Begonnen hat alles mit dem Traum vom Eigenheim. Zig Millionen Amerikaner haben ihn gehabt - doch für viele von ihnen ist er zum Albtraum geworden.

Hamburg. Begonnen hat alles mit dem Traum vom Eigenheim. Zig Millionen Amerikaner haben ihn gehabt - doch für viele von ihnen ist er zum Albtraum geworden. Ohne Eigenkapital zu Billigzinsen schwatzten ihnen Banken Hypothekenkredite auf. Die Banker warben mit "Buy now, pay later " (Kaufe jetzt, zahle später). Gekauft wurde, bezahlt in vielen Fällen nicht.

Da in den USA Hypothekenkredite meist mit einer kurzfristigen Zinsbindung vergeben werden, kam für viele Hausbesitzer bereits nach ein, zwei Jahren das böse Erwachen. Bei den Banken machte sich Verunsicherung breit, weil der Konjunkturmotor zu stottern begann und die ersten Kunden ihre Billigkredite nicht mehr tilgten. Um diese Verluste auszugleichen, erhöhten die Banker nun die Zinsen für die noch solventen Kunden. Ein Fehler: Denn auch der breite Mittelstand war nun nicht mehr in der Lage, Zinsen und Tilgungen rechtzeitig zu begleichen. Monatsraten für das fremdfinanzierte Eigenheim von 3000 Dollar und mehr überforderten selbst Angestellte mit höheren Einkommen. Die Kunden leisteten den Offenbarungseid, die Baufinanzierer versuchten den letzten Ausstieg - doch der führte direkt in die aktuelle weltweite Finanzkrise.

Die Ramschkredite wurden weiterverkauft. Banken rund um den Globus schlugen zu, witterten das große Geld. Sie wollten günstig Kredite kaufen, abwarten - und im Konjunkturhoch ihre Darlehen gewinnbringend weitergeben. Doch der Wirtschaftsboom fiel aus. Die Geldhäuser schoben sich gegenseitig faule Kredite zu. Banker wurden zu Zockern, die bei ihrem Monopoly von der Parkallee geträumt hatten und am Ende den Spieltisch mit Milliarden-Schulden verlassen mussten.

Im Juni 2007 beginnt das Banken-Domino mit der Schieflage der US-Investmentbank Bear Stearns. Fehlspekulationen des Geldhauses führen zu Milliardenabschreibungen und wenige Monate später zur Übernahme durch den Konkurrenten JP Morgan. Die Steine fallen nun im Monatstakt. In Großbritannien wird der Hypothekenfinanzierer Northern Rock verstaatlicht, nachdem sich Schlangen von Menschen vor den Filialen des Instituts gebildet hatten, die um ihr Geld bangten. Die Citigroup trennt sich von über 400 Milliarden Dollar an Vermögenswerten und schrumpft dadurch um ein Fünftel. Die Schweizer UBS verliert mehr als 20 Milliarden Euro.

Auch das deutsche Bankensystem bleibt von den weltweiten Finanzturbulenzen nicht verschont. Die teilstaatliche Mittelstandbank IKB, die erst vor kurzem an den US-Finanzinvestor Lone Star zu einem Schnäppchenpreis verkauft wurde, belastet die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und den Bund mit fast elf Milliarden Euro. Nahezu alle Landesbanken geraten in den Strudel der Finanzkrise. Die SachsenLB trifft es am härtesten, sie wird zunächst von der Sparkassengruppe mit 17 Milliarden Euro gestützt und später von der Landesbank Baden-Württemberg geschluckt.

Im September zieht dann die US-Regierung - nach zahlreichen teuren Hilfsaktionen - auch die Reißleine für die großen Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac. Beide werden unter staatliche Aufsicht gestellt, bekommen Hilfen von mehr als 200 Milliarden Dollar. Bei der viertgrößten US-Investmentbank Lehman Brothers klinkt sich die Regierung nun aus, nimmt die Insolvenz in Kauf. Washington will nicht länger Geld in ein Fass ohne Boden pumpen.