Hamburg. HSV-Vorstand Kuntz und Huwer werden den wegen Dopings gesperrten Verteidiger weiter unterstützen. Auch Baumgart wird emotional.

Es war eine bedrückte Stimmung im Volksparkstadion des HSV, als Steffen Baumgart gebeten wurde, seine „emotionale Reise“ im Fall Mario Vuskovic zu schildern. Der Trainer wirkte spürbar erfasst von der Wucht der Vierjahressperre gegen einen 22 Jahre jungen Fußballer. Für einen Moment hätte man eine Stecknadel fallen hören können, als die Blicke der Medienvertreter gebannt auf Baumgart gerichtet waren.

„Es fällt mir schwer, die richtigen Worte zu finden“, sagte der 52-Jährige zu Beginn, ehe er einen Einblick in die Gefühlswelt der Mannschaft preisgab. „Das Urteil nimmt alle beim HSV mit“, es habe „einiges mit uns gemacht, gerade für diejenigen, die länger mit ihm zusammenarbeitet haben“. Viele Spieler hätten den im September 2022 positiv auf Epo getesteten Vuskovic für seinen Doping-Prozess vor dem Internationalen Sportgerichtshof (Cas) die Daumen gedrückt und emotional mitgefiebert.

„Die Hoffnung auf ein positives Ergebnis war groß“, sagte Baumgart, den die mentale Stärke des Kroaten berührt. „Ich habe ihn als Menschen kennenlernen dürfen und bin beeindruckt, wie er mit der Situation umgeht.“ Der HSV-Trainer versicherte deshalb, dass sich auf menschlicher Ebene „nichts an unserem Umgang mit Mario“ ändern werde. „Es wird einen gemeinsamen Weg geben.“ Die Frage ist nur, welchen?

HSV-Vorstand Kuntz lässt Vuskovic „nicht fallen“

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Wie berichtet, wird der HSV aus rechtlichen Gründen voraussichtlich den Vertrag mit Vuskovic kündigen müssen. Der Hintergrund ist, dass der Vorstand um Stefan Kuntz und Eric Huwer einer Vermögensbetreuungspflicht nachkommen muss. Im Klartext: Der Vorstand könnte sich bei fortlaufender Gehaltszahlung im Zweifel strafbar machen, da der Spieler trotz bester Gesundheit die Gegenseite seines Arbeitsverhältnisses nicht erfüllen kann.

„Wir müssen einen rechtlichen Rahmen beachten, was überhaupt möglich ist“, kündigte Kuntz wenige Minuten vor Baumgarts Auftritt in einem Doppel-Interview mit Vorstandskollege Eric Huwer auf hsv.de an. Zunächst werden die Anwälte Vuskovics und HSV-Justiziar Philipp Winter die 70-seitige Urteilsbegründung prüfen. „Dann werden auch wir in den Austausch mit Mario treten und gemeinsam festlegen, welche Schritte als Nächstes folgen“, sagte Kuntz, der versicherte: „Wir werden Mario nicht fallenlassen.“

Diesen Worten schloss sich auch Huwer an. „Mario war, ist und bleibt ein fester Bestandteil unserer HSV-Familie“, sagte der Vorstand. „Wir müssen akzeptieren, dass die Berufung von Mario vor dem Cas keinen Erfolg hatte und die Möglichkeit weiterer Rechtsmittel sehr eingeschränkt ist, auch wenn uns das emotional schwerfällt. Es ist alles andere als einfach.“

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Vuskovic gab sich trotz des Schocks bereits kämpferisch, er wolle weiterhin seine Unschuld beweisen. „Wir dürfen nicht vergessen, dass er erst 22 Jahre alt ist und die Situation alles andere als alltäglich. Mario wirkt stabil und ist wahnsinnig reif“, sagte Kuntz über seinen Eindruck von dem Abwehrspieler. „Trotzdem braucht er auch weiterhin Rückendeckung und ein gutes Umfeld, das ihn stützt und in dieser schwierigen Phase begleitet. Das Urteil ist für einen ehrgeizigen Fußballer und für einen Menschen wie Mario, der seit Monaten seine Unschuld beteuert, ein heftiger Schlag. Wir müssen schauen, was die nächsten Tage und Wochen mit ihm machen.“

Noch unklar ist außerdem, ob die Mannschaft nach dem Urteil in der Lage sein wird, sportlich am Sonnabend gegen Münster sofort wieder den Schalter umzulegen. Viele Profis pflegen ein sehr enges Verhältnis zu Vuskovic. „Die Stimmung sank in Sekundenbruchteilen auf den Nullpunkt“, berichtete Kuntz über den Moment, als er die Mannschaft über die Vierjahressperre informierte. „Es wird sich in den nächsten Tagen herauskristallisieren, wie wir als Mannschaft damit umgehen können“, ergänzte Baumgart, ehe er einmal tief durchatmen musste.