Der mutmaßliche Kinderporno-Ring hat im Internet Treffpunkte für bestimmte Nutzer eingerichtet, die eine Aufnahmeprüfung bestehen mussten.
Darmstadt. Mehr als 160 Seiten Anklage, über 100 000 Porno-Dateien, zwei Dutzend Gerichtstermine - in einem der bundesweit größten Prozesse um Kinderpornografie stehen neun Männer in Darmstadt vor Gericht. Sie sollen „als Mitglieder einer Bande“ vor allem zwischen 2006 und 2009 massenweise Bildern und Videos ausgetauscht haben, auf denen der sexuelle Missbrauch von Kindern zu sehen sein soll. Dafür habe der mutmaßliche Kinderporno-Ring im Internet eigens Treffpunkte für bestimmte Nutzer eingerichtet. Die Bande habe sich im Netz vollkommen abgeschottet, sagte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch zum Prozessauftakt vor dem Landgericht.
„Die Treffpunkte konnten selbst mit Suchmaschinen wie Google nicht gefunden werden“, sagte Oberstaatsanwalt Rainer Franosch beim Verlesen der Anklage. Für die Treffs seien Bezeichnungen wie „Zauberwald“ und „Sonneninsel“ gewählt worden. Teilnehmer hätten sich Spitznamen wie „Waldmeister“ und „Lumpi“ zugelegt. Wer dazugehören wollte, habe erst einmal eine Art Aufnahmeprüfung bestehen müssen.
Die Gruppe war bei einer Razzia im vergangenen Jahr aufgeflogen. Dabei waren die Ermittler auf mehr als 100 000 Dateien gestoßen. Bis Mitte Dezember sind fast zwei Dutzend Verhandlungstage in Darmstadt geplant.