Hamburg. Neues Präsidium, neuer Aufsichtsrat, neue Geschäftsführung, neues Torwartteam – auch für Johannes Bitter gibt es nun andere Aufgaben.

An diesem Montag wird es beim HSV Hamburg (HSVH) wieder mal emotional. Vier Tage nach der Verkündung seines Rückzugs wird sich Sebastian Frecke (38) von der Mannschaft und den Mitarbeitern verabschieden. Es ist das Ende einer Ära, zehn Jahre lang hatte Frecke beim Verein gearbeitet, die letzten sechs davon als Geschäftsführer. Hamburgs Bundesligahandballer durchleben derzeit den größten Umbruch seit der Insolvenz und dem Lizenzentzug des HSV Handball im Jahr 2016.

„Wir hätten ihn gern behalten“, sagte der neue HSVH-Präsident Kay Spanger am Rande des 30:26 (15:11)-Heimerfolgs gegen den TBV Lemgo Lippe gegenüber „Dyn“. „Im Sommer war Sebastian noch guter Dinge, dass er es von der Belastung her packt.“ Wie Frecke bereits am Freitag im Abendblatt-Interview gesagt hatte, sei der Entschluss zum Rückzug vor wenigen Tagen während eines Familienurlaubs gereift.

Handball: HSVH-Präsident Spanger bedauert Frecke-Rückzug

„Wir haben das alle mit Bedauern aufgenommen. Ich bin mit Sebastian befreundet, wir haben gut zusammengearbeitet“, sagte Spanger, der einen Nachfolger am 7., 8. oder 9. Oktober präsentieren will. „Wir sind mit zwei Personen im Gespräch“, bestätigte der Präsident. „Wir wären gut aufgestellt, wenn wir jemanden haben, der sich mit Sponsoren-Akquise, Finanzen und der Lizenzvergabe auskennt.“

Beim Sieg gegen Lemgo am Sonnabendabend hatte sich derweil bereits auf anderer Position ein personeller Umbruch vollzogen. Erstmals standen in Robin Haug (26/Norwegen) und Mohamed El-Tayare (28/Ägypten) beide Torwart-Neuzugänge auf dem Feld. Altmeister Johannes Bitter (42) war zwar sicherheitshalber ebenfalls noch im Kader, wurde wie El-Tayar (nach Sehnenverletzung im Oberschenkel) aber nur für zwei Siebenmeter eingewechselt, weil Haug (nach Kreuzbandriss) mit zwölf Paraden ein starkes Spiel machte.

El-Tayar und Haug erstmals beide einsatzbereit

„Wenn Mo und Robin fit sind, werden wir mit den beiden Jungs spielen. Jogi hat sich zuletzt freundlicherweise noch zur Verfügung gestellt, bis beide wieder da sind. Das scheint jetzt der Fall zu sein“, sagte HSVH-Trainer Torsten Jansen. „Jogi kann vielleicht noch ein bisschen abtrainieren bei uns. Wir sind intern im Austausch, was da vielleicht noch kommen wird auf dem Spielfeld.“

Sein Hauptaugenmerk soll Bitter jetzt aber auf seine neue Aufgabe als Sportchef und Vizepräsident liegen. Bereits bei den Transfers von Haug und El-Tayar war der Weltmeister von 2007 beteiligt, sein Netzwerk soll dem Verein auch künftig weiterhelfen. „Ob es sein letzter Einsatz war, weiß ich nicht“, ließ Jansen zwar noch eine Hintertür offen. „Jogi soll jetzt aber das machen, was er gerne machen möchte und auch schon seit längerer Zeit macht.“

Kreisläufer Andreas Magaard fällt wochenlang aus

Die erste knifflige Aufgabe bekam Bitter direkt in der Partie gegen Lemgo gestellt, als sich Kreisläufer Andreas Magaard nach sechs Minuten einen Bruch im linken Zeigefinger zuzog. „Er ist schon geröntgt worden“, sagte Jansen. „Es sieht so aus, dass es eine OP geben muss. Das ist bitter für uns und für ihn.“ Magaard war erst im Sommer von einem Kreuzbandriss zurückgekehrt, nun fällt er erneut für sechs bis acht Wochen aus.

Auf eine kurzfristige Nachverpflichtung dürften die Hamburger aber verzichten. Am Donnerstag im DHB-Pokal gegen den THW Kiel (15 Uhr, Barclays Arena) und in den folgenden Wochen wird daher umso mehr Verantwortung bei Kapitän Niklas Weller liegen. Auch gegen Lemgo spielte der Kapitän nach dem Magaard-Aus am Kreis durch, war am Ende mit acht Toren auch der erfolgreichste Torschütze seines Teams. Insbesondere die spielstarken Rückraumakteure Leif Tissier und Jacob Lassen setzten Weller immer wieder in Szene.

Axmann schwärmt von Torwart Haug

Für die entscheidenden Momente sorgte aber vor allem Haug im Tor. „Man hat heute gesehen, dass uns Robin in der Abwehr viele freie Bälle weggenommen hat. Das war sehr stark, er war ein super Rückhalt und hat herausgeragt“, sagte Rückraumspieler Dominik Axmann. „Er hat eine Wahnsinnsausstrahlung, ist ein richtiger Bär. Außerdem ist er für seine Körperstatur auch super schnell.“

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Haug selbst schien das ganze Lob fast etwas unangenehm zu sein. Nachdem er von seinen Mitspielern geherzt worden war, feierten ihn auch die 2779 Zuschauer in der Sporthalle Hamburg nach dem Spiel mit Sprechchören. „Das war ein schönes Gefühl. Ich hoffe, dass ich dafür sorgen kann, dass das zukünftig häufiger passiert“, sagte er mit einem Schmunzeln. Auch Johannes Bitter wird sicher nichts dagegen haben.

HSV Hamburg: Weller 8, Tissier 5, Mortensen 4, Andersen 3, Axmann 3, Lassen 3, Sauter 3, Magaard 1.
TBV Lemgo Lippe: S. Zehnder 9, Suton 4, Brosch 3, Hutecek 3, Faust 2, Simak 2, Wagner 2, Versteijnen 1.
Schiedsrichter: Sascha Schmidt (Bochum)/Frederic Linker (Bochum).