Ulm. Auch Merlin Polzin kriegt das wiederkehrende HSV-Problem nicht in den Griff. Im Volkspark ist es Zeit für tiefgreifende Veränderungen.

Auf der Rückfahrt von Ulm zum Flughafen München wurde ich von einem Kollegen im Auto gefragt, was ich als HSV-Entscheider nach dem 1:1 in Ulm jetzt tun würde? Weitermachen mit Trainer Merlin Polzin bis Weihnachten? Jetzt schon eine Entscheidung für die Rückrunde treffen? Oder spätestens nach dem Ende der Hinrunde einen neuen Trainer installieren? Meine Antwort: Die Frage nach einem neuen Trainer reicht allein nicht aus. Der HSV braucht tiefgehende Veränderungen. Das wurde am Sonnabend in der ersten Halbzeit im Ulmer Donaustadion einmal mehr deutlich.

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Wenn nacheinander sieben verschiedene Trainer mit unterschiedlichen Profilen an der gleichen Problematik verzweifeln und am Ende auch scheitern, kann die Lösung nicht nur der erneute Austausch des Cheftrainers sein. Wenn der HSV auch im siebten Jahr Zweite Liga nicht in der Lage ist, in einem Spiel bei einem Aufsteiger seine vorhandene Qualität und die nötige Einstellung auf den Platz zu bringen, muss es eine grundlegende Krankheit geben, die einer Neuausrichtung bedarf.

HSV-Geschichte wiederholt sich Jahr für Jahr

Der HSV hat in diesem Sommer das gemacht, was er in all den Jahren zuvor auch getan hat. Er hat seinen Kader mit Namen aufgerüstet, sodass die Zielsetzung Aufstieg automatisch zur Pflichtaufgabe definiert wurde. Er ist mit Euphorie in die Saison gestartet, um spätestens im Herbst bei einem kleineren Club den ersten Rückschlag zu erleiden. Heimsiege gegen Preußen Münster oder Jahn Regensburg wurden so gefeiert, als habe der Club schon etwas erreicht. Um dann in Spielen wie in Elversberg, Braunschweig oder Ulm wieder ein böses Erwachen zu erleben. Die Geschichte wiederholt sich Jahr für Jahr.

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Wie kann man diesen ständigen Fluch durchbrechen? Eine eindeutige Antwort kann darauf niemand geben. Zumindest aber kann es nicht die einzige Lösung sein, wieder einen neuen Trainer-Hoffnungsträger zu installieren, der glaubt, er könne das Grundsatzproblem beim HSV alleine lösen.

Vielmehr wäre es an der Zeit, im Volkspark eine neue Leistungskultur zu entwickeln, in der eine Leistung wie in der ersten Halbzeit in Ulm eine absolute Ausnahme und nicht der Regelfall ist. Eine Leistungskultur, in der eine 45-minütige Nichtleistung wie in Ulm von den Fans hinterher nicht beklatscht wird. Und eine Leistungskultur, in der Spieler für unregelmäßig gute Leistungen nicht immer wieder mit langfristigen und viel zu gut dotierten Verträgen belohnt werden.

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Es ist ein notwendiger Veränderungsprozess, der nicht von heute auf morgen begonnen und abgeschlossen werden kann. Aber die Winterpause wäre ein guter Zeitpunkt, diesen Prozess einzuleiten. Ob mit oder ohne einen neuen Trainer.