Der Allianz-Konzern ist zwar gut ins neue Jahr gestartet, trotzdem erhöht Europas größte Versicherung ihre Jahresprognose nicht.

München. Weniger Naturkatastrophen , mehr Gewinn und trotzdem gibt sich Europas größter Versicherungskonzern zurückhaltend: Die Allianz erwartet von den Schuldenstaaten in der Eurozone neue Hiobsbotschaften für die Finanzmärkte. Obwohl das erste Quartal in der Versicherung sehr gut gelaufen sei, werde der Konzern seine Jahresprognose nicht erhöhen, sagte Finanzvorstand Oliver Bäte am Dienstag in München: „Wir rechnen mit weiteren Schocks und sind deshalb nach wie vor sehr vorsichtig“, erklärte er.

Wenn Griechenland seine Verpflichtungen nicht einhalte, werde das Land spätestens im Sommer pleite sein, und „andere Länder könnten angesteckt werden“, warnte Bäte. Die Allianz hat in Italien, Spanien , Portugal und Irland rund 36 Milliarden Euro in Staatsanleihen investiert. „Wir haben zum italienischen Staat und Finanzsystem sehr großes Vertrauen“, sagte Bäte, aber „in Spanien sehen wir die Situation sehr kritisch“.

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Der Umsatz der Lebensversicherung sank im ersten Quartal, weil ihr italienischer Vertriebspartner UniCredit viel weniger Policen über die Bankschalter verkaufte. Seit März laufe es allerdings wieder besser, betonte Bäte. In Spanien musste die Allianz soeben 77 Millionen Euro auf ihre Beteiligung an der Banca Popular abschreiben. Die Rekapitalisierung der von der Immobilienkrise gebeutelten spanischen Banken müsse endlich gelingen, mahnte Bäte.

Im übrigen lief es im ersten Quartal aber gut für den Konzern. Der Umsatz stieg leicht auf über 30 Milliarden Euro. Weil Naturkatastrophen ausblieben, legte das operative Ergebnis um 40 Prozent auf 2,3 Milliarden zu und der Gewinn um 58 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Vor einem Jahr hatten der Tsunami in Japan, das Erdbeben in Neuseeland und andere Katastrophen das Ergebnis verhagelt.

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Die Allianz bekräftigte ihre Jahresprognose: Ziel bleibt ein operatives Ergebnis von 8,2 Milliarden Euro. „Im Moment sind wir trotz schwieriger Marktbedingungen vorsichtig optimistisch“, sagte Bäte. Die Rückzahlung von Finanzhilfen an den US-Versicherer Hartford brachte der Allianz im ersten Quartal 180 Millionen Euro zusätzlich in die Kasse, der Rest wird im zweiten Quartal verbucht.

Die wichtigste Sparte, die Schaden- und Unfallversicherung, konnte Umsatz und Preise steigern und trug mehr als die Hälfte zum Konzernergebnis bei. Die Ausgaben für Wirbelstürme und andere Naturkatastrophen dürften im Jahresverlauf jedoch steigen, sagte der Finanzvorstand. Ein Sorgenkind werde das ganze Jahr über die US-Tochter Fireman's Fund bleiben – ihre Kosten übersteigen die Prämieneinnahmen, jetzt versucht sie höhere Preise durchzusetzen. Bei der deutschen Sach- und Unfallversicherung sei der Umsatzrückgang gestoppt worden, und die zu hohen Vertriebskosten würden angepackt. „Wir sind mit der Entwicklung sehr zufrieden", sagte Bäte.

Die Lebensversicherung litt unter dem schwachen Italien-Geschäft und dem Rückzug aus Japan, aber das Ergebnis stieg dank Rückenwind von den Börsen ebenso wie in der Vermögensverwaltung kräftig. Die Allianz baue ihren Bestand an riskanten Staatsanleihen ab und investiere wegen der niedrigen Zinsen für sichere Anleihen mehr in Immobilien und Infrastruktur-Projekte. „Das hilft uns sehr“, sagte Bäte. (dpa/abendblatt.de)