Laut der Verteidigung könnte die Teilprobe des HSV-Profis mit Amaechis Urin vermischt worden sein. Zwei Experten widersprechen.
- Nach positivem Dopingtest droht HSV-Profi Mario Vuskovic vierjährige Sperre
- Verteidiger haben Theorie, dass Urinprobe mit der von Xavier Amaechi vermischt worden sein könnte
- Zwei renommierte Dopingexperten widersprechen aus biologischer Sicht
Hamburg. Was genau geschah am 16. September in dem Raum, in dem sich die beiden HSV-Profis Mario Vuskovic und Xavier Amaechi einem Dopingtest unterzogen? Klar ist, dass in Vuskovics Urin hinterher die verbotene Substanz Erythropoetin (Epo) nachgewiesen wurde.
Deshalb muss sich der Kroate aktuell vor dem DFB-Sportgericht verantworten, das ihn für vier Jahre sperren könnte.
Dopingexperte: Mario Vuskovics Probe nicht mit Amaechis vermischt
Doch Vuskovics Anwälte warfen am ersten Verhandlungstag am vergangenen Freitag einige Fragen zum Ablauf der Probenentnahme auf, die nicht eindeutig geklärt werden konnten. Eine beinhaltete die Theorie, dass beide Urinproben vermischt worden sein könnten.
Genährt wurde dieser Ansatz durch Vuskovics Aussage, sein Urinbecher sei zwischen der ersten und zweiten Teilprobe nicht verschlossen worden. Ein zweites Mal zu urinieren war deshalb erforderlich, weil der Verteidiger das Gefäß beim ersten Mal nur mit 70 Millilitern statt der erforderlichen 90 Milliliter füllte. Kamen die fehlenden 20 Milliliter von Amaechi?
„Dann müssten beide Dopingproben positiv sein“, klärt der Hamburger Dopingexperte und Sportmediziner Klaus-Michael Braumann gegenüber dem Abendblatt auf. „Da nur eine positiv ist, können die Proben nicht kontaminiert sein.“ Eine Erkenntnis, zu der auch der auf Epo spezialisierte Forscher Wolfgang Jelkmann kommt, der 2009 als Gutachter beim Dopingprozess gegen die Eisschnellläuferin Claudia Pechstein mit dabei war.
Mario Vuskovic: Warum kein DNA-Test?
Entscheidend für die Einschätzung der Experten ist, dass zur Überführung eines Dopers nur wenige Milliliter Urin vonnöten seien. „Um Epo nachzuweisen, wird deutlich weniger Volumen benötigt als die vorgeschriebene Menge von 90 Millilitern“, sagt Braumann.
Dass die beiden Dopingproben von Vuskovic und Amaechi nicht vermischt wurden, könnte im Übrigen ein vom Kroaten proaktiv angebotener DNA-Test final belegen. „Ein DNA-Test könnte für Aufklärung sorgen“, sagt Jelkmann. Doch der DFB lehnt eine solche Analyse weiterhin ab.
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Mario Vuskovic hofft auf Doping-Gutachten
Für Vuskovic und den HSV ist diese Theorie eines Verfahrensfehlers ohnehin nur ein Randaspekt. Viel gewichtiger sind vier Gutachten von Instituten, die unabhängig voneinander belegen sollen, dass Vuskovics Dopingprobe gar nicht positiv war.
„Wenn das wirklich der Fall sein sollte, dass die bislang genutzten Verfahren zum Epo-Nachweis unzuverlässig wären, hätte das massive Auswirkungen auf das weltweite Dopingkontrollsystem“, sagt Braumann. „Dann würde sich der HSV nicht nur mit dem DFB, sondern auch mit allen internationalen Anti-Doping-Agenturen und der Wada anlegen.“