Meppen. HSV zieht in zweite Runde des DFB-Pokals ein. Glatzel feiert sein Comeback, Jatta verletzt sich, Baldé trifft bei Startelf-Debüt.
Es wurde laut in der Hänsch-Arena. Richtig laut. Das Spiel zwischen dem SV Meppen und dem HSV in der ersten Rundes des DFB-Pokals war am Sonntagabend noch gar nicht angepfiffen, da pfiffen die Meppener Fans schon aus allen Mündern. Stadionsprecher Mike Flägel hatte soeben den Namen von HSV-Stürmer Davie Selke bewusst langsam in sein Mikrofon gerufen. Die Meppener hatten nicht vergessen, wie der damalige Hertha-Angreifer vor drei Jahren in der ersten Pokalrunde beim 1:0-Sieg der Berliner äußerst provokant vor den Meppen-Fans über sein Last-minute-Tor gejubelt hatte.
An diesem Abend des 18. August wurde es am Meppener Traditionsstandort aber schnell ruhig. Der Zweitligist hatte beim Viertligisten schon in der ersten Halbzeit die Entscheidung herbeigeführt. Immanuel Pherai (2), Miro Muheim, eben jener Selke sowie Fabio Baldé und Robert Glatzel trafen am Ende zum 7:1 (2:0)-Sieg und sicherten dem HSV den Einzug in Runde zwei und garantierte Pokaleinnahmen von fast einer Million Euro inklusive Erlösen aus dem Ticketverkauf. „Wir haben von Anfang an sehr seriös gespielt und defensiv wenig zugelassen“, lobte Trainer Steffen Baumgart.
Feiern konnten die Niedersachsen nur vor dem Spiel. Mit einer eindrucksvollen Choreografie wurde der 100. Geburtstag des Emslandstadions zelebriert, das 1924 als Meppener Sportplatz eingeweiht wurde. Aber auch die HSV-Fans hatten sich etwas ausgedacht. Mit einem Hermann-Rieger-Banner und dem Spruchband „Ein Leben ohne den HSV wäre für mich undenkbar“ präsentierten die Hamburger eine Hommage an den früheren Masseur.
HSV geht durch Pherai in Führung
Der erwartete Hexenkessel von Meppen fand dagegen nicht statt. Und Selke blieb es zunächst erspart, auch während des Spiels von Pfiffen begleitet zu werden. Entgegen seiner Ankündigungen in der Pressekonferenz hatte Baumgart auf eine Doppelspitze verzichtet und den Neuzugang zunächst auf der Bank gelassen. Stattdessen überraschte der HSV-Coach mit der ersten Startelf-Nominierung von Eigengewächs Baldé. Der 19-Jährige übernahm die Position des verletzten Jean-Luc Dompé.
Auch Neuzugang Silvan Hefti stand erstmals in der ersten Elf und übernahm in der Dreierkette den Part von Dennis Hadzikadunic, der ebenfalls mit muskulären Problemen passen musste. Außerdem ersetzte Immanuel Pherai den angeschlagenen Daniel Elfadli. Pherai spielte auf der Zehn, dafür rückte Ludovit Reis eine Position zurück auf die Sechs.
Ein guter Schachzug von Baumgart, der sich schon nach 17 Minuten auszahlte. Nach einem mutigen Beginn der Meppener machte Pherai mit der ersten Chance des HSV das 1:0. Im Anschluss an eine Ecke bewies der surinamische Nationalspieler, dass er zu den schussstärksten Spielern der Zweiten Liga gehört. Sein platzierter Rechtsschuss aus 17 Metern schlug unhaltbar für Meppens Torwart Julius Pünt in der linken unteren Ecke ein.
HSV: Selke braucht nur 41 Sekunden
Zur oberen Rangliste der Zweitliga-Schussstärke gehört neben Pherai auch Miro Muheim. Der Schweizer schlenzte nur 14 Minuten später einen Freistoß aus 18 Metern wuchtig in die linke Torwartecke (31.) zum 2:0. Jetzt wurde es richtig leise in der Hänsch-Arena. Der Traum von der Meppener Pokalsensation war plötzlich nur noch ein weit entfernter Weihnachtswunsch.
Der HSV kontrollierte das Spiel beim Viertligisten nach Belieben. Bis auf ein paar harmlose Distanzschüsse blieben die Meppener ungefährlich. Da konnte es sich Baumgart leisten, seine beiden Mittelstürmer Selke und Robert Glatzel für die kommenden Wochen zu schonen. Beide wurden in der zweiten Halbzeit eingewechselt. Selke kam für Bakery Jatta, der angeschlagen ausgewechselt wurde. „Ich hoffe, dass es nicht so schlimm ist“, sagte der HSV-Trainer über den Rechtsaußen.
Nach 56 Minuten war die Partie dann endgültig entschieden. Und wie sollte es anders sein, war es Selke, der die Meppener Fans endgültig verstummen ließ. 41 Sekunden nach seiner Einwechslung traf der 29-Jährige nach Flanke von Königsdörffer mit rechts zum 3:0 (56.). Baumgart jubelte so ausgelassen, wie man ihn nach Toren nur selten sieht.
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HSV-Stürmer Glatzel trifft bei Comeback
Drei Minuten später hatte Selke dann auch seine erste Vorlage auf dem Konto. Eher zufällig verlängerte er einen Eckball vor die Füße von Pherai, der den Doppelpack schnürte (59.). Und auch Baldé hatte noch seinen großen Moment. Der Flügelstürmer besorgte mit links das 5:0 (71.).
Nach einem haarsträubenden Fehler von Meppens Torwart Pünt, der einen vermeintlich harmlosen Rückpass von Tim Möller hinter sich ins Tor passieren ließ, war schließlich das halbe Dutzend voll (80.). Und die Hamburger hatten noch immer nicht genug. Der eingewechselte Glatzel durfte bei seinem Saisondebüt nach seinem platzierten Kopfball ebenfalls jubeln (89.), wird aber auch in der Liga bei Hannover 96 in der Jokerrolle bleiben. „Er wird am Freitag nicht von Anfang an auflaufen“, stellte Baumgart klar. „Wir brauchen ihn noch sehr lange, ich bin vorsichtig bei ihm und hoffe, dass er gesund bleibt.“
Glatzels Tor wäre der perfekte Endstand aus Hamburger Sicht gewesen, allerdings gelang Meppen noch der Ehrentreffer. Daniel Haritonov überwand Daniel Heuer Fernandes aus kurzer Distanz zum 1:7 (90.). Ein Tor, das von den Meppener Fans ausgelassen gefeiert wurde und zugleich den Schlusspunkt eines torreichen Abends markierte. Für den HSV war es der höchste Auswärtssieg seit mehr als 20 Jahren. Im August 2002 gewannen die Hamburger in der ersten Pokalrunde 6:0 beim SC Schönberg.
Die Aufstelllungen
- Meppen: Pünt – Sprekelmeyer, Fedl, Rankić – Prasse (70. Zumdieck), Mißner, Stuhlmacher (46. Schepp), Touglo (78. Haritonov) – Wensing (62. Demaj), Evseev (62. Möller)– Janssen.
- HSV: Heuer Fernandes – Hefti, Schonlau, Muheim (64. Katterbach) – Jatta (55. Selke), Meffert (64. Poreba), Reis, Baldé (75. Glatzel) – Pherai (75. Heyer), Karabec – Königsdörffer.
- Tore: 0:1 Pherai (17.), 0:2 Muheim (31.), 0:3 Selke (56.), 4:0 Pherai (59.), 5:0 Baldé (71.), 0:6 Möller (80./ET), 0:7 Glatzel (89.), 1:7 Haritonov (90.)
- Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)
- Zuschauer: 13.000 (ausverkauft)