“Man kann ja nichts mitnehmen“ lautet der Standardsatz aller Lebenskünstler, Verschwender und Menschen, die im Freundeskreis gern...

"Man kann ja nichts mitnehmen" lautet der Standardsatz aller Lebenskünstler, Verschwender und Menschen, die im Freundeskreis gern "Geldvernichtungsmaschine" genannt werden. Typen, die sich das Lebensmotto des ehemaligen nordirischen Fußballstars George Best zum Vorbild nehmen, der gesagt hat: "Die Hälfte des Geldes, das ich verdient habe, ist für Alkohol, Frauen und Autos draufgegangen, den Rest habe ich einfach verprasst."

Ja, geprasst haben sie, die Jungs bei den US-Investment-Banken. Wenn auch nicht mit ihrem eigenen Geld. Nun stehen sie mit leeren Händen da und müssen binnen Tagesfrist ihre Büros verlassen. "Da kannste einpacken", heißt so was umgangssprachlich. Und zwar im konkreten wie übertragenen Fall. Eben noch "big player" und mit Millionen handeln, jetzt Verlierer, der alles, was er hat, in einem Pappkarton unterbringen kann.

Eigentlich ist das komisch: Familienfotos, Füller und Laptop landen nicht in Gucci- und PradaTaschen, sondern in quadratisch-praktischen Pappbehältnissen, die früher nur Knackis im Film vor sich hertrugen, wenn sie bleichgesichtig und um Jahre gealtert die Haftanstalt verließen. Fehlt nur noch die Kordel im Hosenbund, wie sie Chaplin in "Moderne Zeiten" trug. Statt stylisch sehen die "Masters of the Universe", wie Autor Tom Wolfe die Haie von der Wallstreet in seinem Jahrhundert-Roman "Fegefeuer der Eitelkeiten" nannte, jetzt nur noch schäbig aus. Damit müssen die Banker erst mal fertig werden. Das ist kein Pappenstiel.

Leuten, die sie mit den Krediten für ihre Häuser in den Ruin getrieben haben, geht's ähnlich. Die müssen kurzfristig das, was eben noch ihr Zuhause war, verlassen. Und behalten oft auch nur genau so viel, wie in ein paar Pappkartons passt. Am Ende landen dann vielleicht die glücklosen Arbeitsnomaden neben den glücklosen Umzugsnomaden unter der Brücke. Die Pappe, das Symbol der Krise, ist schon da. Hält nämlich Obdachlose schön warm, wenn sie Pappe an Pappe schlafen.

"Nobel geht die Welt zugrunde" heißt es. Aber ganz offensichtlich geht die Welt für manch einen Broker und Banker eben auch mal kleinlaut und mickrig zugrunde. Sie passt in eine Box. Vielleicht lernt man so, dass es jeden erwischen kann, dass man vielleicht gar nicht so viel braucht, wie man glaubt - und dass ein bisschen Demut gelegentlich angebracht ist. Diese Erkenntnis jedenfalls wäre nicht von Pappe.