In der französischen Callgirl-Affäre ist der frühere IWF-Chef im nordfranzösischen Lille in Polizeigewahrsam genommen worden.
Paris. Der ehemalige IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn steht als Verdächtiger in einer Callgirl-Affäre erneut im Visier der Justiz. Nach einer Vorladung der französischen Ermittlungsbehörde begab sich der 62-Jährige am Dienstag im nordfranzösischen Lille zur Polizei, um seine Aussagen zu machen. Er fuhr in einem Wagen mit getönten Scheiben vor und wurde von einem Anwalt begleitet.
Es geht vor allem um die Frage, ob er bei seiner Teilnahme an gesponserten Sex-Partys wusste, dass die Teilnehmerinnen Prostituierte waren. Sollten die Ermittler Hinweise darauf finden, droht Strauss-Kahn eine Anklage wegen Beihilfe zur Zuhälterei.
Die zweite Frage im Zentrum der Vernehmungen ist die Finanzierung der Sex-Partys. Sie wurden von zwei Getreuen des 62-Jährigen organisiert - einer von ihnen rechnete sie über seine Firma ab. Sollte Strauss-Kahn über die betrügerischen Machenschaften informiert gewesen sein und gegebenenfalls auch illegale Gegengeschäfte in Aussicht gestellt haben, droht ihm eine Anklage wegen Veruntreuung. Den Prostituierten waren nach Medienberichten 500 bis 1600 Euro für Partys in Paris, Brüssel und New York gezahlt worden.
Der Ex-IWF-Chef war Mitte vergangenen Jahres nach Vorwürfen eines Zimmermädchens in New York festgenommen worden. Das strafrechtliche Verfahren wegen versuchter Vergewaltigung war jedoch wegen Zweifeln an der Glaubwürdigkeit des Zimmermädchens eingestellt worden.
Die Vorwürfe zwangen Strauss-Kahn zum Rücktritt als Chef des Internationalen Währungsfonds. Auch seine politische Karriere in Frankreich wurde gestoppt - lange hatte er bei den Sozialisten als aussichtsreicher Herausforderer von Nicolas Sarkozy bei den Präsidentenwahlen in diesem Jahr gegolten.