Nach zehn Jahren konnte der Mordfall an Dennis Klein aus Osterholz-Scharmbeck aufgeklärt werden. In insgesamt drei Mordfällen und 40 Sexualdelikten legte der 40-jährige Hamburger Martin N. ein Geständnis ab. Er war Pädagoge und Jugendbetreuer in Schullandheimen.

Verden/Hamburg. Der Mord an Dennis Klein und 2 weiteren Jungen ist aufgeklärt. Der 40-jährige Martin N. hat am Mittwoch gestanden, zwischen 1992 und 2004 den 13-jährigen Stefan Jahr, den achtjährigen Dennis Rostel und den neunjährigen Dennis Klein ermordet zu haben. Zudem hat er um die 40 Sexualdelikte gestanden. Er war am Mittwoch von einer Spezialeinheit der Polizei in seiner Wohnung festgenommen worden. Die Beamten sicherten Datenträger, die weitere Erkenntnisse bringen sollen. Martin N. ist Pädagoge und war früher als Jugendbetreuer in Schullandheimen tätig, wo er mehrere Kinder missbraucht haben soll. Der entscheidende Hinweis auf den Serienmörder kam von einem seiner Missbrauchsopfer.

Der neunjährige Dennis Klein aus Osterholz-Scharmbeck in Niedersachsen war am 5. September 2001 nachts aus einem Schullandheim im Kreis Cuxhaven verschwunden. Zwei Pilzsammler fanden seine Leiche zwei Wochen später ca. 45 Kilometer von dem Heim entfernt. Die Ermittler jagten Jahre lang ein Phantom, in den Medien "Der Schwarze Mann" genannt. Die Ermittler stießen erst nach dem Mord an Dennis auf Parallelen zu anderen Fällen. Der Täter war dabei immer nach dem gleichen Muster vorgegangen: Stets vergriff sich der Täter nachts an Jungen mit ähnlicher Statur und in einem ähnlichen Alter, stets drang er unbemerkt in Schullandheime, Internate und Zeltlager ein.

Zum ersten Mal schlug Martin N. im Jahr 1992 zu. Er hat in der Nacht zum 24. Juli den 13-jährigen Stefan Jahr aus Hamburg aus einem Internat in Scheeßel im Landkreis Rotenburg/Wümme entführt haben. Anfang Mai 1992 wird Stefan Jahr getötet und gefesselt im Verdener Stadtwald gefunden.

In der Nacht zum 24. Juli 1995 entführte Martin N. den achtjährigen Dennis Rostel aus dem Ferienzeltlager Selker Noor bei Schleswig. Zwei Wochen später wird seine Leiche in einer Düne bei Holstebro in Dänemark gefunden.

Im August vergangenen Jahres bekam der Fall Dennis und damit auch die anderen Mordfälle neue Aufmerksamkeit. Ein Zeuge hatte sich bei der Polizei gemeldet, nachdem er einen Fernsehbericht über den Entführungs- und Mordfall von 2001 gesehen hatte. Ihm sei dabei "blitzartig" eingefallen, dass er den vermissten Jungen schon einmal gesehen hatte, sagte Martin Erftenbeck, Leiter der Soko "Dennis" im Februar. Der Zeuge konnte Angaben über das Fahrzeug des möglichen Mörders machen. Doch die Hinweise erwiesen sich als haltlos.

Den entscheidenen Hinweis auf den Serienstraftäter lieferte ein früheres Missbrauchsopfer von Martin N. Der Zeuge berichtete demnach, er sei mehrere Monate vor dem Missbrauch bei einer Jugendfreizeit von einem Betreuer in auffälliger Weise auf seine Wohnsituation angesprochen worden. Der Täter drang dann 1995 in das Haus des Jungen ein. Der Zeuge habe sich nach dem erneuten Fahndungsaufruf vor neun Wochen noch einmal bei der Polizei gemeldet, teilten die Ermittler am Freitag mit. Dabei machte er Angaben, die auf die Spur des 40-Jährigen führten.

Martin N. war schon 2007 von der Soko "Dennis" vernommen worden. Ein Verdacht erhärtete sich laut Polizei damals aber nicht, weil der Mann teils ausweichend geantwortet und falsche Angaben gemacht habe. Martin N., der in Bremen geboren und aufgewachsen ist, lebte bis zu seiner Festnahme in Hamburg-Wilstorf und galt als umgänglich und hilfsbereit. Der 40 Jährige ist seit seinem 21. Lebensjahr alleinstehend.

In der Nachbarschaft von Martin N. hat die Festnahme Bestürzung ausgelöst. "Wir können es einfach nicht fassen“, sagte ein älterer Nachbar, der gemeinsam mit seiner Frau im selben Haus Wand an Wand mit dem mutmaßlichen Kindermörder wohnte. Er beschrieb ihn als unauffällig. "Man hat von ihm nichts gehört. Wir können nichts sagen. Er ist vielleicht ein Eigenbrötler“, sagte der Nachbar.

Die Staatsanwaltschaft Stade will noch in diesem Jahr das Verfahren gegen den 40-Jährigen eröffnen.

Hier finden Sie den Liveticker zur Pressekonferenz:

12:48 Uhr: Die Pressekonferenz ist beendet.

12:45 Uhr: Ermittler konnten keine DNA-Spuren des Täters sicherstellen. N. hat Opfer auch vor der Haustür abgepasst und missbraucht.

12:41 Uhr: Martin N. hat als Jugendbetreuer seine Schützlinge missbraucht. In Hamburg keine Übergriffe in Wohnhäusern bekannt.

12:39 Uhr: Martin N. wohnte nicht in Bremen-Horn, wo er mehrfach zugeschlagen hat.

12:36 Uhr: Vor der Tat von 1992 hat der Täter an einem Seminar im Schullandheim teilgenommen. Polizei wird weitere Ermittlungen führen und sich auf die Zeit nach seiner letzten gestandenen Tat von 2004 konzentrieren.

12:34 Uhr: Martin N. kannte zwei seiner Opfer persönlich.

12:31 Uhr: Geständnis bezieht sich neben den Morden auf ca. 40 Missbrauchstaten in Schullandheimen, Wohnhäusern und Zeltlagern.

12:30 Uhr: Täter war immer unauffällig und hilfsbereit.

12:27 Uhr: Der Mann war schon früher als Sexualstraftäter bekannt.

+++ Die Mordserie des Martin N. +++

12:24 Uhr: Die Polizei bedankt sich bei der Bevölkerung für ihre Mithilfe.

12:22 Uhr Täter ist Pädagoge, war Lehramtsstudent und als Jugendbetreuer aktiv. Martin N. lebt seit seinem 21. Lebensjahr allein.

12:16 Uhr: Täter wurde schon 2007 vernommen. Weitere Überprüfungen hatten aus Mangel an Beweisen und Hinweisen keine Verbindungen zu anderen Taten ergeben.

12:06 Uhr: Täter gesteht die Morde an Dennis Rostel, Stefan Jahr und Dennis Klein (siehe unten). Täter hat sich in der Nähe der Tatorte eingemietet. Der 40-Jährige Harburger Martin N. befindet sich zurzeit in der JVA Niedersachsen.

12:05 Uhr: Täter wurde am Mittwoch von Spezialkräften in seiner Wohnung in Hamburg-Harburg festgenommen. Staatsanwaltschaft bestätigt Geständnis des Mannes. Taten umfassen 3 Tötungsdelikte in Schullandheimen und Zeltlagern.

12.02 Uhr: Geständnis abgelegt: Der Täter stammt aus Hamburg.

11.56 Uhr: Auf dem Podium sitzen von Jürgen Menzel, Sprecher der Soko Dennis; Alexander Horn von der Operativen Fallanalyse Bayern; Kai Thomas Breas, Staatsanwaltschaft Stade; Uwe Jordan, Leiter der Polizeiinspektion Verden; Martin Erftenbeck, Leiter der Soko Dennis und Karsten Lemcke, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes. 15 Kamerateams haben sich im Verdener Rathaus versammelt, um die PK zu verfolgen.