Hamburg. Wie kommt der HSV aus der Krise? Kapitän macht sich für Trainer Polzin stark und äußert sich über Schwachstellen der Mannschaft.

Sebastian Schonlau ist vom schmerzhaften Remis in Ulm (1:1) gezeichnet, als er am Dienstag im Volksparkstadion Autogramme schreibt und für Selfies zur Verfügung steht. Der HSV-Kapitän hat ein blaues Veilchen aus dem Duell beim Aufsteiger davongetragen. Ein harter Zweikampf sei der Grund dafür gewesen, sagt Schonlau am Rande des 17. Weihnachtstags, bei dem 1597 Geschenke für bedürftige Kinder und Jugendliche gesammelt wurden.

Für Schonlau gab es dagegen keine Geschenke – weder am Dienstag noch am vergangenen Sonnabend in Ulm, als der HSV seinen vorläufigen Tiefpunkt erreicht hat. Nur 25 Punkte nach 16 Spielen ist die schlechteste Bilanz in allen sieben Zweitligajahren. „Die Punkteausbeute ist definitiv unbefriedigend, genauso wie die erste Halbzeit in Ulm. Man darf aber nicht vergessen, dass wir drei Punkte hinter dem ersten Platz stehen“, sagt Schonlau beim Versuch zu relativieren und nicht alles schwarzzumalen.

Schonlau: HSV-Profis nicht am Limit

So richtig hat der Abwehrchef jedoch keine Erklärung dafür, warum dem HSV schon seit mehreren Jahren die Konstanz fehlt, die intern „ein großes Thema“ sei. Gerade auswärts bei vermeintlich kleinen Gegnern patzen die Hamburger regelmäßig – in der Hinrunde war das bei den Abstiegskandidaten Braunschweig (1:3) und eben Ulm der Fall. Auch diese offensichtliche Schwäche sei eine Thematik, räumt Schonlau ein, der nach den Heimsiegen gegen die Aufsteiger Regensburg (5:0) und Münster (4:1) gehofft hatte, dass die Mannschaft schon weiter sei.

Doch gerade in den vergangenen Wochen, als der HSV nur einen Sieg aus sieben Ligaspielen holte, folgte ein Rückschlag auf den nächsten. Aktuell erreicht kaum ein Spieler seine Leistungsgrenze. Wenige Ausnahmen wie Daniel Heuer Fernandes, Daniel Elfadli, Miro Muheim und Davie Selke bestätigen diese These. „Wir haben zurzeit zu viele Spieler, die nicht dauerhaft an ihrem Leistungsmaximum spielen“, gibt Schonlau zu. „Wir können nicht immer nur von theoretischen Potenzialen reden, die wir nicht abrufen.“

Recht hat er. Folgen nun endlich Taten?

HSV-Kapitän Schonlau mit Polzin-Rechnung

Gegen Fürth will der HSV zumindest für einen versöhnlichen Jahresabschluss sorgen. Danach beginnt die große Aufarbeitung im Volkspark, bei der es auch um die Zukunft von Interimstrainer Merlin Polzin gehen wird. Der 34-Jährige, der laut Schonlau wisse, wie er die Mannschaft „anpacken und greifen“ müsse, darf sich bei einem Dreier Hoffnungen machen, im Amt zu bleiben. „Wenn wir gegen Fürth gewinnen, hätten wir unter ihm acht Punkte geholt. Das wäre dann der Zwei-Punkte-Schnitt, den wir anpeilen“, lautet Schonlaus Rechnung.

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Sollte diese Kalkulation aufgehen, könnte Polzin ein besonderes Geschenk unter dem Weihnachtsbaum erwarten: die Beförderung zum Cheftrainer.