Sparprogramm, Jobabbau, Insolvenz - schlechte Nachrichten sind beinahe an der Tagesordnung. In solchen Zeiten müssen sich Arbeiter in Angst besondere Aktionen ausdenken, um Aufmerksamkeit zu erregen: 220 Qimonda-Werker meldeten sich in Dresden gleichzeitig arbeitssuchend.

Dresden. Die Aktion: Gemeinsam betraten rund 220 Qimonda-Werker am Mittwoch das Dresdner Arbeitsamt und meldeten sich arbeitssuchend. Ihr Ziel: Nach Angaben der Initiatoren wollten sie auf den drohenden Arbeitsplatzverlust durch die Insolvenz des Speicherchipherstellers aufmerksam machen.

Der Grund: Findet sich bis Ende März kein Investor für das Unternehmen, verlieren rund 2960 Mitarbeiter ihre Jobs. Zeitgleich begannen bei Qimonda die Verhandlungen zwischen Vertretern von Arbeitnehmern und Insolvenzverwalter über die Modalitäten einer Transfergesellschaft. Damit soll der sofortige Gang in die Arbeitslosigkeit für die verbliebenen Mitarbeiter verhindert werden.

Die Reaktion: Das Dresdner Arbeitsamt hatte kurz vor von der Aktion von dem Plan erfahren. Zehn Mitarbeiter wurden abgeordnet, um den Ansturm zu bewältigen, sagte eine Sprecherin. In einem extra geöffneten Raum seien Anträge und Unterlagen ausgeteilt worden, die in Ruhe zu Hause ausgefüllt werden sollen. Die Betroffenen wurden als arbeitsuchend erfasst. "In 40 Minuten war alles erledigt", sagte sie. Mitarbeiter des Unternehmens sollten sich rechtzeitig bei der Behörde melden, auch wenn sie noch keine Kündigung in den Händen haben.

Der Hintergrund: Bei den Verhandlungen im Unternehmen zwischen Vertretern der Arbeitnehmerseite und des Insolvenzverwalters geht es unter anderem um die finanzielle Ausstattung der Transfergesellschaft. Die Beschäftigten wollen erreichen, dass das sogenannte Transferkurzarbeitergeld von 60 bis 67 Prozent des letzten monatlichen Einkommens aufgestockt wird. "Ich habe die Hoffnung, dass es mit Qimonda weitergehen wird", hatte Betriebsrats-Chef Martin Welzel vorab gesagt.

An diesem Donnerstag geht es auf einer Landtagssondersitzung um die Minderheitsbeteiligung des Freistaats, der Sachsen bislang skeptisch gegenübersteht. An dem insolventen Speicherchiphersteller zeigt sich der chinesische Server- und Softwareunternehmen Inspur interessiert. Für ein Konzept wird aber eine staatliche Beteiligung als notwendig gesehen, zu die der Freistaat sich abwartend verhält. Qimonda-Beschäftigte wollen vor dem Landtag demonstrieren und noch einmal Druck für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze machen.