Hamburg. Der gute Start in der Bundesliga übertüncht die Schwächen der Basketballer im EuroCup. Wie sie die Situation meistern.
Zwei und sieben. Benka Barloschky ist überrascht, als er die Zahlen hört. Er kannte sie nicht – und er kennt sie. Dass die Veolia Towers Hamburg, die er betreut, in dieser Saison eine Pflichtspielbilanz von zwei Siegen und sieben Niederlagen aufweisen, war ihrem Trainer auf Anhieb nicht bewusst. Dass die Basketballer genauso in die vergangene Saison gestartet waren, weiß der 36-Jährige dagegen genau. „Und doch fühlt es sich diesmal anders an“, sagt er.
Kurz gesagt: besser. Gab es im Vorjahr anfangs Zweifel an der Bundesliga-Tauglichkeit der Wilhelmsburger, ist es nun beinahe ärgerlich, dass sie nach vier Partien nicht unbesiegt sind. Die Niederlagen beim FC Bayern München (80:81) und den Fit/One Würzburg Baskets (85:91) waren knapp, die Siege gegen Alba Berlin (97:80) und die EWE Baskets Oldenburg (87:78) überzeugend. Das Aus im Pokal sowie die vier Pleiten im EuroCup, in dem es an diesem Dienstag (20 Uhr/MagentaSport) bei Umana Reyer Venedig weitergeht, scheinen der Mannschaft wenig anzuhaben. Es fühlt sich nicht nur besser an, irgendetwas läuft auch besser.
Basketball: Veolia Towers Hamburg trotzen der negativen Bilanz
„Wir be- und verarbeiten jede Niederlage auf Basis dessen, wie sie zustande gekommen ist. Sie tun zwar immer weh, wir müssen aber nicht frustriert sein, weil wir fast immer unsere Möglichkeiten ausgeschöpft haben“, sagt Barloschky. Die Begegnung in Würzburg würde sein Team in sechs von zehn Fällen gewinnen, es fehlte schlicht das Wurf- und Spielglück. Die herausgespielten Abschlüsse waren oftmals frei und planmäßig vorbereitet, 50:50-Entscheidungen landeten zumeist in Händen der Franken. Man kann auch mal Pech haben.
„Auch im EuroCup sind wir näher dran, als es die Resultate zeigen“, sagt der gebürtige Bremer, der mehr prozessorientiert als ergebnisgetrieben ist. Bislang unterlagen die Hamburger in sämtlichen vier Duellen, sind Schlusslicht der Gruppe B. Bei der Einordnung der Spiele hilft der Mannschaft und vor allem Barloschky Sportpsychologin Renate Eichenberger (51). Die Schweizerin ist seit 2023 im Trainerstab der Towers und bewertet Partien „aus Sicht der Teamperformance und danach, wie die Jungs zusammenarbeiten“, sagt Barloschky.
Trainer Benka Barloschky macht das Beste aus der Situation
Momentan gehe es angesichts des um die weiterhin verletzten Zsombor Maronka (Knöchel), Benedikt Turudić (Nacken) und Niklas Wimberg (Beinbruch) ausgedünnten Kaders darum, „unsere Kultur zu beschützen. Gerade fehlt uns Qualität, aber wir dürfen deshalb nicht von unserem Weg abkommen. Es geht jetzt darum, die Phase zu überstehen, bis wieder alle fit sind“, sagt Barloschky.
Der Trainer zieht sogar Positives aus der Personalnot, die vorrangig auf den großen Positionen besteht, und den daraus resultierenden Schwierigkeiten beim Rebound. „Ich habe mich noch nie so intensiv mit der Thematik beschäftigt und schaue mir sehr viele Videos guter Rebounder an“, sagt der zweifache Vater. Eine Erkenntnis: Größer und schwerer werde sein Kader zwar nicht, aber die Inhomogenität lässt sich nutzen.
So soll Kur Kuath mehr Rebounds holen
Kur Kuath beispielsweise soll nicht die Lehrbuchstrategie verfolgen, gegnerische Spieler vom Korb wegzublocken. „Da würde er nur herumgeschubst“, sagt Barloschky über den 91 Kilogramm leichten 2,08-Meter-Mann. Der Südsudanese soll stattdessen, „freie Räume suchen, in denen er keinen Körperkontakt zu erwarten hat, und dann einfach so hoch wie möglich nach den Bällen springen. In seine Etage greift so schnell niemand.“
Anwenden kann Kuath diese Strategie direkt gegen Venedig, das im EuroCup bei einem Sieg und drei Niederlagen steht. „Die Italiener haben ein großes und physisches Team, das wird unsere Herausforderung“, sagt Barloschky. Er erwartet von seiner Mannschaft, dass sie wieder schneller spielt als zuletzt. In Würzburg war ihm die offensive Leistung zeitweise zu statisch.
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Im Vorjahr begannen die Towers im Übrigen letztlich sogar mit einer 2:8-Bilanz, ehe sie konstanter zu siegen begannen. So sehr es die Kultur zu beschützen gilt, zum Kulturgut sollen solche Starts nicht werden. Daher wäre es Barloschky lieber, am späten Dienstagabend mit einer ihm völlig unbekannten Zahlenkombination konfrontiert zu werden: drei und sieben.