Das hochsubventionierte Werk für Speicherchips geht in den Standby-Betrieb: Der Großteil der 2800 Mitarbeiter hatte am Dienstag die letzte Schicht, nur 200 von ihnen halten die Stellung - in der Hoffnung auf den Tag X, wenn sich endlich ein Investor findet.

Dresden. Die Erinnerungen an zwölf Jahre beim Dresdner Speicherchiphersteller Qimonda passen in eine Plastiktüte. Ein Elektroniker packt den Hefter mit einigen Urlaubskarten von Kollegen, die Kaffeetasse mit der Aufschrift "Dresden" und ein paar persönliche Papiere in die Tüte.

"Das war's erst einmal", sagt der Mann. Er ist 42, bei Qimonda hat er damals seine berufliche Karriere begonnen. Die ist jetzt fürs erste vorbei - der einstige Leuchtturm der europäischen Chipindustrie musste Insolvenz anmelden.

Von den derzeit noch knapp 2800 Mitarbeitern werden die meisten in eine Transfergesellschaft wechseln. Ohne diese könnte der vorläufige Insolvenzverwalter nicht weiter nach einem Investor suchen, da das Geld nur noch bis zum 1. April reicht. Eine Kernmannschaft von rund 200 Menschen sichert in den kommenden Monaten den Standby-Betrieb der hochkomplizierten Fertigungsprozesse - in der Hoffnung auf den Tag X: Wenn sich ein Investor findet und die Maschine Qimonda wieder in Fahrt kommt.

"Hoffentlich ist es kein Abschied für immer"

Ein Strom von Mitarbeitern geht an diesem sonnigen Tag durch die verschiedenen Werkstore, wo riesige Qimonda-Fahnen im Wind flattern. Die Stimmung ist gedrückt, erinnert an die Nachwendezeit, als dutzende DDR-Firmen pleitegingen und tausende Menschen ihre Jobs verloren. Reden will kaum jemand. Bringt doch nichts. "Ich will meinen Namen nicht in der Zeitung sehen", sagen sie und erzählen dann doch, welche Gedanken ihnen durch den Kopf gehen. "Ich hoffe auf die Transfergesellschaft", sagt ein schmaler 38-Jähriger. Was er dort genau machen wird? Achselzucken. "Es gibt ein Profiling, um unsere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen", sagt der studierte Informatiker.

"Hoffentlich ist es kein Abschied für immer", murmelt ein anderer Qimondaner vor dem Werkstor. Er gehört nicht zu dem Team, das den Standby-Betrieb aufrechterhalten und an der zukunftsträchtigen "Buried-Wordline"- Technologie arbeiten soll, dem Hochzeitsgeschenk für einen möglichen Investor.

Einer zeigt sich optimistisch und weist auf das mit Investitionen und Fördermitteln in Millionenhöhe im Norden der sächsischen Landeshauptstadt errichtete Werk mit tausenden Quadratmetern Reinräumen im Hintergrund. "Es ist schwer vorstellbar, das hier alles einstaubt", sagt er. Eine Kartbahn oder ein Tropical Island, wie es in Brandenburg aus einer ehemaligen Produktionshalle entstand, kann er sich dort schlecht vorstellen. Aber an so einem Tag ist es ohnehin schwer, sich die Zukunft auszumalen. So oder so.