Hamburg. HSV-Aufsichtsrat muss für den Rechtsformwechsel auf sieben Mitglieder erweitert werden. Die Lösung ist ein alter Bekannter.

  • Bald wird zur Hauptversammlung der HSV Fußball AG geladen
  • Die Umwandlung des Millionen-Darlehens von Klaus-Michael Kühne in Anteile steht noch aus
  • Außerdem wird der Aufsichtsrat des Clubs erweitert

Für Stefan Kuntz steht demnächst eine Premiere an. Gemeinsam mit HSV-Vorstand Eric Huwer wird der neue Sportvorstand erstmals eine Hauptversammlung der HSV Fußball AG einberufen. Das Einladungsschreiben wird voraussichtlich im nächsten Quartal, das ab Juli beginnt, verschickt werden. Auf der Versammlung soll der Aufsichtsrat wieder auf sieben Mitglieder erweitert werden. Ein Schritt, der für die Zukunft des Clubs von immenser Bedeutung ist, da der Rechtsformwechsel davon abhängt.

Zur Erinnerung: Auf der Mitgliederversammlung Ende März stimmten die HSV-Mitglieder einer Rechtsformänderung von der AG in eine KGaA zu, wodurch sich das 30-Millionen-Euro-Darlehen von Investor Klaus-Michael Kühne in rund acht Prozent weiterer Anteile am Club umwandeln wird.

„Wir haben die 30 Millionen Euro von Herrn Kühne in Eigenkapital gewandelt“, hatte Vizepräsident und Aufsichtsratschef Michael Papenfuß nach der Versammlung gesagt und „demnächst“ einen Notartermin angekündigt.

HSV-Aufsichtsrat: Neues Mitglied für Kühne-Deal

Mehr als zwei Monate später ist es zu diesem Termin allerdings noch nicht gekommen. Wie das Abendblatt erfuhr, muss aus formaljuristischen Gründen zunächst der Aufsichtsrat auf sieben Mitglieder erweitert werden, bevor der Rechtsformwechsel vollzogen werden kann. Seit dem Rücktritt von Marcell Jansen besteht das Gremium allerdings nur noch aus sechs Kontrolleuren.

Um den Weg für eine KGaA endgültig freizumachen, soll nun ein neues Aufsichtsratsmitglied auf der nächsten Hauptversammlung bestellt werden. Dabei handelt es sich nach Abendblatt-Informationen um den früheren Vizepräsidenten Ralph Hartmann, der von 2015 bis 2018 als Schatzmeister unter HSV-Präsident Jens Meier fungierte.

Ralph Hartmann wird neues Aufsichtsratsmitglied beim HSV.
Ralph Hartmann wird neues Aufsichtsratsmitglied beim HSV. © WITTERS | TayDucLam

Warum Hartmann HSV-Aufsichtsrat wird

Nachdem die Gespräche über die Besetzung des vakanten Postens seit April gelaufen waren, stimmte der Beirat einem Vorschlag des Präsidiums bereits vor mehr als einem Monat zu. Um eine schnelle Umsetzung zu ermöglichen, achtete das Präsidium um Marcell Jansen, Michael Papenfuß und Bernd Wehmeyer darauf, dass der die Personalie prüfende Beirat das vorgeschlagene neue Aufsichtsratsmitglied bereits kennt. Und so fiel die Wahl auf Hartmann, dessen Bestätigung auf der Hauptversammlung der Gesellschafter nur noch als formaler Akt gilt.

Im Anschluss kann auch die auf einem fünfseitigen Papier festgeschriebene Rechtsformänderung notariell beurkundet werden, wodurch die operative Führung von der Vermögensbeteiligung getrennt wird. So wird der Vorstand um Kuntz und Huwer in einer HSV Fußball Management AG agieren, die zu 100 Prozent im Besitz des e. V. ist. Zudem bleiben die personell ebenfalls unveränderten Kontrollorgane Aufsichtsrat und Beirat in ihrer aktuellen Form bestehen – zumindest vorerst.

Denn an dieser Stelle wird es brisant: Wie das Abendblatt erfuhr, laufen alle Aufsichtsratsmandate nach Ablauf des ersten vollständigen Quartals nach Gründung der HSV Fußball Management AG ab. Ein Rechenbeispiel: Sollte der Rechtsformwechsel im August (drittes Quartal) vollzogen werden, müsste nach Ablauf des vierten Quartals (bis 31. Dezember) eine Hauptversammlung einberufen werden, auf der die sieben Aufsichtsratsmandate neu vergeben werden.

Hartmann nur kurzzeitig im HSV-Aufsichtsrat?

An dieser Stelle wird es spannend, denn innerhalb des Kontrollgremiums wird es voraussichtlich zu einer personellen Veränderung kommen. Nach dem Aus von Jansen verfolgt das Präsidium das Ziel, das Gremium perspektivisch wieder mit einer Person aus dem Sport zu besetzen. Ein Profil, das auf Finanzexperte Hartmann nicht zutrifft.

Da der Aufsichtsrat mit Banker Hans-Walter Peters, Stephan von Bülow (Geschäftsführer der Block Gruppe) und Ex-Banker Papenfuß bereits über ausreichend wirtschaftliche Kompetenz verfügt, wird Hartmann innerhalb des HSV e. V. von nicht wenigen als Interimslösung bezeichnet. Andere gehen davon aus, dass nach Ablauf der Mandate zunächst einmal alle Räte auf dem Prüfstand stehen und das Präsidium dem Beirat Vorschläge zur künftigen Besetzung des Aufsichtsrats unterbreiten wird.

Am wahrscheinlichsten ist die Variante, dass die sechs aktuellen Kontrolleure über den Rechtsformwechsel hinaus im Amt bleiben. Ob es auch für Hartmann weitergeht, ist offen.

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Neue HSV-Gerüchte um Kühne

Klarheit herrscht dagegen, dass sich Kühnes 30 Millionen Euro in Anteile an einer ebenfalls noch zu gründenden HSV Fußball AG & Co. KGaA umwandeln werden. Auch wenn zuletzt Gerüchte kursierten, der Investor soll einen Rückzieher von seiner Wandelanleihe anstreben, zweifelt im Volkspark niemand an einer Umsetzung des Deals.

Der Grund dieser Überzeugung liegt in der vertraglichen Verpflichtung, die Kühne mit dem HSV eingegangen ist. Ein rechtlich abgesicherter Vorgang, der allerdings nichts daran ändert, dass bei Kühne zuletzt Zweifel aufgekommen sein sollen, ob sein Engagement überhaupt gewollt ist.

HSV-Deal mit Kühne wird vollzogen

Der Hintergrund: Auf der Mitgliederversammlung im März stimmten die Anwesenden zwar für einen Rechtsformwechsel und damit auch für die Umwandlung des 30-Millionen-Darlehens von Fremd- in Eigenkapital, das der HSV nicht mehr zurückzahlen muss.

Allerdings kam bei einer zweiten Abstimmung nicht die erforderliche Dreiviertelmehrheit für den Verkauf weiterer Anteile zustande. Dadurch verhinderten die Mitglieder, dass ein weiteres Kühne-Darlehen in drei Prozent der Anteile umgewandelt wird. Der Logistikunternehmer hatte signalisiert, von seiner einseitigen Wandeloption im Zuge des Stadiondeals (zehn Millionen Euro) Gebrauch machen zu wollen. Doch daraus wurde bekanntlich nichts.

Trotz seines Ärgers über dieses Mitgliedervotum wird Kühne, der sich auf Anfrage nicht äußern wollte, seine 30 Millionen Euro in Anteile umwandeln. Doch zunächst bedarf es einer Einladung von Kuntz und Huwer zur nächsten Hauptversammlung.