Hamburg. HSVH-Neuzugang Moritz Sauter tritt an diesem Freitag in der Bundesliga bei Ex-Club Potsdam an. Wer für seine Karriere entscheidend war.
Der öffentlich einsehbare Terminkalender von Olaf Scholz lässt Raum zur Spekulation. Zumindest größere Verabredungen hat der Bundeskanzler nicht, erst am Sonnabend reist er zum Zukunftsgipfel der Vereinten Nationen nach New York. Was spricht also dagegen, sich an diesem Freitagabend (20 Uhr/Dyn) mal wieder ein Ticket für die MBS-Arena zu besorgen, wo der 1. VfL Potsdam den HSV Hamburg (HSVH) empfängt. Die neue gegen die alte Heimat des früheren Hamburger Bürgermeisters.
Moritz Sauter muss schmunzeln, als er auf den prominenten Fan angesprochen wird. Der neue Rückraumspieler des HSVH spielte in der vergangen Saison im Potsdamer Trikot bereits das eine oder andere Mal vor Scholz und dessen Frau Britta Ernst. Auch in der Kabine sei der Kanzler einmal zu Gast gewesen, im vergangenen Jahr schrieb ihm der berühmte SPD-Politiker sogar einen Brief mit Glückwünschen zum U-21-Weltmeistertitel.
Handball: Moritz Sauter kehrt mit HSVH nach Potsdam zurück
Noch mehr als auf einen möglichen Kanzlerbesuch freut sich Sauter an diesem Freitag aber auf Freunde wie Marvin Siemer, David Cyrill Akakpo, Maxim Orlov oder Marvin Kix, mit denen er in der vergangenen Spielzeit die Zweite Liga dominierte. „Es gibt einige Spieler, mit denen ich sechs oder sieben Jahre lang zusammengespielt habe. Das ist natürlich ein besonderes Spiel für mich“, sagt der 21-Jährige, als er am Donnerstagvormittag mit dem Abendblatt im Eclair au Café am Eppendorfer Weg sitzt. „Potsdam hat den Trainer gewechselt, sodass sich auch einige Dinge geändert haben. Gerade im Eins-gegen-eins wird es mir aber helfen, dass ich viele Gegenspieler genau kenne.“
Im Alter von 13 Jahren zog der im Saarland und in Nürnberg aufgewachsene Sauter nach Berlin zu seinem Vater, wo dieser bereits ein Jahr zuvor einen Job in der Pharmaindustrie angefangen hatte. „Mit 13 habe ich noch gar nicht realisieren können, welche Auswirkungen das auf mein Leben hat und wie groß die Stadt wirklich ist“, sagt Sauter rückblickend. „Der Schritt nach Berlin hat mir aber sehr geholfen, um Profi zu werden.“
Bob Hanning spielte eine entscheidende Rolle
Insbesondere Füchse-Boss Bob Hanning, der ihn von der B-Jugend an bei den Füchsen und in der vergangenen Spielzeit bei Kooperationspartner Potsdam trainierte, spielte eine entscheidende Rolle in Sauters Entwicklung. „In der C-Jugend waren wir alle total aufgeregt, wenn Bob Hanning bei uns zugeguckt hat. Das hat sich aber schnell gelegt“, sagt Sauter. „Bob ist die wichtigste Person in meiner bisherigen Karriere. Als ich in der B-Jugend wegen gesundheitlichen Problemen für einen Monat im Krankenhaus war, hat er mich alle paar Tage besucht, wichtige Dinge mit der Schule geklärt und mir sogar ein Ergometer-Fahrrad ins Krankenzimmer bringen lassen. Diese Unterstützung war unglaublich.“
Hanning ist für Sauter und viele andere Berliner Talente viel mehr als ein Trainer, das macht Sauter schnell deutlich. „Wenn man ein Problem hat, kann man immer zu ihm kommen. Er lässt dann alles stehen und liegen und ist für einen da. Wie er das zeitlich alles schafft, ist mir ein Rätsel“, sagt der Medizintechnik-Student. Nach großen Erfolgen lud Hanning die Berliner Talente sogar mehrfach zum Urlaub nach Spanien ein – ein beispielloser Vorgang im Profihandball. „Im gemeinsamen Urlaub gab es nur das Frühstück und das Abendessen als Termine, die wahrgenommen werden sollten. Ansonsten hat Bob uns in Ruhe gelassen“, sagt Sauter, dem Hanning auch ein Wechsel nach Hamburg ans Herz legte, weil Trainer Torsten Jansen als starker Entwickler junger Spieler gilt.
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Wenngleich er in der Kabine auf dem alten Platz von Dani Baijens sitze, wolle er sich nicht mit seinem mittlerweile für Paris St. Germain aktiven Vorgänger vergleichen, sagt Sauter: „Wir sind andere Spielertypen, außerdem bin ich erst 21 Jahre alt. Druck mache ich mir nicht.“ Selbst dann nicht, wenn der Kanzler auf der Tribüne sitzt.