Im Juni 2009 wurde ein zehnjähriger Junge aus einer Jugendherberge in Rheine entführt. Jetzt konnte ein Verdächtiger ermittelt werden.
Steinfurt/Rheine. Die Entführung eines zehnjährigen Jungen im Juni 2009 aus einer Jugendherberge im münsterländischen Rheine ist aufgeklärt. Die Polizei habe anhand von DNA-Spuren an der Kleidung des Opfers einen Verdächtigen ermittelt, sagte der Steinfurter Landrat Thomas Kubendorff am Freitag bei einer Pressekonferenz. Unter Tatverdacht stehe ein 29-Jähriger, der wegen Eigentums- und Drogendelikten bereits seit Oktober vergangenen Jahres in Untersuchungshaft sitze.
Ein anfangs vermuteter Zusammenhang zum ungeklärten Mord am neunjährigen Dennis aus Niedersachsen 2001 sei ausgeschlossen, betonte Kubendorff. Die Soko Dennis ermittele in fünf Mordfällen bei denen ein Serientäter seit den 90er Jahren Jungen aus Zeltlagern oder Herbergen entführt und ermordet hatte. Der Beschuldigte im münsterländischen Fall habe für einige dieser Fälle ein Alibi und sei zudem zu jung gewesen.
Die Polizei geht davon aus, dass es sich bei dem Verdächtigen auch um den Mann handelt, der seit 2001 immer wieder Kinder in ihren Schlafzimmern in Rheine belästigte. Zu den Vorwürfen schweige er.
Im vergangenen Sommer soll der Mann den schlafenden Jungen nachts aus einem Mehrbettzimmer der Herberge getragen und in einen nahen Stadtpark gebracht haben. Dort zwang ihn „der große Mann mit den weißen Turnschuhen“ - wie der Junge später seinen Peiniger beschrieb - seine Hose ausziehen. Schließlich habe er den Jungen aber laufen lassen.
Der 29-Jährige aus Rheine war schon früh ins Visier der Ermittler geraten. Kurz nach der Entführung des aus dem Harz in Niedersachsen stammenden Jungen war er mehrfach vernommen worden. Die Polizei ließ ihn aber laufen, weil ihn die zunächst ausgewerteten DNA-Spuren noch nicht eindeutig belasteten. Erst ein weitergehendes Gutachten von Ende Januar überführte den Mann.
Ob der 29-Jährige pädophile Neigungen habe, sei unklar. Sexueller Missbrauch konnte ihm nicht nachgewiesen werden. Er soll aber schon früher Kinder belästigt haben. 2001 soll er zwei Zehnjährigen in ihren Häusern aufgelauert haben, auch 2009 soll er einen weiteren schlafenden Jungen in seinem Zimmer überfallen haben. Zudem habe er sich ein Jahr vor der Entführung in Rheine als Hausmeister in der dortigen Herberge ausgegeben. Skeptische Besucher hatten ihn damals vertrieben.
“Wir sind überzeugt, dass er die Tat begangen hat“, sagte Polizei- Ermittler Jürgen Poscher. Aus polizeilicher Sicht sei es ein geklärter Fall. Die Polizei hatte 3300 Menschen überprüft. Eine eigens eingerichtete Kommission mit zeitweise 27 Beamten löste sich ohne Fahndungserfolg ein halbes Jahr nach der Tat auf. Auch Hinweise nach der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY“ hatten keine heiße Spur ergeben. Der betroffene Junge aus der Herberge hat sich nach Angaben der Polizei mittlerweile wieder gefangen. Er sei aber gerade mit der Familie im Urlaub und konnte daher noch nicht über die Ermittlungsergebnisse informiert werden.