Hamburg. Ein Spieler bekommt eine besondere Aufgabe. FCK-Trainer Anfang reagierte sogar taktisch auf die Eckball-Variante des HSV.

Ransford Königsdörffer wusste genau, was er zu tun hat. Wann immer der HSV einen Eckball ausführte, baute sich der Stürmer vor Kaiserslauterns Torwart Julian Krahl auf, um dessen Bewegungsradius einzuengen. Schließlich flankte zumeist Miro Muheim das Spielgerät scharf vors Tor, wo Krahl nicht mehr Herr seines Fünfmeterraums war. Gerade in der zweiten Halbzeit kamen die Hamburger durch diese Variante mehrfach zu guten Torchancen. Eine nutzte Robert Glatzel zum 1:2-Anschlusstreffer, als Krahl unter dem Ball hindurchsprang.

Was auf den ersten Blick wie ein Torwartfehler aussah, war eine provozierte Aktion von Königsdörffer. Der Angreifer setzte zwar im Spiel kaum Akzente, nahm dafür aber bei Eckbällen eine immens wichtige Rolle ein. „Es ist extrem eklig als Torwart“, sagte HSV-Torwart Matheo Raab, der seinen Gegenüber in Schutz nahm, bei Sky. „Wenn wir Ecken trainieren, steht Ransford auch jedes Mal vor meiner Nase. Dadurch kannst du als Torhüter nicht richtig in deine Abläufe kommen, keinen Schwung holen. Dein Raum, um herauszukommen, wird viel kleiner gemacht. Es ist ganz unangenehm, deshalb kann man dem Keeper nichts vorwerfen.“

HSV mit Eckball-Trick: FCK reagiert taktisch

Etwas anders sah es FCK-Trainer Markus Anfang. „Wir können Standardsituationen besser verteidigen, das ärgert mich. Julian verschätzt sich ein Stück“, klagte er. Tatsächlich reagierte Anfang nach dem ersten Gegentor mit einer taktischen Maßnahme. Kurz nach Glatzels Treffer wechselte Steffen Baumgart Unruhestifter Königsdörffer aus, woraufhin der eingewechselte Adam Karabec die störende Rolle bei Eckbällen übernahm. Anfang wollte dem Treiben nun aber nicht mehr tatenlos zusehen. Er stellte mit Marlon Ritter einen Profi nur dafür ab, Karabec davon abzuhalten, sich vor Torwart Krahl zu positionieren.

In der Folge gab es einige hitzige Zweikämpfe zwischen Karabec und Ritter, noch bevor der Eckball ausgeführt wurde. So richtig in den Griff bekam Kaiserslautern die Standards des HSV dadurch aber nicht. Es wären sogar noch weitere Tore nach Muheims Ecken möglich gewesen. „Unsere Standards sind brutal. Wir hatten fünf, sechs Dinger, die wie Brandbomben in den Strafraum geflogen sind“, sagte Raab. „Wir haben einen großen Fokus darauf gelegt, gerade nach der letzten Saison.“

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Drei Tore hat der HSV in dieser Spielzeit bereits nach Eckbällen erzielt und damit schon jetzt mehr als in der gesamten vergangenen Saison (zwei Treffer). In der Vorbereitung legte Baumgart einen Schwerpunkt auf offensive Standards. Die Umstellung der Trainingsinhalte trägt nun ihre Früchte.

„Diese Qualität fehlte uns möglicherweise in den vergangenen Spielzeiten. Wenn wir die Ecken so treten wie heute, können diese eine richtig gute, vielleicht sogar eine entscheidende Waffe sein“, prognostiziert Raab, der genau weiß, wie unangenehm sich das Blockverhalten Königsdörffers anfühlt.