Hamburg. Der HSV-Investor ist enttäuscht: „Mir fehlen die ehrgeizigen Spieler. Ich fürchte, am Ende steigen Nobodys auf, aber nicht der HSV.“

Zum HSV will Klaus-Michael Kühne nichts sagen. Eigentlich. Der 87-Jährige weiß, dass jedes Wort zu seinem Lieblingsclub in Hamburg auf die Goldwaage gelegt wird. Deswegen beißt sich der HSV-Anteilseigner beim großen Abendblatt-Interview auf die Zunge. „Über den HSV sage ich nichts, das ist ein ganz trauriges Kapitel“, sagt der Milliardär lediglich – und lässt dann doch ein „aber“ folgen.

Wieder einmal ist mit Steffen Baumgart ein HSV-Trainer gescheitert. Wieder einmal suchen die Verantwortlichen um Sportvorstand Stefan Kuntz und Sportdirektor Claus Costa einen neuen Trainer – oder auch nicht. Bleibt Interimscoach Merlin Polzin? Oder bekommt der HSV im Winter Trainer Nummer drei in dieser Saison? All das treibt auch Edelfan Kühne um – und so langsam, aber sicher ärgert den Logistikunternehmer auch das Auftreten der Profis.

HSV: Kühne kritisiert Spieler

„Mir fehlen die ehrgeizigen Spieler“, sagt Kühne im Abendblatt-Interview – und geht damit auf die hochaktuelle Debatte ein, ob dem Club eine gewisse Leistungskultur fehlt. Sind Spieler zu schnell zufrieden, wenn sie beim HSV einen Vertrag unterzeichnet haben? Und warum kommen auch Leistungsträger wie Sebastian Schonlau und Jonas Meffert in dieser Hinrunde zu selten an ihre maximale Leistungsgrenze?

All das sind Fragen, die auch Kühne beschäftigen. Nur reden will der Wahlschweizer über all das nicht mehr. Zu oft hat sich Kühne in den vergangenen Jahren am Thema HSV abgearbeitet und dabei auch immer wieder verbrannt. Mit Markus Frömming hat Kühne noch immer einen Vertrauensmann im Aufsichtsrat, der sogar im Personalausschuss des Kontrollgremiums maßgeblich für die Nachfolgesuche des beurlaubten Ex-Vorstands Jonas Boldt verantwortlich war. Gemeinsam mit Aufsichtsratschef Michael Papenfuß und Stephan von Bülow hat sich Frömming für Stefan Kuntz entschieden.

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Doch unter Neu-Vorstand Kuntz, der zunächst an Trainer Steffen Baumgart festhalten wollte, spielt der HSV die bislang schlechteste Hinserie seiner Zweitligageschichte. Vor dem letzten Spieltag der Hinrunde ist der HSV auf den achten Platz zurückgefallen – und enttäuschte vor allem beim 1:1 in Ulm auf ganzer Linie.

Aktueller Tabellenführer der Zweiten Liga ist die SV Elversberg, der mit einem Mini-Etat die Zweite Liga aufmischt. Kühnes enttäuschtes Fazit: „Ich fürchte, am Ende steigen Nobodys auf, aber nicht der HSV.“

HSV hat Kühnes Aussagen zur Kenntnis genommen

Beim HSV hat man Kühnes Aussagen zur Kenntnis genommen, will aber kein weiteres Öl ins Feuer gießen. Sportvorstand Kuntz hat unregelmäßigen Kontakt zum Milliardär und regelmäßigen Austausch zu dessen Aufsichtsrat Frömming. Ihn wird Kuntz auch nach dem Spiel gegen Fürth darüber informieren, wie es in der Winterpause in Sachen Trainer beim HSV weitergeht.

Die HSV-Hoffnung bleibt, dass es auch nach dem letzten Spiel der Hinrunde für Kühne keinen Anlass gibt, sich offiziell zu seinem Lieblingsclub zu äußern. Idealerweise nicht mal inoffiziell mit einem „aber“...