Telefonanbieter Alice hat den Vertrag mit seinem Werbegesicht gekündigt, weil sich das Model nicht von Gaddafi-freundlichen Aussagen distanzierte.
München/Rom. Die Schwärmereien für Gaddafi-Sohn Mutassim führen zum ersten Karriere-Knick für Model Vanessa Hessler. Nach ihren umstrittenen positiven Äußerungen zum Clan des getöteten libyschen Ex-Diktators Muammar al-Gaddafi hat der Telefon- und Internetanbieter Alice die Reissleine gezogen und seinem Werbegesicht gekündigt.
"Sie wird ab sofort nicht mehr unsere Werbefigur sein“, sagte Unternehmenssprecher Albert Fetsch, Sprecher des Alice-Mutterkonzerns Telefonica, am Montag in München. Ihre Äußerungen über Libyen vertrügen sich nicht mit den Werten und Vorstellungen von Telefonica, begründete Fetsch die Entscheidung. "Alice“ gehört mittlerweile zum Konzern Telefonica. Der Vertrag der gebürtigen Römerin war erst vor knapp einem Jahr bis Ende 2012 verlängert worden. Die blonde Schönheit war vor allem durch ihre Werbung für den Telefonanbieter "Alice“ in Deutschland bekanntgeworden.
Auch der Nachrichtenagentur dapd bestätigte ein Unternehmenssprecher am Montag den Schritt. "Sie hat sich nicht klar von ihren Aussagen distanziert, deswegen haben wir die Konsequenzen gezogen“, sagte der Sprecher. Zuvor habe Alice in Kontakt mit Hesslers Management gestanden.
In die Kritik geraten war Hessler durch ein vorab bekannt gewordenes Interview in der italienischen Zeitschrift "Diva e Donna“ (1. November), in dem das 23-jährige Model ihre lange Beziehung zu Mutassim Gaddafi offenbart. "Das war eine leidenschaftliche Geschichte, wir sind vier Jahre lang zusammen gewesen“, sagte das italo-amerikanische Topmodel. Der Sohn des libyschen Ex-Diktators Muammar al-Gaddafi war am 20. Oktober in den Bürgerkriegswirren ums Leben gekommen. "In diesem Moment widert mich alles an, außer Libyen“, erzählte das blonde Fotomodell der Zeitschrift von ihren Gefühlen nach dem Tod des Gaddafi-Sohnes.
"Ich mag nicht daran denken, dass es wahr ist. Es ist alles sehr traurig“, fügte sie hinzu. Die Gaddafi-Familie sei auch nicht so gewesen, wie sie dargestellt werde, sie habe "normale Menschen“ getroffen. "Wir - Frankreich und Großbritannien - haben die Rebellen finanziert. Die Leute wissen nicht, was sie tun“, meinte Hessler zur Verteidigung des Gaddafi-Clans und ihres toten Ex-Liebhabers.
Am Sonntag hatte Telefonica eine Distanzierung des Mannequins von diesen Aussagen verlangt, wie Unternehmenssprecher Fetsch sagte. Es handele sich um Hesslers private Aussagen, die in keiner Weise der Position des Unternehmens entsprechen.
Hessler, die in diesen Tagen im italienischen RAI-Fernsehen als ein modernes Aschenputtel zu sehen sein wird, will nicht mehr von ihren libyschen Erfahrungen sprechen, "es tut mir zu sehr weh“. Das libysche Volk sei ihr weder besonders arm noch sonderlich fanatisch vorgekommen. "Man muss nicht alles glauben, was so gesagt wird“, meinte sie. Libyens Schicksal liege ihr jedenfalls sehr am Herzen.
Mutassim war der viertälteste der sieben Söhne Muammar Gaddafis. Während Mutassim ebenso wie sein Vater von libyschen Rebellen getötet wurde, ist das Schicksal von Gaddafis Lieblingssohn Saif al-Islam weiter unklar. Dem per internationalem Haftbefehl gesuchte 39-Jährige soll wegen Verbrechen an der Menschlichkeit der Prozess vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gemacht werden.
Mit Material von dpa und dapd