Hamburg. Fans und Mannschaft des HSV solidarisieren sich mit mehreren Aktionen mit dem wegen Dopings gesperrten Kroaten.

Es war ein besonderer Nachmittag im Volksparkstadion. Beim 4:1 (3:0)- Heimsieg des HSV am Sonnabend gegen Aufsteiger Preußen Münster rückte der Fußball zwischenzeitlich in den Hintergrund. Die Hauptrolle dieses alles andere als normalen Zweitligaspiels nahm ein 22 Jahre junger Mann ein, der gar nicht auf dem Platz stand: Mario Vuskovic.

HSV zeigt viel Solidarität mit Vuskovic

Der erste Gänsehaut-Moment kam bereits vor dem Anpfiff auf. Um 12.43 Uhr tönte es „Vuskovic! Vuskovic!“ aus der Nordkurve, wo die Ultras ihren Platz haben. Gefolgt von dem seit dieser Saison neuen Lied, in dem es eigentlich um Fanrechte geht, doch die Lyrics eigneten sich auch für eine Botschaft im Fall Vuskovic:

„Ja, wir kämpfen immer weiter für die Freiheit. Für die Freiheit, oh für die Freiheit. In der Kurve ja, da lebt sie immer weiter. Immer weiter, oh immer weiter. Und eines Tages werdet ihr schon sehen. Wir werden uns niemals vor euch ergeben.“ Und weiter: „Wir sind bereit, bis ans Äußerste zu gehen.“

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Die Zuschauer auf den anderen Rängen applaudierten. Jedem im Volksparkstadion war bewusst, dass dieses Zweitligaspiel ganz im Zeichen der Solidarität mit Vuskovic stand.

HSV-Aufstellung gegen Münster überrascht

Auf dem Rasen überraschte Trainer Steffen Baumgart mit seiner Aufstellung. Der gerade noch rechtzeitig fit gewordene Daniel Elfadli (Knöchelprellung) übernahm den Platz des Gelb-Rot-gesperrten Kapitäns Sebastian Schonlau im Zentrum der defensiven Dreierkette. Jonas Meffert agierte als alleiniger Sechser. Silvan Hefti und Youngster Fabio Baldé bedienten die Schienen. Ransford Königsdörffer begann als Zehner, unterstützt von den beiden Achtern Immanuel Pherai und Adam Karabec. Robert Glatzel (Sehnenreizung) gab sein Comeback in der Startelf, in der kein Platz für Davie Selke und Ludovit Reis war.

Nach einer ersten Chance für Münster durch Stürmer Joel Grodowski (2.) feuerte der HSV ein wahres Offensivfeuerwerk ab. Anders als bei der 0:1-Niederlage in Hannover passte diesmal auch die Effizienz. Nach nicht einmal sechs Minuten setzte sich der vor Spielfreude strotzende Baldé auf Linksaußen gegen zwei Gegenspieler durch und flankte ins Zentrum, wo Glatzel entschlossen zur frühen Führung einköpfte (1.).

Beim Torjubel formte der Angreifer mit den Händen eine 44 in Anlehnung an die Rückennummer Vuskovics. Zeugwart Miroslav Zadach reichte ihm umgehend ein Trikot des Kroaten, das Glatzel in Richtung der Zuschauer hochhielt. Ein klares Zeichen für den Zusammenhalt der Mannschaft, die auch nach dem Urteil von der Unschuld des Abwehrspielers überzeugt ist.

Daniel Elfadli erzielte sein erstes Tor für den HSV.
Daniel Elfadli erzielte sein erstes Tor für den HSV. © WITTERS | ValeriaWitters

Der HSV dominierte die Partie und erspielte sich eine Möglichkeit nach der anderen. Nach einer missglückten Ecke der Gäste lief der Konter über Pherai, der die Aktion eigentlich bereits vertändelt hatte, doch dann landete der Ball vor dem rechten Fuß von Baldé, der sofort abzog und nur am starken Reflex von Münsters Torwart Johannes Schenk scheiterte (23.). Wenige Sekunden später köpfte Glatzel aufs Tor, doch wieder parierte Schenk (24.).

Glatzel trifft doppelt für den HSV

Der HSV versuchte es weiter und belohnte sich schließlich für eine offensivfreudige und torchancenreiche Anfangsphase, als eine Ecke zu Elfadli durchrutschte, der mit perfekter Schusstechnik zum 2:0 traf (26.). Der libysche Nationalspieler rannte zur Bank, wo er Physiotherapeut Gerrit Lüders in die Arme fiel, der ihn nach seiner Verletzung wieder fit geknetet hatte.

Was war eigentlich mit Münster? Mehr als eine Flanke, die Miro Muheim auf der Torlinie vor dem einköpfbereiten Grodowski klärte, brachte Preußen nicht zustande. Dafür aber der HSV. Nach Mefferts Balleroberung landete das Spielgerät über Muheim und Karabec bei Königsdörffer. Ein Querpass auf Glatzel und der Torjäger schloss den schönsten Angriff des Tages zum 3:0 ab (40.).

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Kurz vor der Pause solidarisierten sich die Ultras auf der Nordtribüne abermals mit Vuskovic. Ihre Botschaft war eindeutig: „Die Unschuld eines Jungen geschändet“ und „Ein Leben zu Unrecht ruiniert“, stand unter anderem auf den Bannern, gefolgt von einer Aufforderung an den Club. „HSV: Konsequent bleiben. Weiter vollen Rückhalt zeigen!“ Der Zweitligist muss Vuskovic aus haftungsrechtlichen Gründen voraussichtlich kündigen, prüft aber im Hintergrund Szenarien, wie der 22-Jährige weiterhin unterstützt werden kann.

HSV siegt für Mario Vuskovic

Im zweiten Durchgang zog sich der HSV etwas tiefer zurück und überließ Münster mehr Ballbesitz. Nach dem 1:3 durch Torge Paetow, der sich nach einer Ecke im Luftduell gegen Glatzel durchsetzte (58.), schnupperten die Gäste kurzzeitig am Punktgewinn. Doch spätestens als der eingewechselte Moritz Heyer eine Muheim-Ecke zum 4:1 verwertete (64.), gab es keine Zweifel mehr am Heimsieg der Hamburger, bei denen Neuzugang Marco Richter debütierte (73.).

Trotzdem gab es auch nach dem Abpfiff fast nur ein Gesprächsthema: Mario Vuskovic.

HSV: Heuer Fernandes – Hefti, Hadzikadunic, Elfadli (62. Heyer), Muheim – Meffert – Königsdörffer, Pherai (62. Reis), Karabec (73. Richter), Baldé (73. Poreba) – Glatzel (62. Selke).

Preußen Münster: Schenk – ter Horst, Paetow, Frenkert, Kirkeskov – Bazzoli, Hendrix – Mees, Lorenz – Grodowski, Amenyido.

Tore: 1:0 Glatzel (6.), 2:0 Elfadli (26.), 3:0 Glatzel (45.), 3:1 Paetow (58.), 4:1 Heyer (64.).