Audi scheint nur die Überholspur kennen: Trotz Eurokrise und Konjunktursorgen steigt Audi nun in das Geschäft mit Motorrädern ein.

Ingolstadt. Die VW-Tochter Audi profitiert wie die Rivalen BMW und Daimler von der weltweit enormen Nachfrage nach teuren Limousinen und noblen Geländewagen. Die Schuldenkrise in Europa und Konjunktursorgen können die deutschen Oberklassehersteller derzeit kaum bremsen. „Wir erwarten für 2012, dass sich der globale Aufschwung fortsetzt. Jedoch wird die wirtschaftliche Dynamik nachlassen“, sagte Vorstandschef Rupert Stadler am Donnerstag auf der Hauptversammlung in Ingolstadt. Stadler will den Abstand auf BMW weiter verkürzen und auf Sicht an den Münchnern vorbei, die bisher an der Spitze der Branche fahren.

Helfen soll dabei auch die neuste Tochter der Ingolstädter, die italienische Luxus-Motorradmarke Ducati . Mit dem Kauf der noblen Zweiradschmiede wagt sich Audi in ein Geschäftsfeld, das als recht schwierig gilt. Bisher war hier nur BMW unterwegs. Dabei ist der Motorradmarkt in Europa kein einfaches Feld. Ducati gilt nach harten Jahren inzwischen aber als sehr ertragreich. „Auch deshalb haben wir uns entschieden, rund 50 Jahre nach dem Auslauf der NSU Supermax wieder in das Motorradgeschäft einzusteigen“, sagte Stadler. Zudem gilt Ducati als Lieblings-Zweirad von Autopatriarch Ferdinand Piëch. Der VW-Chefaufseher sitzt auch im Audi-Aufsichtsrat.

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Nach der Ducati-Übernahme begannen aber auch Spekulationen über einen Vorstandsumbau bei Audi. Verschiedene Medien berichteten etwa Vertriebschef Peter Schwarzenbauer könnte durch VW-Marketingchef Luca de Meo ersetzt werden. Zudem sei denkbar, dass Entwicklungschef Michael Dick (60) in den Ruhestand geht und Platz für Wolfgang Dürheimer macht, den bisherigen Chef der VW-Töchter Bentley und Bugatti. Audi-Aufsichtsratschef und Volkswagen-Boss Martin Winterkorn dementierte die Berichte am Donnerstag nicht wirklich deutlich. Der Aufsichtsrat rede regelmäßig über die Besetzung des Vorstands, sagte Winterkorn am Ende seiner Rede. Aber: „Es gibt keine Entscheidung.“

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Ebenfalls noch nicht entschieden ist der Standort für das neue Audi-Werk in Mexiko. Der Konzern will dort ab 2016 schneller, günstiger und vor allem unabhängiger vom Dollar-Kurs für den nordamerikanischen Markt produzieren. Gerade in den USA will Audi den Abstand auf die dort starken Konkurrenten von BMW verkürzen. Im mittlerweile wichtigsten Markt China will Stadler die Führungsposition verteidigen und ausbauen. Dank des frühen Starts von VW im Reich der Mitte in den 1980er Jahren liegt Audi dort vor BMW und Daimler. Vor allem in Übersee soll es also nach oben gehen.

Schwieriger wird es in Europa, hier rechnet Audi mit einem Absatz auf dem Niveau des Vorjahres oder leicht darüber. Eine Prognose sei aber schwierig. „Während wir in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Russland bereits eine besondere Audi-Konjunktur sehen, kämpfen Märkte wie Italien und Spanien immer noch mit schwierigen Rahmenbedingungen“, sagte Stadler. Auch BMW und Daimler merken das, dem Geschäft schadet das aber bisher kaum. Audi hat nach dem erfolgreichsten Jahr der Firmengeschichte auch im ersten Quartal Bestmarken gesetzt. Mit einem operativen Gewinn von 1,4 Milliarden Euro steuerten die Bayern fast die Hälfte zum Quartalsgewinn bei.

Das freut auch die wenige verblieben Aktionäre abseits von VW. Audi gehört zwar zu mehr als 99 Prozent VW, dennoch ist der Konzern nach wie vor eine Aktiengesellschaft mit weiteren Anteilseignern. Dennoch: die Wahl von Wolfgang Porsche und der Chefin der niedersächsischen Staatskanzlei, Christine Hawighorst, in den Aufsichtsrat der Volkswagen-Tochter galt als sicher.