Hamburg. Millionär äußert sich zu Elbtower und Bauplänen für eine neue Oper. Aber auch zur bevorstehenden Bundestagswahl 2025. Und seiner Wunschkoalition.
- Hamburger Millionär im großen Abendblatt-Interview
- Klaus-Michael Kühne über seine Pläne für eine neue Oper und den Elbtower
- Und was er sich für die Bundestagswahl 2025 wünscht
Um Klaus-Michael Kühne war es zuletzt etwas ruhiger geworden – nach der Verleihung des Gründerpreises für sein Lebenswerk hatte er sich gesundheitlich geschont. Nun geht es ihm besser, und in den vergangenen Tagen besuchte Kühne seine Heimatstadt. Schon machten Gerüchte die Runde, sein Opernprojekt habe eine entscheidende Hürde genommen.
Im Abendblatt spricht der 87-Jährige über sein Herzensanliegen, die Oper, den Weiterbau des Elbtowers – und woran es in Hamburg fehlt.
Klaus-Michael Kühne über eine neue Oper, Friedrich Merz und den Elbtower
Hamburger Abendblatt: Sie sind gerade in Hamburg. Biegen Ihre Projekte nun auf die Zielgerade ein?
Klaus-Michael Kühne: Mein Besuch war lange geplant: Wir hatten die Weihnachtsfeier von Kühne + Nagel in der HafenCity mit 600 Mitarbeitern. Da bin ich traditionell dabei. Und am Sonntag haben sich 100 Freunde der Hamburgischen Staatsoper zum italienischen Abend hier in meinem Hotel The Fontenay getroffen.
Sie wollen Hamburg eine Oper spendieren – Gerüchten zufolge soll es Fortschritte geben …
Die Einstellung dazu hat sich zuletzt sehr ins Positive gewendet. Am Anfang bin ich mit der Idee auf eine Menge Skepsis gestoßen, auch weil viele an der alten Staatsoper hängen. Aber das Haus ist sanierungsbedürftig, es muss viel in die Technik investiert werden. Es soll für andere Zwecke bestehen bleiben, aber eine neue Oper bietet ganz neue Chancen. Und diese Erkenntnis hat sich nicht nur bei Kultursenator Brosda mehr und mehr durchgesetzt.
Gibt es einen konkreten Plan, wie das Gebäude auf dem Baakenhöft aussehen kann?
Es gibt den schönen Entwurf eines ausländischen Architekten, der wunderbar zu dem Standort passt.
Sieht die Politik das auch so?
Die Stadt hätte gern noch eine Art Wettbewerb. Ich finde den Entwurf schon sehr überzeugend.
Wie sieht er denn aus?
Er passt wunderbar an diesen Ort und in die HafenCity. Ich möchte nicht zu viel verraten – aber das Haus bietet nicht nur großartige Musik, sondern auch großartige Architektur. Das wäre eine echte Bereicherung für Hamburg.
Woran hakt es?
Ein solcher Bau ist eine große Investition. Die Stadt wird die Infrastruktur bereitstellen und den Sockel, auf dem die Oper errichtet wird. Darüber muss die Bürgerschaft natürlich entscheiden.
Ihr Angebot lag bei 300 Millionen Euro – angesichts der Preisexplosion am Bau könnte das knapp werden für ein Opernhaus.
Das ist knapp. Der endgültige Betrag steht noch nicht fest, es soll aber in dem Kostenrahmen möglich sein. Wenn es nachher fünf oder zehn Prozent mehr sind, wäre das beherrschbar. Man muss sich ein Limit setzen, damit die Kosten nicht davonlaufen. Deshalb sollten wir jetzt schnell entscheiden und den Auftrag vergeben.
Woher rührt eigentlich Ihre Opernleidenschaft?
Meine Frau war schon immer musikorientiert – nach unserer Heirat haben wir gemeinsam die Liebe zur Oper entdeckt. Opern faszinieren uns, wir haben uns in diese Welt eingefühlt und inzwischen einige Kenntnisse.
Sie engagieren sich seit Kurzem auch in der Klimaforschung: Ihre Stiftung wird bis 2028 insgesamt 50 Millionen Euro für ein neues Klima-Center in Hamburg zur Verfügung stellen. Seit wann treibt Sie dieses Thema um?
Wir haben für die Stiftung ein weiteres Arbeitsfeld neben Logistik, Medizin und Kulturförderung gesucht. Das Thema spielt für uns als Logistikkonzern eine große Rolle – der Verkehr muss umweltfreundlicher und klimaschonender werden. In der Kühne Logistics University befassen wir uns seit Langem mit dem Thema.
Voran geht es beim Elbtower. Nun verhandelt das Konsortium des Hamburger Investors Dieter Becken exklusiv mit dem Insolvenzverwalter. Sie sind mit an Bord?
Das können wir uns vorstellen – aber die Gruppe ist noch nicht ganz komplett. Wir sind ein Beteiligter, vielleicht zu einem Viertel. Wir stehen in Verhandlungen mit weiteren Eigenkapitalgebern. Das ist ein Riesenprojekt, bei dem man sehr viel Eigenkapital benötigt.
Wie viel ist „sehr viel“?
Wir reden da sicher von einer Größenordnung von 400 Millionen Euro, weil der Weiterbau des Elbtowers bis zu eine Milliarde Euro kosten dürfte. Das ist anspruchsvoll.
Warum engagieren Sie sich eigentlich für den Elbtower? So recht überzeugt waren Sie nie, dass Hamburg einen Wolkenkratzer benötigt. Und mit René Benko haben Sie einen dreistelligen Millionenbetrag verloren.
Es stimmt: Ich bezweifele bis heute, dass Hamburg einen Elbtower benötigt. Er ist architektonisch sehr ansprechend, aber eigentlich passt ein Wolkenkratzer nicht hierher. Nur: Was die Stadt noch viel weniger braucht, ist dieser Stummel an den Elbbrücken. Jetzt ist er so weit gediehen, dass man den Turm zu Ende bauen sollte. Ich bin bereit, meinen Beitrag zu leisten, damit dieses düstere Kapitel endlich beendet wird.
Es gibt Zweifel, dass man ein solches Haus mit Gewinn vermieten kann.
Das muss sich zeigen. Allein würde ich das Risiko nicht tragen. Es muss auch noch einiges vermietet werden, es gibt aber Interessenten. Und mit dem Naturkundemuseum hätten wir einen wichtigen Ankermieter für die unteren Geschosse. Das ist eine solide Basis.
Darf das Naturkundemuseum auf vorteilhafte Konditionen hoffen?
Die genauen Verträge kenne ich nicht, aber es muss für beide Seiten realistisch und auskömmlich sein.
Was kommt zuerst? Die Fertigstellung des Elbtowers, die Oper oder der Aufstieg des HSV?
Über den HSV sage ich nichts, das ist ein ganz trauriges Kapitel. Mir fehlen die ehrgeizigen Spieler. Ich fürchte, am Ende steigen Nobodys auf, aber nicht der HSV. Eigentlich sollte der Elbtower vor der Oper fertig werden. Die Errichtung des Operngebäudes wird sehr viel Zeit in Anspruch nehmen: Wenn es jetzt losginge, bräuchte man im günstigsten Fall ungefähr fünf Jahre. Bis zum Start dauert es wohl noch ein halbes Jahr, ich rechne also mit einer Fertigstellung zwischen 2030 und 2032. Der Elbtower hingegen könnte – wenn alles in trockenen Tüchern ist – binnen drei Jahren fertiggestellt werden.
Im Februar wählt Deutschland – haben Sie eine Wunschkoalition?
Am liebsten wäre mir Schwarz-Gelb, aber das ist unrealistisch. Danach kommt Schwarz-Grün, von einer Großen Koalition halte ich gar nichts, die großen Parteien blockieren sich nur gegenseitig. Schlechter kann es nicht werden, zugleich gilt: Einfacher wird es sicher auch nicht. Wir bräuchten einen Bundeskanzler, der den Mut hat, neue Wege zu gehen.
Trauen Sie Friedrich Merz das zu?
Der ideale Kandidat ist er nicht, ihm fehlt das Volkstümliche. Unter den drei Kandidaten ist er mir am nächsten. Aber Hendrik Wüst wäre mir lieber gewesen.
Und was wünschen Sie sich für Hamburg?
Große Veränderungen erwarte ich nicht. Für die Stadt gilt dasselbe wie fürs Land: Wir stehen vor großen Herausforderungen. Die Lage im Hafen ist kritisch. Die Gespräche zwischen Eurogate und CMA hatten offenbar keinen Erfolg. Es wird spannend, wie viel Ladung MSC nun zusätzlich nach Hamburg bringt. Hamburg hat im Gegensatz zu den Seehäfen Strukturdefizite, hohe Kosten, die lange Revierfahrt und die Probleme mit der Elbvertiefung und dem Schlick. Hamburg benötigt für die Zukunft neue Geschäftsmodelle.
Mehr zum Elbtower in Hamburg
- Neue Kühne-Oper wäre für Kultursenator Carsten Brosda „Aufbruchssignal für Hamburg“
- Elbtower Hamburg: „Eine geniale Idee, die mich begeistert“
- Kommentar: Der Elbtower ist reif fürs Museum – für das Evolutioneum
Sie leben in der Nähe von Zürich – die Stadt hat inzwischen mehr Tech-Jobs als Arbeitsplätze in der Finanzbranche. Muss sich auch Hamburg neu erfinden?
Ja. Die Schweizer sind in vielerlei Hinsicht innovativer und pragmatischer, gerade in ihren Kernbereichen und an den Universitäten. Hamburg ist etwas eingeschlafen und weniger dynamisch als andere Metropolen. In der Wissenschaft müssen wir dringend aufholen. Deshalb unterstützt meine Stiftung die Initiative „Hamburg vor zur Welt“, die tüchtige Leute initiiert haben. In Hamburg mangelt es an Bewusstsein, dass sich etwas verändern muss. Zu viele, auch in der Politik, sind mit Mittelmaß zufrieden. Hamburg kann mehr, wie die Geschichte zeigt.