Vorstand Thomas M. Klischan hält Leseförderung bei Kindern und Jugendlichen für enorm wichtig - auch um später auf dem Ausbildungsmarkt Chancen zu haben.
"Schock deine Lehrer, lies ein Buch" - so lautete der Name eines äußerst erfolgreichen Leseprojekts im vergangenen Sommer. "Das war toll, die Bücherhallen wurden geradezu überrannt", erzählt Thomas M. Klischan, Vorstand der Nordmetall-Stiftung, die den SommerLeseClub in Schleswig-Holstein maßgeblich finanzierte. Nun könnte es im Hamburger Umland bald heißen: "Schock deine Lehrer, lies Zeitung". Denn die Stiftung des Arbeitgeberverbands Nordmetall übernimmt je zwei Abendblatt-Paten-Abos für 55 weiterführende Schulen in und um Stade sowie im Raum Norderstedt. Damit kann die Abendblatt-Initiative, Zeitungen an Schulen und damit Schüler verstärkt zum Lesen zu bringen, großflächig in die Metropolregion ausgeweitet werden.
"Lesen ist eine Grundvoraussetzung für erfolgreiches Lernen und wichtig für eine gute Ausbildung", betont Klischan. "Leseförderung für Kinder und Jugendliche erscheint uns sehr wichtig. Deshalb unterstützen wir die Abendblatt-Aktion. Mit einer Zeitung kann man seinen Wissenshorizont erweitern", sagt der passionierte Zeitungleser, der schon morgens beim Frühstück mehrere Tageszeitungen liest. Zeitung könne Jugendliche dazu bringen, sich intensiv mit bestimmten Themen auseinanderzusetzen. "Das ist mehr, als nur die Schlagzeilen im Internet zu lesen. Bei der Zeitung kann ich immer wieder zurückblättern, und ich habe die Möglichkeit, mich mit anderen auszutauschen", so der 61-Jährige.
Bildung muss nach Ansicht des Stiftungsvorstands, der auch Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Nordmetall ist, schon im Kindergarten anfangen. "Schon in diesem Alter können wir bei Kindern eine Affinität zu Technik und Naturwissenschaften wecken", davon ist der gebürtige Düsseldorfer überzeugt. Die Stiftung bietet daher Kitas und Grundschulen beispielsweise mobile Experimentierstationen an und hat mit Projekten wie "Miniphänomenta" und "Versuch macht klug" großen Erfolg. "Eine Kindergärtnerin aus Altona ist mir mal um den Hals gefallen. Sie sagte, ,wir trauen uns selbst an so was nicht ran, aber es ist so toll, dass die Kinder experimentieren können'", erzählt Klischan, selbst Vater von zwei erwachsenen Töchtern. Ob eines dieser Kita- oder Grundschulkinder jemals später Ingenieur wird, "das werden wir nicht nachprüfen. Es ist auch nicht nötig, ihnen alle physikalischen Phänomene zu erklären. Wichtig ist uns, dass die Kinder staunen."
Doch natürlich habe man im Hintergrund die Hoffnung, dass sich bei etlichen Mädchen und Jungen die Neugier auf Naturwissenschaft und Technik steigert und sie später in dieses Berufsfeld drängen. Denn Bewerber in der Metall- und Elektroindustrie würden dringend gesucht, sagt Klischan.
Nordmetall vertritt 270 Mitgliedsfirmen mit insgesamt 110 000 Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie im norddeutschen Raum. Diese brauchen qualifizierte Mitarbeiter. Die Basiskenntnisse der jungen Bewerber in den Hauptfächern habe sich aber stetig verschlechtert, sagt Klischan. "Die Kernkompetenzen sind flüssiges Lesen, fehlerfreies Schreiben und Rechnen. Über die Hälfte der Bewerber erreichen das nicht." Doch inzwischen gehe es für viele Firmen schon nicht mehr darum, dass man Ausbildungsplätze nicht mehr mit Einser-Kandidaten besetzen könne, "wir haben vor allem in Mecklenburg-Vorpommern Unternehmen, die überhaupt keine Auszubildenden mehr finden". Unter anderem deshalb hat Nordmetall das Projekt "Nordchance" ins Leben gerufen, das auch Jugendlichen ohne Schulabschluss eine Berufsorientierung anbietet. Innerhalb von fünf Jahren sollen 1000 Jugendliche im Norden die Chance bekommen, sich dadurch für eine Ausbildung zu qualifizieren. Für Klischan auch eine gesellschaftliche Verpflichtung: "Wir können uns aus demografischen und sozialen Gründen nicht erlauben, auf diese jungen Menschen zu verzichten."