Unsere Schule: Abendblatt stellt das Gymnasium im Schulzentrum Am Heimgarten vor
Ahrensburg. Zivilcourage - in großen weißen Buchstaben steht das Wort an der Tafel der 9 b. Die Schüler haben ihre Stühle zu einem Kreis zusammengeschoben. "Ihr habt 15 Minuten Zeit, euch Begriffe zu überlegen, die ihr mit dem Thema Zivilcourage verbindet", sagt Bildungsreferentin Tanja Witten und reicht den Schülern Plakate und Stifte. Die Neuntklässler des Gymnasiums Am Heimgarten nehmen gerade an einem Präventionsprojekt teil. Während ihrer Schulzeit absolvieren sie fünf solcher Projekte, zum Beispiel auch im Bereich Suchtprävention.
"Die Schüler freuen sich auf die Seminare", sagt Marcus Rehbein. Aufmerksam beobachtet der Chemie-, Physik-, Informatik- und Science-Lehrer seine Schüler dabei, wie sie Begriffe wie Zusammenhalt, Verantwortung und Unterstützung aufschreiben. "Zivilcourage bedeutet, zu helfen und Verantwortung zu übernehmen, wenn jemand geschlagen wird", sagt Benjamin, 14. Sein Mitschüler Torge, 14, hat das Wort "Charakter" notiert. Er sagt: "Wenn ich nicht einfach wegschaue, wenn etwas passiert, ist das Charakter."
"Ich bin seit 32 Jahren an dieser Schule - es gibt immer wieder neue Impulse"
Projekte, die über den normalen Unterrichtsstoff hinausgehen, haben am Gymnasium Am Heimgarten einen hohen Stellenwert. So beschäftigen sich die Schüler in der neunten und zwölften Klasse zum Beispiel mit dem Thema Berufsfindung. Was das Leben eigentlich kostet, lernen die Jugendlichen beim Projekt Lebensplanung. Lehrerin Gabriele Reichmann-Heise sagt: "Oft stellen die Schüler fest, dass das Gehalt in ihrem angestrebten Beruf und ihre Ansprüche nicht zusammenpassen."
Reichmann-Heise kümmert sich als Beratungslehrerin des Gymnasiums um Schüler, Eltern und Lehrer. Sie hilft zum Beispiel Schülern bei familiären Problemen oder Konflikten mit Klassenkameraden, Eltern bei Erziehungsschwierigkeiten und Lehrern beim Umgang mit schwierigen Schülern. Sie sagt: "Ich bin seit 32 Jahren an dieser Schule, und es gibt immer wieder neue Impulse. Das ist positiv."
Wenn sich Johanna Koch, Birte Feldvoss, Jonas Becker, Claudia Hilgenstock, Christopher Stahl und Tobias Gerling am Mittwochnachmittag im Schullabor treffen, dann implodieren schon mal Fässer. Die Schüler des 13. Jahrgangs gehören der Arbeitsgemeinschaft Naturwissenschaften an. Im Dezember zeigten sie ihre Experimente in der Aula der Schule vor mehr als 350 Menschen.
Marcus Rehbein und Christa Spier leiten die Arbeitsgemeinschaft. "Die Schüler arbeiten selbstständig an Projekten", sagt Spier, "wir stellen ihnen dafür das Schullabor zur Verfügung, helfen bei Problemen, empfehlen Literatur und unterstützen bei der Themenfindung." Vor einem Jahr gelang es ihren Schülern Tobias Gerling und Christopher Stahl, beim Wettbewerb "Jugend forscht" den ersten Platz auf Landesebene zu belegen. Dafür beschäftigten sich die beiden Jugendlichen mit dem Feuertornado. "Sie haben zum Beispiel verschiedene Drahtsorten getestet, um ein möglichst großes Feuer zu bekommen", sagt Christa Spier, die am Gymnasium Am Heimgarten Chemie, Biologie und Science unterrichtet.
Science ist ein Unterrichtsfach, das bei den Sechst- und Siebtklässlern des Gymnasiums seit einem Jahr statt Biologie, Physik und Chemie vier Stunden wöchentlich auf dem Plan steht. "Auslöser war die Frage, wie wir G 8 am besten umsetzen", sagt Spier. Fächerübergreifende Themen wie die Dichte, der Umgang mit dem Bunsenbrenner oder das Verfassen eines Versuchsprotokolls seien früher in jedem Fach einzeln besprochen worden.
"Mit unserer neuen Variante sparen wir Zeit", sagt Spier. Schulleiter Gerd Burmeister ergänzt: "Wir haben die Chance genutzt, die die Verkürzung der Gymnasialzeit von neun auf acht Jahre gebracht hat. Die Ausgestaltung der neuen Erlasse haben wir gut hinbekommen, weil wir ein Kollegium haben, das sich viel mit Neuerungen auseinandersetzt." So hätten sie dafür gesorgt, dass das Gymnasium für die Schüler auch weiterhin attraktiv sei.
Das Gymnasium Am Heimgarten darf sich zudem Referenzschule beim Sinus-Programm nennen. "Wir entwickeln dabei neue Unterrichtsformen im Bereich Naturwissenschaften und testen sie aus", sagt Lehrer Marcus Rehbein. Dabei gehe es insbesondere um Alternativen zum Frontalunterricht.
Umgesetzt werden können diese Ideen am besten im Lernatelier im Neubau der Schule. In dem 194 Quadratmeter großen Raum gibt es Plätze für Gruppenarbeit und Frontalunterricht sowie 16 Computer. "Im Unterricht herrscht oft viel Stress, weil sich die Schüler zu sehr auf die Pelle rücken", sagt Christa Spier, "im Lernatelier haben wir dagegen optimale Bedingungen." Den Schülern gefällt es, dass an ihrer Schule viele Gruppenarbeiten gemacht werden. "In Geschichte haben wir zum Beispiel eine Rundfunkreportage erstellt", sagt Zehntklässlerin Leonie, "das hat Spaß gemacht."
In der Cafeteria der Schule können sich die Schüler vom Unterricht ausruhen. Montags, dienstags, mittwochs und donnerstags gibt es dort warmes Essen wie Aufläufe, Hähnchen-Nuggets oder Reispfannen. Die Speisen werden von den Müttern, Vätern und Großeltern der Schüler zubereitet. Helga Braun, Mutter einer Zwölftklässlerin, sagt: "Vor acht Jahren haben wir mit 30 Essen pro Tag angefangen, inzwischen müssen wir für 140 Schüler kochen."
"Wir haben viele Lehrer, die für uns Schüler da sind - das ist schön"
Auch Torben, Justus und Michèle sitzen in ihren Freistunden oder Pausen gern in der Cafeteria. Die Neunt- und Zehntklässler haben Anfang des Schuljahres als Team den Posten des Schülersprechers übernommen. "Wir haben an unserer Schule viele interessierte Lehrer, die für uns Schüler da sind", sagt Michèle, "das ist schön."
Der Elternbeiratsvorsitzenden Gerit Plieth gefällt besonders das neue Methodenkonzept der Schule. "Hier nimmt die Schule eine Vorreiterrolle ein", sagt Plieth. Das Konzept legt verbindlich fest, in welcher Klassenstufe die Schüler welche Methode lernen. Es geht um Themen wie das Erstellen von Plakaten, das Vortragen von Referaten oder das Lernen von Vokabeln. "Früher wurden in Biologie andere Versuchsprotokolle verlangt als in Physik", sagt Schulleiter Gerd Burmeister, "jetzt gibt es einen Konsens."
Seit 1994 ist das Gymnasium Unesco-Projekt-Schule. Über das Jahr verteilt gibt es Veranstaltungen wie zum Beispiel die Afrika-Tage, bei denen acht Referenten aus Afrika mit den Schülern der fünften und sechsten Klassen kochen, trommeln, basteln, lernen und tanzen. Die Unesco-Arbeit wird mit Geld unterstützt, das jedes Jahr bei einem Spendenlauf zusammenkommt. Um andere Projekte kümmert sich der Schulverein mit 552 Mitgliedern. "Wir helfen zum Beispiel Familien, die sich keine Klassenfahrten leisten können", sagt Conny Roling-Becker, Schriftführerin des Vereins. In den vergangenen Jahren sei die Zahl der Familien, die auf Unterstützung angewiesen sind, immer größer geworden.
Schulleiter Gerd Burmeister hat für die Zukunft seiner Schule vor allem einen Wunsch: "Ich hoffe, dass die Schulform des Gymnasiums erhalten bleibt", sagt er, "denn ich halte die Differenzierung für sinnvoll. Nur so können Schüler optimal gefördert werden."
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