Hamburg. HSV-Profi trifft nach traumhaftem Solo gegen Magdeburg. Im Fokus steht aber auch sein Jubel, der eine Ursache hat.
Steffen Baumgart benötigte jemanden, bei dem er seine Emotionen abladen konnte. Nach dem 3:1 (3:0)-Erfolg gegen den bisherigen Tabellenzweiten 1. FC Magdeburg stürmte der Trainer des HSV auf Noah Katterbach zu und schüttelte ihn einmal kräftig durch vor Freude. „Die Truppe hat ihr Herz auf dem Platz gelassen und sich immer unterstützt. Es war eine Mannschaftsleistung“, erklärte Baumgart seine Euphorie, die nicht speziell Katterbach galt, obwohl dieser für die Szene des Spiels gesorgt hatte.
Kurz vor der Pause sah der 23-Jährige den freien Raum, als er an Baris Atik und Mohammed El Hankouri vorbei dribbelte. Im Strafraum angekommen, düpierte er Marcus Mathisen mit einem Übersteiger und jagte die Kugel über die linke Schulter von Torhüter Dominik Reimann ins Netz zum 2:0 (42.). Ein unglaubliches Solo und zweifellos das schönste HSV-Tor der bisherigen Saison. Das Stadion explodierte förmlich beim Ruf seines Namens.
„Wir hatten besprochen, dass Magdeburg auf Manndeckung setzt. Königsdörffer hat den Magdeburger Innenverteidiger nach innen gezogen, dadurch war hinter El Hankouri viel Platz und ich war auf einmal im Sechzehner, das hat gut geklappt“, freute sich Katterbach, der nicht nur wegen seines Treffers im Fokus stand.
HSV-Profi Katterbach erklärt Jubel nach Diskussion
Beim Jubel griff sich der Profi an die Hose und bildete mit dem ausgestreckten rechten Arm eine Pistole. Die Geste machte schnell die Runde in den sozialen Netzwerken, in denen Katterbach eine rechtsextreme Nähe nachgesagt wurde. Dabei war sein Jubel weit entfernt von einem ihm fälschlicherweise unterstellten Hitlergruß, wie der HSV-Spieler hinterher erklärte. „Ich habe schon gesehen, dass das Internet wieder Faxen macht. Ich weiß gar nicht, wie man darauf kommt. Diese extremen Werte, mit denen ich in Verbindung gebracht wurde, damit identifiziere ich mich auf keinen Fall. Das sollte auch kein anderer Mensch auf dieser Welt tun.“
Vielmehr dachte Katterbach bei seinem Jubel an den türkischen Sportschützen Yusuf Dikec, der mit der Hand in der Hose und trotz des Verzichts auf gängiges Equipment bei Olympia die Silbermedaille gewonnen hatte. „Es war eine spontane Geste, ich musste direkt an Dikec denken“, sagte Katterbach. In den sozialen Netzwerken dürfen sich nun einige erhitzte Gemüter wieder beruhigen.
Baumgart lobt HSV-Profi Katterbach
Rein sportlich betrachtet hat sich der Linksfuß vorerst auf der rechten Schiene festgespielt. „Ich hatte nie mit ihm auf der rechten Außenbahn geplant. Jetzt plane ich ihn dort etwas länger ein“, freute sich Baumgart, unter dem Katterbach sowohl beim 1. FC Köln als auch beim HSV lange Zeit eine schwere Phase mit wenig Spielminuten hatte. „Er ist erwachsen geworden und arbeitet sehr hart. Er hat sich von der Persönlichkeit her absolut entwickelt“, lobte der Trainer. „So stelle ich mir junge Fußballer vor, die auf lange Sicht in der Ersten und Zweiten Liga spielen wollen. Er hat sich die Startelf verdient.“
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Katterbach selbst freute sich über die Worte seines Trainers. „Unser Beziehung ist in Hamburg gereift, das liegt aber auch daran, dass meine Entwicklung als Mensch gereift ist. Ich bin erwachsener geworden und habe meine Lehren aus der spielfreien Zeit gezogen“, sagte der Torschütze zum 2:0, der seinen Jubel auch noch einmal bei Instagram erklärte.
Die Statistik
- HSV: Heuer Fernandes – Elfadli, Schonlau, Muheim – Katterbach, Meffert, Dompé (60. Perrin) – Reis, Richter (69. Poreba) – Königsdörffer (69. Jatta), Selke (87. Mikelbrencis).
- Magdeburg: Reimann – Hugonet, Mathisen, Tobias Müller (46. Hercher) – Heber, Gnaka (77. Ito), Krempicki (55. El-Zein), El Hankouri (46. Nollenberger) – Amaechi (46. Burcu), Kaars, Atik.
- Schiedsrichter: Sven Jablonski (Bremen).
- Tore: 1:0 Königsdörffer (5.), 2:0 Katterbach (42.), 3:0 Selke (45.+1), 3:1 Kaars (63., Foulelfmeter).
- Rote Karte: Schonlau nach einer Notbremse (57.).
- Gelbe Karten: Muheim (3) – El Hankouri, Burcu.
- Zuschauer: 57.000 (ausverkauft)
- Torschüsse: 13:14
- Ecken: 4:7
- Ballbesitz: 42:58 Prozent
- Zweikämpfe: 85:90