Hamburg. Still und leise hat der HSV den Aufsichtsrat erweitert und den Rechtsformwechsel vollzogen. Die Hintergründe und wie es weitergeht.
Wer sich einen Überblick verschaffen will, welche Aufsichtsräte beim HSV die Arbeit des Vorstandsduos Stefan Kuntz und Eric Huwer kontrollieren, der benötigt nur wenige Klicks auf hsv.de. Dort, unter dem Themenschwerpunkt „Unser HSV“, gelangt man mit nur einem Klick zur personellen Übersicht der HSV Fußball AG, an deren Ende die Mitglieder des Kontrollgremiums aufgelistet werden.
„Der Aufsichtsrat der HSV Fußball AG setzt sich derzeit aus sechs Mitgliedern zusammen“, heißt es an dieser Stelle in schwarzen Buchstaben. Es folgt die Aufzählung der sechs Räte um den Vorsitzenden Michael Papenfuß, Stellvertreter Markus Frömming, Henrik Köncke, Hans-Walter Peters, Lena Schrum und Stephan von Bülow. So weit, so übersichtlich.
Was bislang kaum jemand wusste: Hinter den Kulissen ist der Aufsichtsrat still und heimlich auf sieben Personen erweitert worden. Und trotzdem ist die Aufzählung auf hsv.de nicht unvollständig. Klingt komisch, ist aber so. Doch der Reihe nach.
HSV-Aufsichtsrat um Hartmann erweitert
Wie das Abendblatt erfuhr, ist Ralph Hartmann bereits seit knapp zwei Monaten als siebtes Aufsichtsratsmitglied tätig. Der Finanzexperte, der von 2015 bis 2018 als Schatzmeister unter HSV-Präsident Jens Meier fungierte, besetzt den letzten Posten, der seit dem Rücktritt Marcell Jansens im Januar vakant war. Die Erweiterung des Kontrollgremiums war notwendig, um den auf der Mitgliederversammlung beschlossenen Rechtsformwechsel von der AG in eine KGaA umzusetzen. Denn die Gründung einer neuen Gesellschaft ist nur möglich, wenn alle Gremien voll besetzt sind.
Hartmann, der den Aufsichtsrat nun komplettiert hat, ist bereits als vollwertiges Mitglied integriert. Er soll auch schon Gespräche mit den Vorständen Kuntz und Huwer geführt haben. Der Hauptgrund, warum das Präsidium des HSV e. V. Hartmann nach der Zustimmung des Beirats in den Aufsichtsrat bestellt hat, war allerdings ein Termin vor knapp zwei Monaten.
HSV-Rechtsformwechsel still und leise vollzogen
Anfang Juni trafen sich das Präsidium, der Vorstand sowie alle sieben Aufsichtsräte bei einem Hamburger Notar, um die Rechtsformänderung zu beurkunden. Als finaler Schritt in dem sich seit Ende März hinziehenden Prozess ist nur noch die Zustimmung der Gesellschafter auf der Hauptversammlung notwendig.
Diese als formaler Akt geltende Maßnahme dient zugleich als Erklärung, warum der HSV bislang weder Hartmanns Berufung in den Aufsichtsrat noch den Rechtsformwechsel nach außen kommuniziert hat. Auf Nachfrage teilte der Club mit, Hartmann sei aktuell als Interimsmitglied des Aufsichtsrats der im Zuge des Rechtsformwechsels neu gegründeten HSV Fußball Management AG tätig.
Zur Erinnerung: In der neuen Gesellschaft wird die operative Führung von der Vermögensbeteiligung getrennt. So werden die Vorstände Kuntz und Huwer in jener HSV Fußball Management AG agieren, die zu 100 Prozent im Besitz des e.V. ist. Zugleich wandelt sich ein 30-Millionen-Euro-Darlehen von Aktionär Klaus-Michael Kühne in Anteile an der HSV Fußball AG & Co. KGaA um. Das Geld muss nicht mehr zurückgezahlt werden.
HSV-Aufsichtsrat: Neue Mandate – auch für Hartmann?
Darüber hinaus laufen alle Aufsichtsratsmandate nach Ablauf des ersten vollständigen Quartals nach Gründung der Rechtsform ab. Auch deshalb ist die voraussichtlich Ende des Jahres stattfindende Hauptversammlung notwendig, auf der die sieben Mandate für vier Jahre zuzüglich der letzten Monate von 2024 neu vergeben werden.
Bis dahin sind beim HSV zwei Gesellschaften aktiv: die HSV Fußball AG und die HSV Fußball Management AG. Das operative Geschäft, zu der auch die Zweitligamannschaft gehört, wechselt allerdings erst nach der Hauptversammlung in die neu gegründete Rechtsform. Das erklärt, wieso Hartmann auf hsv.de nicht als Aufsichtsrat aufgeführt wird, da dort nur die Kontrolleure der HSV Fußball AG genannt werden. Klingt komisch, ist aber so.
- HSV: Dompé fällt aus, Hoffen bei Glatzel, Raab braucht Zeit
- Neuer Hymnen-Ablauf beim HSV überraschte sogar Abschlach!
- Dieser Offensivspieler forciert jetzt einen Abgang beim HSV
HSV-Aufsichtsrat: Was wird aus Hartmann?
Die Frage ist allerdings, was aus Hartmann wird, der nach Clubangaben nur interimsweise tätig ist. Da der Aufsichtsrat mit Banker Peters, von Bülow (Geschäftsführer der Block Gruppe) und Ex-Banker Papenfuß bereits über ausreichend wirtschaftliche Kompetenz verfügt, will das Präsidium das Gremium perspektivisch mit einer Person aus dem Sport besetzen. Und an dieser Stelle wird es noch komplizierter.
Sollte Hartmann den Präsidiumsplänen zum Opfer fallen, müssten die Aufsichtsratsmandate auf der Hauptversammlung allem Anschein nach gleich zweimal vergeben werden. Einmal nachträglich für Interimsmann Hartmann, damit niemand die notarielle Beurkundung anfechten kann, und einmal für seinen möglichen Nachfolger. Wie das juristisch sauber abgewickelt werden soll, darüber scheiden sich beim HSV aktuell die Geister.
Aufgrund des komplexen Verfahrens würde es nicht überraschen, wenn Hartmann auch nach der Hauptversammlung dem Aufsichtsrat angehört – und dann auch auf hsv.de Erwähnung findet.