Hamburg. Hamburgs Bundesligahandballer stellen sich nicht nur im Präsidium, sondern auch auf der Geschäftsstelle neu auf. Wie es dazu kam.

Die Pressemitteilung, die der HSV Hamburg (HSVH) am Donnerstagnachmittag verschickte, hatte es in sich. „HSVH und Geschäftsführer Sebastian Frecke gehen zukünftig getrennte Wege“, lautete die Überschrift des nüchtern formulierten, inhaltlich aber brisanten und überraschenden Kommuniqués.

Wie der Handball-Bundesligist mitteilte, verlässt Frecke den Verein nach zehn Jahren auf eigenen Wunsch. Bereits beim HSV Handball, der nach einer Insolvenz in der Saison 2015/16 die Bundesligalizenz verlor und fortan unter neuem Namen einen Neustart in der Oberliga starten musste, hatte Frecke auf der Geschäftsstelle gearbeitet.

Handball: Geschäftsführer Frecke verlässt HSVH nach zehn Jahren

„Die zehn Jahre hier beim HSVH waren eine sehr prägende und schöne Zeit für mich. Dass wir es in so kurzer Zeit von der Oberliga in die Bundesliga geschafft haben, bleibt für immer in Erinnerung. Aber neben den vielen Erfolgen waren auch sehr viele kräftezehrende Phasen dabei. Glücklicherweise konnten wir diese immer wieder lösen und haben zuletzt auch die hohen Hürden bei der Lizenz-Vergabe genommen“, sagte Frecke. „Jetzt soll unser Verein mit neuer Energie in die Zukunft gehen. Ich denke, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, den Weg mit frischem Wind und neuer Kraft fortzusetzen und bin deshalb proaktiv mit diesen Gedanken auf den Aufsichtsrat und das Präsidium zugegangen.“

Künftig werde er den HSVH als Fan verfolgen und sich „neuen, interessanten Aufgaben“ widmen, führte der 38-Jährige weiter aus. Abgesehen von den wirtschaftlich schwierigen Jahren mit der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg belastete Frecke insbesondere das Lizenz-Drama im vergangenen Frühsommer. Nur dank einer 7,1-Millionen-Euro-Geldspritze von Investor und Aufsichtsrat Philipp J. Müller konnte sich der Verein in einem Schiedsgerichtsverfahren retten.

Handball-Bundesligist erlebt kompletten Umbruch in der Führungsetage

Gleichzeitig waren auch zunehmend Streitigkeiten zwischen dem Präsidium um Marc Evermann sowie der Geschäftsstelle zu vernehmen (Abendblatt berichtete). In der Folge traten Evermann, Vizepräsident Schwalb und Schatzmeister Stephan Harzer am 19. August geschlossen zurück, als neuer Präsident wurde einen Tag später der frühere Aufsichtsrat Kay Spanger präsentiert.

„Nachdem Sebastian auf uns zugekommen ist und nach den Veränderungen mit neuem Aufsichtsrat und neuem Präsidium, wollen wir die Position des Geschäftsführers nun so besetzen, dass wir neue Konzepte und Strategien entwickeln werden, um die Ausrichtung und langfristige Zielsetzung des Vereins verwirklichen zu können. Wir befinden uns bereits in sehr guten Gesprächen und werden den Nachfolger voraussichtlich Anfang Oktober vorstellen können“, sagte Spanger.

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Der neue Aufsichtsratchef Wilken Möller bedankte sich derweil bei Frecke für dessen Arbeit in den vergangenen Jahren: „Wir danken Sebastian, dass er konstruktiv und im Sinne des Vereins auf uns zugekommen ist, damit wir mit neuer Energie die nächsten Aufgaben angehen können. Wir danken ihm auch ganz herzlich für die geleistete Arbeit und die damit verbundenen Erfolge in den verschiedenen Verantwortungsbereichen. Er hatte großen Anteil daran, den Verein unter teilweise schwierigen Rahmenbedingungen zu dem zu entwickeln, was er heute ist.“

Noch Ende August hatte der neue Aufsichtsrat betont, Frecke künftig besser unterstützen zu wollen. In den vergangenen Jahren kümmerte sich der Familienvater beim HSVH parallel um zahlreiche Themen aus dem sportlichen und wirtschaftlichen Bereich. Diese Belastung sollte eigentlich verringert werden. Nun hat Frecke entschieden, sie auf Null zu fahren.