Im Kampf für mehr Gehalt haben Mitarbeiter der Metallindustrie ihre Arbeit niedergelegt. IG Metall will Warnstreik am Freitag fortsetzen.

Hamburg. Die Warnstreikwellde der IG Metall hat am Donnerstag Norddeutschland erreicht: Etwa 14.000 Beschäftigte aus mehr als 60 Betrieben der Metall- und Elektroindustrie haben im Norden die Arbeit niedergelegt. In Hamburg beteiligten sich etwa 4.000 Metaller an drei Protestzügen, wie ein Sprecher der IG Metall sagte.

Zeitweise hat die Kundgebung auf dem Hamburger Spielbudenplatz in St. Pauli etwas von einem Volksfest: Zwischen Würstchen- und Pommesbuden standen die Menschen mit roten Mützen herum, rauchen, reden, lachen. Einige halten Luftballons in der Hand, andere werfen Plastikbälle in die Menge. Auf der Bühne sorgt eine Rockband für musikalische Unterhaltung – eine typische Atmosphäre für Gewerkschaftsdemos.

+++ Warnstreikwelle rollt – Hunderte in Hamburg beteiligt +++

+++ Metaller verschärfen bundesweit ihre Warnstreiks +++

Dann aber betrat Natascha Meier das Podest. „Junge Menschen sollen ihre Zukunft ohne Angst vor prekärer Beschäftigung planen können“, rief die Jugend- und Auszubildendenvertreterin der Firma Still, die Gabelstapler produziert, am Donnerstag in die Menge. „Wir jungen Menschen sind mehr als nur Posten auf den Abrechnungen der Unternehmen!“

Ein ohrenbetäubendes Trillerpfeifenkonzert war die Anwort. Plakate werden in die Luft gereckt. „Ausbildung ohne Übernahme ist wie Hamburg ohne Blohm + Voss“, ist darauf zu lesen. Und: „Zukunft und Perspektiven für die junge Generation.“ Natascha Meier trifft den Nerv ihrer jungen Kollegen. „Übernahme, unbefristet!“, schallt ihr die Hauptforderung der Metall- und Elektrolehrlinge entgegen.

Die unbefristete Übernahme von Auszubildenden ist eine von drei Forderungen der IG Metall im Tarifstreit mit den Arbeitgebern. Außerdem verlangen die Beschäftigten 6,5 Prozent mehr Geld und mehr Mitspracherechte bei der Leiharbeii.

Die Arbeitgeber haben bisher 3 Prozent mehr Geld angeboten und die weiteren Gewerkschaftsforderungen abgelehnt. IG-Metall-Bezirksleiter Meinhard Geiken sagte auf der Kundgebung: „Wir haben deutlich gemacht, was wir von dem ersten Angebot der Arbeitgeber halten - nämlich gar nichts.“

Geiken warf den Arbeitgebern vor, den Konflikt mit ihrem bisherigen Angebot von 3Prozent mehr Lohn für 14 Monate verschärft zu haben. „Wer so etwas anbietet, muss sich nicht wundern, wenn die Beschäftigten zu Tausenden auf die Straße gehen“, sagte der Gewerkschafter. Insgesamt traten in Hamburg rund 8000 Beschäftigte aus mehr als 40 Betrieben in den Ausstand.

In Hannover beteiligten sich etwa 1500 Mitarbeiter aus 13 Firmen an einer Demonstration durch die Stadt. In Niedersachsen traten zudem 900 Beschäftigten in sieben Metallbetrieben in den Ausstand, darunter in der Neuen Jadewerft in Wilhelmshaven und in den Oldenburger Zahnradwerken.

In Bremen legten etwa 3400 Mitarbeiter von sechs Firmen der Automobilindustrie und deren Zulieferern die Arbeit nieder. Die beiden angekündigten Demonstrationen und die drei Kundgebungen, unter anderem vor dem Bremer Sitz des Daimler-Konzerns, mussten aufgrund starken Regens teilweise abgebrochen werden, wie ein Sprecher der IG Metall sagte.

Am Freitag (4. Mai) sollten sich in Bremen Beschäftigte der Luft- und Raumfahrtindustrie sowie aus dem Schiff- und Maschinenbau an Warnstreiks beteiligen, so dass an beiden Tagen etwa 7000 Beschäftigte in 21 Firmen die Arbeit niederlegen sollten. Auch im nordwestlichen Niedersachsen sowie in Schleswig-Holstein sollten die Warnstreiks fortgesetzt werden.

In Lübeck wurde am Donnerstag vor zwei Standorten des Drägerwerkes sowie der Maschinenbaufabrik Baader zu Kundgebungen aufgerufen. Laut IG Metall beteiligten sich mehr als 1000 Beschäftigte an dem Ausstand.

Die nächste Runde der Tarifverhandlungen im Bezirk Küste ist für 9. Mai in Bremen geplant. (dapd/dpa/abendblatt.de)