Hamburg. HSV spielt schwach in Ulm, doch dann gibt es ein vermeintliches Foul im Strafraum. Warum der Schiedsrichter nicht zum Monitor ging.
Miro Muheim legte sich ein letztes Mal konzentriert den Ball zurecht. In der sechsten Minute der Nachspielzeit beim 1:1 des HSV in Ulm zirkelte Hamburgs Linksverteidiger einen allerletzten Freistoß in den Strafraum, der allerdings keine Gefahr brachte. Zumindest auf den ersten Blick. Denn erst in der Zeitlupe war zu sehen, wie Kapitän Sebastian Schonlau von Ulms Philipp Strompf klar am Trikot gezogen wurde. Hätte der HSV in dieser Szene einen Elfmeter bekommen müssen?
HSV in Ulm um Elfmeter gebracht?
Der vermeintlich gefoulte Schonlau suchte noch auf dem Platz den Kontakt zu Schiedsrichter Patrick Alt, der klar signalisierte, dass der Zweikampf von Videoschiedsrichter (VAR) Henrik Bramlage überprüft werde. Doch nur wenige Sekunden später setzte Alt das Spiel fort, und Ulms Torwart Christian Ortag führte den Abstoß aus. Keine weitere Diskussion, kein Elfmeter.
Der VAR war ganz offensichtlich der Meinung, dass es sich nicht um eine klare Fehlentscheidung handelte, weshalb er nicht eingriff. Eine zumindest diskutable Sichtweise, da in der Vergangenheit auch schon kleinere Trikotzupfer einen Strafstoß zur Folge hatten.
Elfmeter für HSV? Die Sichtweise des Schiedsrichters
Für Diskussionen sorgte auch, warum Schiedsrichter Alt so schnell abwinkte, ohne sich die Wiederholung der strittigen Szene selbst am Monitor anzuschauen. Damit verhielt er sich allerdings getreu dem Regelwerk. Denn die Unparteiischen sind dazu angehalten, nur dann selbst einen Blick auf die Zeitlupen zu werfen, wenn sie vom VAR auf eine Fehlentscheidung hingewiesen, also überstimmt werden. Doch diesen Hinweis gab es offensichtlich nicht. Ob zu Recht oder zu Unrecht, dazu wollte sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) auf Anfrage nicht äußern.
Natürlich wäre ein Elfmeter, gleichbedeutend mit der großen Chance auf einen Auswärtssieg, in Anbetracht der mäßigen Leistung des HSV nicht verdient gewesen. Doch um die Frage eines gerechten Ergebnisses, das dem Spielverlauf entspricht, ging es in dieser Situation nun mal nicht. Über die Szene wurde auch unter Spielern und Verantwortlichen des HSV auf der Rückfahrt diskutiert – genauso wie über die beiden Pfostenschüsse von Jean-Luc Dompé und Davie Selke.
- HSV-Vorstand, Spieler, Aufsichtsrat: Die Analyse der Schuldfrage
- Kommentar: Der HSV braucht mehr als nur einen neuen Trainer
- HSV-Einzelkritik: schlimmer Auftritt von Jatta und Richter
Doch am Ende müssen sich die Hamburger auch hinterfragen, warum sie überhaupt von diesem einen zweifellos möglichen Schiedsrichterpfiff oder dem zweimaligen Glück des Innenpfostens abhängig waren. Um aufzusteigen, muss der HSV besser spielen als in Ulm. Einen Elfmeter in der Nachspielzeit hätte es trotzdem geben können.