Ulm. Der HSV ist nach 16 Spieltagen Achter mit nur 25 Punkten. Eine schwächere Bilanz gab es noch nie. Was bedeutet das für den Trainer?

Am Sonntagmorgen saßen Sportvorstand Stefan Kuntz, Sportdirektor Claus Costa, die Mannschaft und das Trainerteam um Merlin Polzin zur Analyse zusammen. Keine 24 Stunden nach dem 1:1 (0:1) beim Aufsteiger SSV Ulm ging es für den HSV in die Aufarbeitung der erneuten Enttäuschung.

Im Ergebnis der Analyse waren sich die Verantwortlichen einig: Die erste Halbzeit in Ulm, in der der HSV erstmals in der Zweitligageschichte ohne einen Torschuss blieb, sei nicht das Resultat einer fehlenden Einstellung zum Spiel, sondern die schlechte Umsetzung des Matchplans von Polzin gewesen.

HSV führt keine Trainerdiskussion

Entsprechend wird es in dieser Woche auch keine erneute Trainerdiskussion im Volkspark geben. Polzin wird, wie von Kuntz kommuniziert, das letzte Hinrundenspiel am kommenden Sonnabend gegen Greuther Fürth leiten. Wie es danach weitergeht, ist noch offen. Nach Abendblatt-Informationen wird die Zukunft von Polzin aber nicht alleine vom Ausgang des nächsten Spiels abhängen.

Klar ist aber auch: Noch so eine Halbzeit wie in Ulm, als der HSV alles vermissen ließ, worauf es im Fußball ankommt, würde die Position von Polzin erheblich schwächen. Mit einem überzeugenden Heimsieg gegen Fürth wäre die Wahrscheinlichkeit dagegen hoch, dass der HSV mit Polzin und seinem Trainerstab in die Rückrunde geht.

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Der schlechteste HSV der Geschichte

An einer Bilanz kommen aber auch Kuntz, Costa und Polzin nicht vorbei: Der HSV steht auf Platz acht so schlecht da wie noch nie zuvor in seiner Vereinsgeschichte seit der Bundesligagründung 1963. 25 Punkte nach 16 Spieltagen ist die schwächste Ausbeute im siebten Zweitligajahr.

Zum Vergleich: Vor einem Jahr unter Tim Walter waren es zu diesem Zeitpunkt 28 Punkte und Platz drei. Die bis dahin schlechteste Bilanz gab es in der ersten Saison unter Walter, 2021/22, als der HSV mit 26 Punkten nach 16 Spielen Siebter war, am Ende der Saison aber in der Relegation gegen Hertha BSC dem Aufstieg so nah kam wie in keinem anderen Jahr.  

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HSV erreicht in Ulm nächsten Tiefpunkt

Auch jetzt ist die Tabellenlage die einzige Komponente, die dem HSV noch Hoffnung macht, dass es im siebten Anlauf klappt. Drei Punkte beträgt der Rückstand auf die SV Elversberg, den 1. FC Köln und den SC Paderborn, die punktgleich die ersten drei Plätze belegen. Die enge Situation in der Zweiten Liga ist aktuell aber das einzig Positive an der HSV-Lage. Die erste Halbzeit in Ulm war ein weiterer Tiefpunkt einer missglückten Vorrunde, die mit dem Auswärtssieg in Köln am ersten Spieltag noch vielversprechend begann.

In Ulm zeigte der HSV einmal mehr sein Auswärtsgesicht bei kleinen Clubs, konnte mal wieder nicht gegen einen Aufsteiger gewinnen. Erst nach dem Rückstand durch Aaron Keller (34.), einer taktischen Korrektur und einer „sehr lauten“ Halbzeitansprache (O-Ton Sebastian Schonlau) durch Polzin zeigte der HSV eine zaghafte Reaktion, kam durch Davie Selke mit der ersten Torchance zum Ausgleich (49.), schwächte sich durch den schon vierten Platzverweis der Saison aber mal wieder selbst.

HSV-Profi Elfadli fliegt

Daniel Elfadli, der zuverlässigste Spieler der HSV-Saison, sah völlig überflüssig Gelb-Rot (68.). Seine erste Gelbe Karte hatte der 27-Jährige in der ersten Halbzeit wegen Ballwegschlagens gesehen. In der zweiten Szene verschätzte er sich bei einer Offensivaktion und grätschte den Ulmer Abwehrspieler Niklas Kolbe rüde um. „Das darf mir nicht passieren“, sagte Elfadli selbstkritisch. Trainer Polzin meinte: „Wir wissen, dass Daniel ein sehr impulsiver Spieler ist. Die erste Gelbe Karte war total unnötig.“

Auch in Unterzahl hatte der HSV die Chance, das Spiel für sich zu entscheiden. Doch Selke traf kurz vor Schluss ebenso nur den Innenpfosten (85.) wie zuvor Jean-Luc Dompé (51.). So ließ der HSV einmal mehr Punkte liegen. „Es darf nicht sein, dass wir erst hinten liegen müssen. Wir müssen hier gewinnen“, schimpfte Kapitän Schonlau, der diese Worte in den vergangenen dreieinhalb Jahren schon häufig wiederholen musste.

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Torschütze Selke wehrte sich gegen den Vorwurf, dass es an der fehlenden Einstellung gelegen habe. „Wir waren gut eingestellt. Die Trainer arbeiten sehr akribisch und bereiten uns gut vor.“ Auch Schonlau warb für eine weitere Zusammenarbeit mit Polzin. „Merlin erreicht die Mannschaft. Seine Anpassungen hatten eine große Wirkung. Es lag an den Spielern, die es nicht umgesetzt haben“, sagte Schonlau. Gegen Fürth sollten sie das besser tun, wenn ihnen die gemeinsame Zukunft mit Polzin wirklich wichtig ist.