In den Zügen von und nach Berlin waren die Klimaanlagen ausgefallen. Mehrere Schüler einer Klasse aus Nordrhein-Westfalen dehydrierten.
Berlin/Bielefeld. Mehrere ICE-Züge von und nach Berlin mussten am Wochenende wegen ausgefallener Klimaanlagen und Überhitzung gestoppt werden. Schüler aus Remscheid und Willich brachen am Sonnabendnachmittag auf dem Rückweg von ihrer Klassenfahrt nach Berlin in einem Intercity-Express zusammen. Neun Jugendliche mussten nach Angaben der Feuerwehr in Bielefeld ins Krankenhaus gebracht, einige mit Infusionen versorgt werden. Insgesamt hatten 27 Schüler medizinische Hilfe nötig. Als der Zug am Sonnabendabend kurz nach 19 Uhr in Bielefeld stoppte, waren Feuerwehr und Rettungsdienst mit einem Großaufgebot vor Ort, um die Hitzeopfer zu betreuen. Einige Fahrgäste aus Berlin mussten sogar doppelt leiden – nachdem ihr „Sauna“-Zug in Hannover stoppte und sie den nächsten ICE nahmen, fiel der zweite Zug einen Halt weiter in Bielefeld ebenfalls aus. Bahn-Sprecher Jürgen Kornmann sprach von drei ICE von Berlin Richtung Köln, die am Sonnabend in Hannover oder Bielefeld aus dem Verkehr gezogen wurden. Wie heiß es in dem Zug mit den Schülern gewesen sei, wisse er nicht. Unklar sei auch, wie viele Fahrgäste insgesamt betroffen gewesen seien. Augenzeugen berichteten von gleichen Problemen in einigen Wagen eines Intercitys zwischen Köln und Bochum. Am Freitagabend wurde zudem ein ICE , der nach Karlsruhe fahren sollte, bereits im Berliner Hauptbahnhof gestoppt. Laut Durchsage war es wegen der Hitze in einigen Wagen „unzumutbar“ weiterzufahren.
Angesichts von 1400 Fernverbindungen seien das „bedauerliche Ausnahmefälle“ und kein flächendeckendes Problem, sagte Kornmann. „Es tut uns aber in jedem einzelnen Fall leid.“Ursachen für die Probleme könnten die sehr hohen Außentemperaturen in Verbindung mit sehr vielen Fahrgästen sein. „Das kann dazu beigetragen haben, dass die Klimaanlagen der Belastung nicht standgehalten haben.“
Generell gelte, dass bei einer gestörten Klimaanlage in einem Wagen die Fahrgäste in andere Wagen umgesetzt werden sollten. Außerdem gebe es kühle Getränke. Wenn das nicht ausreiche, werde der Zug angehalten, sagte Kornmann. Zwischen Hannover und Bielefeld gebe es allerdings keinen weiteren ICE-Bahnhof. Die Deutsche Bahn arbeite auch über Nacht daran, die defekten Züge wieder in Ordnung zu bringen.
Nach Schilderungen von Fahrgästen hatten sich in dem völlig überfüllten Zug mit der Schulklasse dramatische Szenen abgespielt. Dehydrierte Schüler lagen in den Gängen. In den Waggons am Ende des Zuges seien viele Menschen umgekippt und hätten sich auf den Boden legen müssen. Die Mutter eines kleinen Jungen habe in ihrer Verzweiflung versucht, während der Fahrt mit dem Nothammer eine Scheibe im Zug einzuschlagen, damit ihr kurz vorm Kollaps stehender Sohn Luft bekam. Die Temperaturen im Zug hätten jenseits der Marke von 50 Grad gelegen. „Das war wie in einer Sauna. Fünf Minuten später wären bestimmt alle kollabiert“, sagte der Schüler Bastian F. (16) dem Bielefelder „Westfalen-Blatt“. Der Zeitung zufolge waren 91 Rettungskräfte auf dem Bielefelder Hauptbahnhof im Einsatz.
+++ Erhöhte Ozonwerte gemessen +++
Die meisten Betroffenen waren Schülerinnen und Schüler im Alter von 16 bis 18 Jahren aus Willich und Remscheid, wie das „Westfalenblatt“ weiter berichtete. Sie wurden noch auf dem Bahnsteig mit Kochsalzinfusionen versorgt. Neun Schülerinnen mussten dem Bericht zufolge mit Kreislaufproblemen in Bielefelder Krankenhäuser gebracht werden. Für die übrigen Schüler organisierte die Bielefelder Feuerwehr demnach klimatisierte Omnibusse, die die Jugendlichen und ihre Lehrer in der Nacht zum Sonntag nach Hause brachten.