Was sich auf den Finanzmärkten seit Tagen abspielt, ist selbst für überdurchschnittlich intelligente Menschen kaum noch zu verstehen. Die...

Was sich auf den Finanzmärkten seit Tagen abspielt, ist selbst für überdurchschnittlich intelligente Menschen kaum noch zu verstehen. Die Geldbeträge, mit denen Banken hantieren, sprengen jede Vorstellungskraft. Die Geschwindigkeit, mit der immer neue Nachrichten über Pleiten, Fusionen und Rettungsaktionen über den Globus rasen, lässt Gehirne abschalten. Die Masse sucht nicht länger nach logischen Erklärungen, lässt die Dinge stattdessen auf sich zukommen. Irgendwie ist Weltuntergang, aber solange man materiell nicht davon betroffen ist ... Was geht es mich an, wenn zigtausend Kilometer entfernt Investmentbanken ins Schlingern geraten? Die Reizüberflutung führt zur Ohnmacht. Nicht nur bei den Bürgern, auch bei Bankern und Politikern. Und das ist gefährlich.

Auswege aus der "Jahrhundertkrise der Weltwirtschaft", wie es der frühere US-Notenbankchef Alan Greenspan bereits vor Monaten formuliert hat, suchen die Eliten keine. Stattdessen gibt es Beruhigungspillen für das Volk: Wird schon alles nicht so schlimm. Doch die Krise kommt näher und das Vertrauen in das Krisenmanagement schwindet.

Journalisten müssen für die Öffentlichkeit recherchieren, dass die Pleite der US-Bank Lehman Brothers den Einlagensicherungsfonds der deutschen Banken womöglich über Gebühr strapazieren könnte. Die Banken reagieren nur einsilbig auf Nachfrage. Und von der staatseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die bereits bei der Pleite der Mittelstandsbank IKB versagt hat, werden noch am vergangenen Montag Steuergelder in Höhe von mindestens 300 Millionen Euro auf das Konto der zu diesem Zeitpunkt bereits zahlungsunfähigen Lehman Brothers überwiesen. Wohl auf Nimmerwiedersehen.

Während die Notenbanker umsichtig agieren, beginnen Politiker und Privatbanker durch ihr Tun, aber vor allem durch ihr Nichtstun Vertrauen in der Bevölkerung zu verspielen. Zur Beruhigung trägt das nicht bei.