Bei dem 33-jährigen Mann aus Schwerin wurden über 66 500 Dateien gefunden. Die Bilder und Videos zeigen grässliche Sex-Szenen mit Kindern.
Darmstadt. In einem der größten Kinderpornoprozesse Deutschlands geben die Angeklagten in Darmstadt immer mehr Vorwürfe zu. Ein 33-Jähriger aus Schwerin räumte am Donnerstag vor dem Landgericht ein, im Internet einen geheimen Porno-Treffpunkt mit der Bezeichnung „Zauberwald“ organisiert zu haben. Dabei hätten ihm auch Mitangeklagte geholfen, sagte der Mann am dritten Verhandlungstag vor dem Landgericht. Der 33-Jährige soll eine besondere Sammelwut an den Tag gelegt haben. Ermittler fanden bei ihm über 66 500 Dateien – so viel wie bei keinem der acht anderen Angeklagten.
An den Prozesstagen zuvor hatten schon andere Beschuldigte Details genannt. Zwei von ihnen sollen nicht nur pornografisches Material besessen, sondern auch dutzendweise Kinder selbst missbraucht haben. Ein 57 Jahre alter Hauptbeschuldigter aus Wald-Michelbach im Odenwald bat ein Opfer um Entschuldigung, das als Nebenklägerin auftritt. Ein promovierter Geophysiker aus Bremerhaven gab zu, einen Kinderporno-Chat programmiert und ausgebaut zu haben.
Die neun Männer im Alter zwischen 31 und 58 Jahren sollen zwischen 2006 und 2009 im Internet abgeschottete Porno-Treffpunkte zum Tausch unzähliger Bilder und Videos mit teilweise äußerst gewaltsamen Szenen organisiert haben. Bei den Männern wurden bei einer Razzia im September 2009 mehr als 100000 Sex-Dateien entdeckt. Sechs Verdächtige sitzen in Untersuchungshaft.
Der 33-Jährige sagte weiter, er habe sich in den Sex-Zirkeln unter anderem „Waldmeister“, „Superstar“ und „G-Punkt“ genannt. Zudem habe er einen weiteren Treffpunkt namens „Sonneninsel“ eingerichtet. Er betonte aber, dort lediglich administrativ tätig gewesen zu sein. Um in diesem Treff zu gelangen, hätten sich die Nutzer zuvor in einem Chat erst „bewähren“ müssen: Durch das Herunterladen einer bestimmten Anzahl von Bildern.
Ihm sei zwar immer mehr bewusst geworden, worum es in den Treffpunkten eigentlich ging. „Ich dachte sogar über eine Selbstanzeige nach, aber ich wollte die „Gemeinde“ nicht verlieren.“ In den Treffpunkten seien schließlich auch gute Gespräche geführt worden, etwa über Skat und Fußball, behauptete der 33-Jährige. Dass Nutzer der „Sonneninsel“ auch konkret Kinder missbraucht haben sollen, sei ihm nicht bekannt gewesen.
Der Vorsitzende Richter Jens Aßling hakte ein: „Aber die Bilder, das sind ja keine Schauspieler.“ Unter anderem seien besonders perverse Missbrauchsszenen von Kleinkindern gezeigt worden. Mit seiner technischen Unterstützung habe der Mann dazu beitragen, dass solche Bilder nachgefragt werden konnten, argumentierte der Richter. „Was habe ich denn gemacht?“, entgegnete der Angeklagte. „Ich habe das aufgemacht und ab und an mal administrativ reingeschaut.“
Den Antrag eines Verteidigers, das Verfahren gegen seinen 44 Jahre alten Mandanten aus Mönchengladbach wegen illegaler Ermittlungen einzustellen, lehnte die Strafkammer ab.
Der Prozess war im September in einem ersten Anlauf am vierten Verhandlungstag geplatzt, eine Schöffin war für befangen erklärt worden. Das Verfahren startete Ende September dann mit neuen Schöffen erneut. Verhandlungstermine gibt es Mitte Dezember.