Hamburg. Beim HSV-Spiel gegen Fürth geht es auch um die Stimmung im Volkspark – und um die Zukunft von Polzin, der einen Termin mit Kuntz hat.

Merlin Polzin hat sich in den vergangenen Tagen viele Gedanken gemacht. Wie der optimale Matchplan zum Hinrundenabschluss des HSV mit dem Heimspiel gegen Greuther Fürth (Sonnabend, 13 Uhr) aussehen soll. Welchen Lerneffekt er von seiner Mannschaft nach dem schwachen Spiel in Ulm (1:1) erwartet. Und wie er die Spieler ans Leistungslimit bringen will, von dem einige Profis zuletzt weit entfernt waren. Nur einen Gedanken will der Interimstrainer des HSV nicht gehabt haben: Dass die Partie gegen Fürth seine letzte in der Rolle des Cheftrainers sein könnte.

„Der Gedanke ist noch nicht aufgekommen, das kann ich versprechen“, versicherte Polzin am Donnerstag. „Es geht jetzt darum, das Stadion anzuzünden und zu zeigen, was in dieser Mannschaft steckt. Der Fokus liegt darauf, unsere Idee besser auf den Platz zu bekommen.“ Und trotzdem hat das Fürth-Spiel eine Art Endspielcharakter. Ein Endspiel für Merlin Polzin.

HSV entscheidet über Polzin – nach Fürth

Sportvorstand Stefan Kuntz will in den Tagen nach dem letzten HSV-Spiel des Jahres über die Trainerfrage entscheiden. Klar ist, dass Polzin seine persönliche Perspektive maßgeblich durch den Auftritt gegen die Franken verbessern kann. Dabei wird es nicht nur auf das nackte Ergebnis, sondern vor allem die Leistung ankommen.

Gelingt es dem 34-Jährigen, die Mannschaft über die kompletten 90 Minuten hinter seiner Idee zu vereinen, die für attraktiven und vor allem erfolgreichen Fußball stehen soll, dann hat er eine reelle Chance, den HSV in die Rückrunde zu führen. „Wir wollen den Fans mit einem Sieg gegen Fürth etwas zurückgeben und ab Januar maximal angreifen“, kündigt Polzin an.

HSV-Gipfel mit Polzin und Kuntz

Mit der Leistung gegen Fürth kann der Bramfelder Einfluss auf die Stimmung im Volkspark nehmen. Alles entscheidend in der Trainerfrage wird aber besonders die Analyse im Anschluss sein, wenn Polzin seinen Chefs Kuntz und Sportdirektor Claus Costa einen Plan vorlegen wird, wie er die zweite Halbserie beim HSV angehen will. „Es geht nicht nur darum, die letzten vier Wochen Revue passieren zu lassen, sondern darum, wie der Fahrplan des Vereins für das kommende Halbjahr aussieht“, sagt der HSV-Coach über die anstehenden Gespräche.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

In der Kürze der Zeit hatte Polzin noch nicht die Möglichkeit, die Spielweise komplett nach seinen Vorstellungen anzupassen. Vielmehr ging es in den vier Wochen seit dem Aus von Ex-Coach Steffen Baumgart darum, die Mannschaft punktuell zu verändern – sowohl personell als auch spielerisch. Tiefgreifende Abläufe für seine Philosophie könnte Polzin aber wohl erst im Rahmen einer Wintervorbereitung bis zum Rückrundenauftakt gegen den 1. FC Köln (18. Januar) einstudieren. Auch deshalb wird es in den Zukunftsgesprächen mit Kuntz und Costa nicht nur um das Spiel gegen Fürth, sondern auch um seinen Plan für die Zukunft gehen.

HSV-Gerüchte um Danny Röhl

Für den Fall, dass Polzin die Verantwortlichen im Volkspark nicht von einer dauerhaften Beförderung überzeugen sollte, beschäftigt sich der Club im Hintergrund mit Alternativen auf dem Trainermarkt. Einer der Kandidaten soll laut dem „Kicker“ Danny Röhl vom englischen Zweitligisten Sheffield Wednesday sein. Allerdings soll der HSV maximal Außenseiterchancen auf eine Verpflichtung des 35-Jährigen haben, wie das Abendblatt aus England erfuhr. Auf der Insel wird das Gerücht als unrealistisch bewertet.

Danny Röhl holte in 63 Spielen als Trainer von Sheffield Wednesday im Schnitt 1,46 Punkte. Eine gute Bilanz für den nicht gerade hoch gehandelten Zweitligisten.
Danny Röhl holte in 63 Spielen als Trainer von Sheffield Wednesday im Schnitt 1,46 Punkte. Eine gute Bilanz für den nicht gerade hoch gehandelten Zweitligisten. © Imago/Shutterstock | IMAGO/Matt West/Shutterstock

Die Gründe für diese Sichtweise liegen auf der Hand. Röhl, der eine Ablöse kosten würde, hat sich in England einen exzellenten Ruf erarbeitet. Auf der Insel gilt er als „Rising Star“ dank seiner guten Arbeit beim Championship-Neunten, den er vor 14 Monaten als abgeschlagenen Tabellenletzten (drei Punkte aus elf Spielen) übernommen und sensationell den Klassenerhalt geschafft hatte. Mittelfristig wird ihm zugetraut, einen Verein in der Premier League zu übernehmen.

Aktuell liegt Röhl sogar ein Angebot aus Englands höchster Spielklasse vor. Ligaschlusslicht FC Southampton (fünf Punkte nach 16 Spielen) würde den gebürtigen Zwickauer gern verpflichten, der allerdings zu einem Verbleib bei seinem aktuellen Verein tendieren soll. Der Karriereplan des aufstrebenden Trainertalents aus der RB-Leipzig-Schule sieht es vor, diese Saison mit Sheffield zu Ende zu führen, um im Sommer einen Premier-League-Club zu übernehmen. Der HSV kommt in dieser Planung bislang nicht vor.

Mehr zum Thema

Hält HSV an Merlin Polzin fest?

Ohnehin ist unklar, zu welchem Zeitpunkt sich der HSV mit Röhl beschäftigt haben soll. Nachdem sich einige Optionen wie Bruno Labbadia, Malmös Henrik Rydström, Paderborns Lukas Kwasniok und der zum englischen Erstligisten Leicester City gewechselte Ruud van Nistelrooy vorerst zerschlagen haben, ist die Shortlist an Trainerkandidaten aktualisiert worden. Möglicherweise muss der HSV, der nach dem Baumgart-Aus auch ein Trainerscouting eingeführt hat, aber gar nicht auf diese Liste zurückgreifen. Voraussetzung dafür wäre es, dass Kuntz und Costa auch langfristig von Polzins Arbeit überzeugt sind.

Dass die Zeit als Interimstrainer in ihm die Hoffnung auf mehr geweckt hat, unterstrich er mit seinem Ehrgeiz am Donnerstag. „Keiner ist zufrieden damit, wie wir bisher performt haben“, sagte Polzin, der nun selbst für eine bessere Performance sorgen will. Das Heimspiel gegen Fürth soll auf diesem Weg erst der Anfang sein.

196475_221_cover.jpg

Analyse der Trainersuche: Wie viel Veränderung braucht der HSV?

HSV, wir müssen reden - der Fussball-Talk