Hamburg. Warum sich das Doping-Urteil für den HSV-Verteidiger länger hinzieht als prognostiziert. Eine Einordnung.

Die Erwartungshaltung aller Verfahrensparteien war eigentlich klar, als die Doping-Verhandlung um Mario Vuskovic am 15. Mai geschlossen wurde. „Wir können davon ausgehen, dass es eine Entscheidung vor Saisonstart geben wird“, sagte der damalige HSV-Vorstand Jonas Boldt. Zweieinhalb Monate sind seitdem vergangen, der HSV wird am Freitag die Saison beim 1. FC Köln eröffnen. Doch ein Urteil ist weiterhin nicht in Sicht.

„Am meisten stört es Mario selbst. Er scharrt mit den Hufen und fiebert seiner möglichen Rückkehr entgegen“, sagte HSV-Trainer Steffen Baumgart in einer bewegenden Rede am Mittwoch. „Wir würden uns über eine positive Entscheidung freuen und wünschen uns alle, dass er so schnell wie möglich auf den Fußballplatz zurückkehrt.“

Mario Vuskovic: Baumgarts bewegende HSV-Worte

Von einem Urteil hängt auch die weitere Kaderplanung ab. Sollte Vuskovics vom DFB-Sportgericht verhängte Zweijahressperre rückwirkend auf vier Jahre erweitert werden, so wie es die Antidoping-Agenturen Wada und Nada fordern, will der HSV noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden. Sollte der kroatische Innenverteidiger freigesprochen werden, würde der Club nach jetzigem Stand nur noch einen neuen Rechtsverteidiger verpflichten. Aussichtsreichster Kandidat ist der Schweizer Silvan Hefti vom CFC Genua.

„Man kann mit niemandem planen, ohne das Ergebnis zu kennen. Das machen wir auch nicht“, stellte Baumgart klar und ergänzte im Hinblick auf die ausstehende Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshof (Cas) um den vorsitzenden dänischen Richter Lars Hilliger: „Es würde uns aber alle sehr freuen, wenn die eine oder andere Majestät aus ihrem Büro einen Brief abschickt.“

Vuskovic-Urteil steht aus: Eine Einordnung

Ursprünglich hatte Hilliger ein Urteil bis zum Saisonstart des HSV zugesichert, nachdem sich auch die Wada und Nada dafür ausgesprochen hatten. Tatsächlich ist es aber nicht ungewöhnlich, dass es zweieinhalb Monate nach dem Prozess noch kein Urteil gibt. Zumal der Cas, der sich bei anderen Fällen in der Vergangenheit schon deutlich länger Zeit gelassen hatte, seine eigenen Fristen beliebig häufig verlängern darf.

Bei Vuskovic kommt jedoch die Besonderheit dazu, dass er Mitte September wieder mit der Mannschaft trainieren dürfte, sofern es bis dahin keine Klarheit gibt. Wegen Dopings gesperrte Sportler dürfen zwei Monate vor Ablauf der Sperre ins Teamtraining zurückkehren. Und bis zu einer finalen Entscheidung des Cas gilt die Sperre des DFB, die im November abläuft.

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Aktuell darf sich Vuskovic nicht in der Kabine aufhalten, trotzdem hält er intensiven Kontakt zu seinen Mannschaftskollegen. Mit Stürmer Robert Glatzel (beide wohnen in Eimsbüttel) trifft er sich zum Beispiel regelmäßig, wenn er zu Besuch in Hamburg ist. „Wir versuchen, ihn mit der einen oder anderen Videobotschaft aufzumuntern“, sagte Baumgart. „Wir unterstützen ihn da, wo es uns möglich ist.“ Bei der Hoffnung auf ein schnelles Urteil stößt der HSV, der beim Cas um eine zügige Bearbeitung gebeten hat, allerdings an seine Grenzen.