Hamburg. HSV-Trainer kündigt Einzelgespräch mit Torjäger an und macht Aufstiegsansage. Wer ohne Glatzel für Tore sorgen soll.

Zum Abschluss der Pressekonferenz des HSV hätte Steffen Baumgart beinahe die Rollen getauscht. „Soll ich etwas fragen?“, fragte er Pressesprecher Philipp Langer am Mittwoch rhetorisch. Dieser hatte den HSV-Trainer zuvor eher scherzhaft gefragt, ob er noch etwas loswerden wolle. Baumgart beließ es dann aber doch bei Aussagen statt Fragen und wünschten allen Zuhörern ein „schönes Spiel am Freitag“, nachdem er sich ausführlich zum Zweitliga-Auftaktspiel des HSV beim Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln geäußert hatte.

Baumgart hat die Partie an alter Wirkungsstätte zum „absoluten Neustart für uns alle“ ausgerufen. Für den HSV, der im siebten Anlauf endlich in die Bundesliga aufsteigen will („Das ist ein klares Ziel.“), aber auch für ihn persönlich, nachdem er einen holprigen Start mit 20 Punkten aus zwölf Spielen in der Rückrunde erwischt hatte.

HSV in Köln: Baumgarts Plan mit Selke

Intern und nach außen genießt der Trainer, der beim HSV seine erste Vorbereitung absolvierte, die notwendige Rückendeckung. Allerdings machen sich gleich zum ersten Saisonspiel die ersten Fragezeichen breit, denn seinen Plan, mit den beiden Strafraumstürmern Robert Glatzel und Davie Selke für mehr Torgefahr zu sorgen, kann Baumgart vorerst nicht umsetzen.

Glatzel fällt wegen einer hartnäckigen Sehnenreizung aus, Selke kommt nach seinem Mittelfußbruch nur für einen Kurzeinsatz infrage. „Er wird definitiv nicht von Anfang an spielen“, kündigte der Trainer an, der mit seinem neuen Torjäger das Vieraugengespräch suchen will, um zu erfahren, ob es überhaupt für eine Jokerrolle reicht.

HSV-Spiel verändert sich ohne Glatzel und Selke

Ohne seine beiden Zielspieler wird sich die Spielweise des HSV zwangsläufig verändern. Baumgart wird im Angriff sehr wahrscheinlich auf Ransford Königsdörffer und Immanuel Pherai setzen. Da beide Profis nicht gerade für ihre Kopfballstärke bekannt sind, wird Baumgart von seiner Idee abweichen, künftig verstärkt auf Flanken zu setzen.

„Wir haben genug Spieler, die in der Lage sind, Tore zu erzielen“, sagt Baumgart, der sich naturgemäß keine Sorgen wegen der Personalprobleme im Sturm macht. Auch ohne Glatzel und Selke könne sich der HSV „Torchancen erarbeiten“, prognostiziert der Coach, dessen Worte am Freitag auf den Prüfstand gestellt werden. 

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Denn in der bisherigen Vorbereitung taten sich die Hamburger schwer, Torchancen aus dem Spiel heraus zu erspielen. In den beiden jüngsten Testspielen gegen Cardiff City (0:3) und Aris Limassol (0:0) blieb der HSV jeweils torlos. Doch Baumgart will die beiden Ergebnisse nicht zu hoch hängen. „Die Jungs waren müde, absolut im Arsch“, sagte Baumgart in seiner baumgartschen Art. „Ich bin davon überzeugt, das Spiel in Köln gewinnen zu können.“

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Trotz seiner Angriffslust mangelt es nicht an Wertschätzung für den Gegner, immerhin seinem Ex-Club, bei dem er zweieinhalb Jahre lang auf Händen getragen wurde. „Der Trainer Gerhard Struber hat ein klares Konzept. Er hat viel mitgenommen aus der RB-Schule: Hohes Pressing, eine sehr aggressive Spielweise und hohe Ballgewinne. Das zeichnet den FC aus, und darauf müssen wir Antworten haben“, sagt Baumgart.

Und wenn nicht? Was passiert, wenn der HSV auch im siebten Zweitligajahr seiner Favoritenrolle nicht gerecht werden sollte? „Wenn wir dem nicht gerecht werden, weiß ich nicht, ob Sie lange mit mir reden werden“, sagte Baumgart zu den Journalisten und ergänzte optimistisch: „Ich hoffe natürlich, dass Sie lange mit mir reden werden.“ Vielleicht sogar mal in getauschten Rollen.