Der Tarifkonflikt in der Metall- und elektroindustrie nimmt Fahrt auf. Ab Sonntag wird die IG Metall massive Warnstreiks forcieren.
Frankfurt. Die roten Fahnen und Westen sind aus dem Keller geholt, die Trillerpfeifen liegen bereit. Die IG Metall rüstet für eine massive Warnstreikwelle, mit der sie die festgefahrenen Tarifverhandlungen für die rund 3,6 Millionen Beschäftigten auf Touren bringen will. Im Visier haben die Streikstrategen die brummenden Werke der Autokonzerne ebenso wie die exportstarken Maschinenbau- und Elektrounternehmen.
Für die Gewerkschaft geht es dieses Mal um mehr als nur um 6,5 Prozent mehr brutto. In der ersten Runde in halbwegs stabilem konjunkturellen Umfeld seit vier Jahren hat Deutschlands stärkste Gewerkschaft zwei Themen auf die Agenda gesetzt, die möglichst viele junge Menschen an die Organisation binden sollen. Auf der anderen Seite rufen die Parolen „Faire Leiharbeit“ und „Unbefristete Übernahme“ bei den Arbeitgebern heftige Abwehrreaktionen hervor. Beim Geld, so versichern hochrangige Gewerkschaftsfunktionäre wie NRW-Bezirkschef Oliver Burkhard, werde man sich schon einigen. Das erste Angebot der Arbeitgeber lautet auf 3,0 Prozent.
Beim Problemkreis Leiharbeit verfolgt die Gewerkschaft eine Doppelstrategie: Von den Metallarbeitgebern verlangt sie mehr Mitbestimmung der Betriebsräte zum Einsatz der mehr als 200 000 Leiharbeiter in der Branche, auf der anderen Seite verhandelt sie parallel mit den Zeitarbeitsverbänden über pauschale Zuschläge für die entliehenen Arbeitnehmer. Nur letzteren Teil will Gesamtmetall mittragen. Die Unterschiede zwischen Leih- und Stammarbeitern seien zu groß geworden, sagt Präsident Martin Kannegiesser.
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Eine Annäherung über die Branchenzuschläge erwartet bei der dritten Zeitarbeits-Verhandlungsrunde an diesem Freitag in Frankfurt niemand ernsthaft. Zu komplex sei die erstmals zu regelnde Materie, sagen Insider. Außerdem ist nun einmal der enge Zusammenhang zu den Metalltarifverhandlungen vorhanden, in denen in den nächsten Warnstreiktagen erstmal gar nichts vorangehen wird. „Branchenzuschlag und mehr Mitbestimmung über Leiharbeit sind für uns zwei Seiten der selben Medaille“, sagt die Zeitarbeits- Verhandlungsführerin der IG Metall, Helga Schwitzer. „Idealtypisch werden beide Verhandlungen nahezu zeitgleich abgeschlossen.“
Harte Fronten gibt es auch beim Thema Übernahme. Die Gewerkschaft erweise den umworbenen Jungen einen „Bärendienst“, wenn sie die unbefristete Übernahme aller Ausgebildeten verlange, sagt Kannegiesser. Schärfere Übernahmevorschriften führten zu einer strengeren Auslese am Beginn der Ausbildung, das Angebot gerade für schwächere Bewerber werde zwangsläufig zurückgehen.
Zunächst bremst ausgerechnet der Tag der Arbeit die Kampfbereitschaft der Metaller. Erste Aktionen in Westdeutschland soll es zwar bereits in der Nacht zum Sonntag geben, wenn einige Nachtschichten etwa bei Osram in Berlin oder bei Thyssen-Krupp Rasselstein im rheinland-pfälzischen Andernach um 0.00 Uhr die Arbeit liegenlassen. Doch am folgenden Brückentag und am Maifeiertag findet erstmal wenig statt, so richtig kommt die Maschinerie erst am 2. Mai in Schwung und wird mindestens bis zur nächsten Verhandlungsrunde nicht zu stoppen sein.
Die beginnt am 8. Mai im baden-württembergischen Sindelfingen. Eine Vorentscheidung über den Pilotbezirk sei damit aber noch nicht verbunden, versichern beide Seiten. Heißer Konkurrent ist erneut der Bezirk NRW. (dpa)