnungen im Herbst noch 3,2 Milliarden Euro. Doch die Lücke sollte schon zum Jahresende gestopft sein, vor allem aus einbehaltenen Gewinnen. Die Bank ist zudem ohnehin dabei, mit Blick auf die verschärfte Regulierung ab 2013 Risikopositionen (RWA) in der Bilanz abzubauen. Ob sie das Ziel schon erreicht hat, will die Deutsche Bank am 2. Februar sagen. Nach Ansicht von Experten könnte es trotzdem noch zu einer Dividende für die Anteilseigner reichen.

NordLB

Das Land Niedersachsen hat Ende des Jahres 500 Millionen Euro frisches Eigenkapital gegeben und damit die Mehrheit an der NordLB übernommen. Gut 1,1 Milliarden Euro brachte die Anpassung von Stillen Einlagen und anderen Mischformen von Eigen- und Fremdkapital an die Vorgaben. Fehlen von den 2,5 Milliarden Euro noch gut 800 Millionen: Dafür plant die NordLB den Verkauf von Beteiligungen, die Einbehaltung von Gewinnen und die Umwandlung weiterer Hybrid-Instrumente in echtes Kernkapital. Angesichts weiterer Stiller Einlagen des Landes und der Sparkassen von zwei Milliarden Euro dürfte das Insidern zufolge kein Problem sein.

Helaba

Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) hat ihre Kapital-Lücke von 1,5 Milliarden Euro schon geschlossen. Die Eigentümer hatten Anfang November – nach dem Stichtag für den Stresstest, aber vor der Bekanntgabe der Ergebnisse - beschlossen, die Stille Einlage des Landes Hessen von 1,92 Milliarden Euro so anzupassen, dass sie als hartes Kernkapital gilt. Das Land trägt künftig auch die Verluste der Bank mit. Auch sie kann daher nach eigenen Angaben schon zum Jahresende melden: Plan erfüllt.

DZ Bank

353 Millionen Euro fehlen Vorstandschef Wolfgang Kirsch, um die geforderte Kapitaldecke von neun Prozent nach den Kriterien der EBA zu erreichen. Das genossenschaftliche Spitzeninstitut setzt dafür ebenfalls darauf, dass das Geschäft läuft: Die neun Monate von Oktober 2011 bis Juni 2012 sollen die nötigen Gewinne bringen.

WestLB

Dass sie überhaupt in den Stresstest einbezogen wurde, war eine Überraschung. Denn genau an dem Stichtag, zu dem die Banken die geforderte Kapitalausstattung erreichen sollen, muss die WestLB nach dem Willen der EU-Kommission vom Markt verschwunden sein. Ob dann noch jemand kontrolliert, ob sie die Kapital-Lücke von 224 Millionen Euro vorher gestopft hat? Übrig bleibt nur das Sparkassen-Verbundgeschäft, das an die Helaba geht. Noch wird aber darum gefeilscht, wer wieviel Eigenkapital zur „Mitgift„ von einer Milliarde Euro beisteuert, mit der die Verbundbank ausstaffiert werden soll. (Reuters/abendblatt.de)