Gegen den Haupttäter liegt aber Haftbefehl wegen versuchten Totschlags vor. Derweil wurde in Berlin ein weiterer 29-Jähriger zusammengeschlagen.
Berlin. Nach dem brutalen Angriff auf einen Mann im Berliner U-Bahnhof Friedrichstraße sind die beiden 18-jährigen Täter wieder auf freien Fuß. Gegen den Haupttäter, der das 29-jährige Opfer mit mehreren Tritten gegen den Kopf schwer verletzt hat, sei zwar Haftbefehl wegen versuchten Totschlags erlassen worden, teilte die Polizei am Montag mit. Gegen Auflagen habe er jedoch Haftverschonung bis zum Prozess erhalten. Der Schüler war bisher bei der Polizei nicht aufgefallen. Der zweite Täter wurde ebenfalls nach den Vernehmungen entlassen. Ihm wird gefährliche Körperverletzung zur Last gelegt.
Der Haupttäter hatte sich bereits am Sonnabend der Polizei gestellt, der Mittäter meldete sich dann am Sonntag in einer Dienststelle. Die beiden 18-Jährigen hatten den jungen Mann am frühen Sonnabendmorgen auf dem U-Bahnhof in Mitte angegriffen und misshandelt. Das Opfer wurde verprügelt und bis zur Bewusstlosigkeit getreten. Es liegt mit schweren Kopfverletzungen noch immer im Krankenhaus, ist aber außer Lebensgefahr, wie ein Polizeisprecher am Sonntag mitteilte.
Anschließend flüchteten beide Tatverdächtigen. Eine Überwachungskamera hatte den Übergriff aufgezeichnet. Mit der Veröffentlichung von Bildern sowie einer Videosequenz hatte die Polizei dann nach den Tätern gesucht. Die Ermittlungen der Mordkommission dauern an.
Tatverdächtiger war in aggressiver Stimmung
Nach Polizeiangaben hatte sich der erste Tatverdächtige, bei dem es sich um den Haupttäter handeln soll, am Sonnabendabend bei einer Dienststelle gemeldet. Er sei vernommen worden und habe ein umfassendes Geständnis abgelegt.
Als Motiv gab der junge Mann, der bisher polizeilich noch nicht in Erscheinung getreten sei, demnach an, "in einer aggressiven Stimmung gewesen zu sein und nach Streit gesucht zu haben“. Vorausgegangen waren laut Polizeiangaben bereits Verbalattacken gegenüber anderen Passanten.
Zudem führte der 18-Jährige an, zur Tatzeit betrunken gewesen zu sein. Der Schüler sollte noch am Sonntag einem Richter wegen versuchten Totschlags zum Erlass eines Haftbefehls vorgeführt werden.
Komplize darf Aussage verweigern
Im Zuge der Vernehmung konnte auch der gleichaltrige Komplize identifiziert werden, der sich Sonntagmittag bei der Polizei meldete. Ihm werde ein Angebot zur Vernehmung unterbreitet, bei dem es ihm frei steht, sich zu äußern, sagte der Polizeisprecher.
Hintergrund ist, dass er sich für eine gefährliche Körperverletzung verantworten muss, die er gemeinsam mit seinem Kompagnon an einem Zeugen begangen hatte. Dieser 21-Jährige war bei der Prügelattacke mutig eingeschritten und hatte versucht, den Schläger festzuhalten. Dessen Begleiter trat ihm den Angaben zufolge aber in den Rücken, sodass er stürzte und sich leicht verletzte.
Weiterer brutaler Übergriff auf 29-Jährigen
Nur Stunden nach dem brutalen Angriff auf den 29 Jahre alten Mann im U-Bahnhof Friedrichstraße ist Berlin-Friedrichshain ein ebenfalls 29-Jähriger bewusstlos geschlagen und getreten worden. Die Polizei teilte am Sonntag mit, dass der Mann in Friedrichshain gegen 21.30 Uhr von vier Unbekannten angegriffen wurde. Der Mann blieb nach mehreren Schlägen und Tritten bewusstlos in der Straße der Pariser Kommune liegen. Zeugen alarmierten die Bundespolizei, doch das Quartett flüchtete, bevor die Beamten eintrafen.
Der 29-Jährige erlitt schwere innere Kopfverletzungen und musste in ein Krankenhaus gebracht werden. Er wollte sich nicht zu dem Angriff äußern, als er kurz zu Bewusstsein kam. Lebensgefahr besteht aber nicht. Zu Einzelheiten und Hintergründen konnte die Polizei am Sonntag zunächst keine weiteren Angaben machen.
In den vergangenen Monaten war es wiederholt zu brutalen Übergriffen auf Bahnhöfen der Hauptstadt gekommen. Bei einem Überfall auf zwei Maler am U-Bahnhof Lichtenberg war Mitte Februar ein 30-Jähriger ins Koma geprügelt worden. Eine weitere Attacke gab es unter anderem auf dem U-Bahnhof Kurfürstendamm, wo ein 23-Jähriger von sieben Tätern mit einem Schlagstock schwer verletzt wurde. Angesichts dieser Fälle wird in der Stadt schon länger über die Sicherheit im öffentlichen Nahverkehr debattiert. (dpa/dapd)