Hamburg. Hamburger zementieren ihre neue Stärke nach Eckbällen. Dabei waren Standards vor Kurzem noch eine Schwäche. Was sich seitdem änderte.
Die Szene wirkte wie ein Déjà-vu. Beim Heimsieg des HSV gegen Magdeburg (3:1) zog Miro Muheim einen Eckball scharf vor den zweiten Pfosten, wo der frei geblockte Davie Selke unbedrängt zum 3:0 einschob. Obwohl sich alles im Fünfmeterraum abspielte, hatte Gäste-Torhüter Dominik Reimann kaum eine Möglichkeit einzugreifen. Der Grund: Marco Richter schränkte seinen Bewegungsradius ein, indem er sich provokant vor ihn stellte. Hat der HSV nicht erst vor exakt einem Monat durch die gleiche Art und Weise in Kaiserslautern (2:2) getroffen?
„Ich weiß nicht, ob es der gleiche Trick war“, sagte Muheim, wobei sein schelmisches Grinsen bereits verriet, dass er flunkerte. Denn die Abläufe beim Anschlusstreffer in Kaiserslautern passten wie eine Schablone auf das Eckball-Tor gegen Magdeburg – mit dem Unterschied, dass die Protagonisten bis auf den Standard-Schützen andere waren. Beim FCK hatte sich Ransford Königsdörffer dem Torwart in den Weg gestellt, damit Robert Glatzel als Torschütze leichtes Spiel hatte.
HSV wiederholt Eckball-Trick gegen Titz
So bestätigte es auch Selke, der bei seinem Treffer Anlauf von der Strafraumkante nahm. „Meffert hat mich frei geblockt, sodass ich einschieben konnte. Danach bin ich zu Merlin Polzin (Co-Trainer, die Redaktion) gegangen, der einen super Job bei Standards macht“, sagte der Torjäger über sein viertes Saisontor, das kein Zufallsprodukt war. Seit der Vorbereitung legt Chefcoach Steffen Baumgart einen Schwerpunkt auf offensive Standards. In der täglichen Trainingsarbeit lässt sich Polzin immer wieder neue Ideen einfallen, wie der Gegner nach einem ruhenden Ball überrascht werden kann.
„Davie läuft sich gut frei, der Ball sollte zu ihm kommen“, ergänzte Muheim über die einstudierte Variante, die Magdeburgs Coach Christian Titz offenbar nicht auf dem Schirm hatte. Jedenfalls wirkten seine kaum Gegenwehr zeigenden Spieler überrascht vom Blockspiel des HSV. In Kaiserslautern hatte es dagegen harte Zweikämpfe um die störende Position neben dem Torwart gegeben – trotzdem waren die Hamburger auch im Fritz-Walter-Stadion nach einem Eckball erfolgreich.
Wie der HSV aus Eckbällen eine Stärke formt
Gegen Magdeburg erzielte der HSV bereits sein viertes Saisontor nach einem Eckball. Damit hat der Zweitligist in dieser Wertung schon jetzt doppelt so viele Tore erzielt wie in der vergangenen Saison, als 219 Versuche nur zu zwei Treffern führten. Aus einer großen Schwäche hat sich inzwischen eine Stärke entwickelt. „Wir haben auch noch andere Varianten im Köcher“, sagte Selke über die neue Kreativität bei Standards. „Kompliment an das Trainerteam, das sich immer wieder Gedanken macht.“
- Die HSV-Geschichte hinter Davie Selkes rührendem Balljungen-Jubel
- Schonlau beim HSV gesperrt: Geht es jetzt um seinen Platz?
- Wilde Diskussion über Katterbach-Jubel: HSV-Überflieger klärt auf
Ein Lob, das Eckball-Spezialist Muheim brav wiederholte. „Merlin arbeitet super an uns, und der Trainer (Baumgart; die Redaktion) lässt das auch zu. Wir trainieren unsere Abläufe und Varianten jede Woche.“ Ob sich der Eckball-Trick gegen Magdeburg auch noch ein drittes Mal wiederholen lässt?