Rothenburgsort. Die Planungen für die Mehrzweckhalle für 9000 Zuschauende nehmen konkrete Formen an. Heimclub werden Hamburgs Basketballer.

Die Planungen für eine neue Sport- und Mehrzweckhalle in Hamburg für 7000 bis 9000 Zuschauende nehmen konkrete Formen an. Für den „Elbdome“ wurde nach Abendblatt-Informationen jetzt der passende Standort gefunden – nach mehr als vier Jahren Suche vorwiegend im Süden der Stadt: der neue Huckepackbahnhof in Rothenburgsort, ein elf Hektar großes Gewerbegebiet im Billebogen, 500 Meter von den Elbbrücken und der HafenCity entfernt. 2,5 Kilometer sind es von dort bis zum Rathaus.

„Urbane Produktion und Gewerbe des 21. Jahrhunderts sind hier willkommen – ebenso produktionsbezogene Dienstleistungen“, wirbt die Billebogen Entwicklungsgesellschaft mbH &Co. KG auf ihrer Homepage für ihr umfangreiches städte­bau­liches Vorhaben. Das Gelände zwischen Billhorner Brückenstraße, Billstraße und der S-Bahn-Station Rothenburgs­ort bietet mit seiner zentralen Lage und guter öffentlicher Nahverkehrsanbindung beste Voraussetzungen auch für den Betrieb einer modernen Arena.

"Elbdome": Projektentwickler geriet zuletzt in die Kritik

Der „Elbdome“ ist das derzeit ambitionierteste Vorhaben des Hamburger Projektentwicklers Tomislav Karajica, des Mehrheitsgesellschafters des Basketball-Bundesligaclubs Veolia Towers Hamburg. Mit seiner Firma Home United, die den „Elbdome“ realisieren soll, war er zuletzt in die Kritik geraten, weil er für die Unterbringung ukrainischer Flüchtlinge im Mundsburg Tower angeblich zu hohe Mieten von der Stadt gefordert und kassiert habe.

Karajica hatte sich auch im Abendblatt gegen diesen Vorwurf gewehrt, argumentiert, dass allein die Absicherung einer derartigen sensiblen Unterkunft mit hohen Personal- und Investitionskosten verbunden sei. Nach Abendblatt-Informationen war und ist Karajica jedoch nicht der teuerste Anbieter in der Stadt.

Heimclub des „Elbdomes“ werden Veolia Towers Hamburg

Heimclub des „Elbdomes“ sollen die Veolia Towers Hamburg werden. Mit Heimspielen in der Basketball-Bundesliga und europäischen Vereinswettbewerben würden sie etwa 35 Termine im Jahr belegen. Konzerte, Shows, Messen, Kongresse und andere Events sollen die Arena darüber hinaus auslasten. Bei rund 120 bis 140 Veranstaltungen im Jahr lässt sich eine Halle dieser Größenordnung wahrscheinlich kostendeckend betreiben. Zudem wäre ein zweites Hometeam denkbar. Auch die Bundesliga-Handballer des HSV Hamburg halten in der Stadt nach einer neuen Spielstätte Ausschau.

Die Mehrzweckhalle für 9000 Zuschauende soll in Rothenburgsort gebaut werden.
Die Mehrzweckhalle für 9000 Zuschauende soll in Rothenburgsort gebaut werden. © HA Grafik, HA Infografik, F. Hasse | Frank Hasse

Nach Corona-Delle: Kartennachfrage steigt bei den Towers

Der „Elbdome“ würde die Angebots­lücke füllen zwischen der Barclays Arena im Volkspark mit ihren maximal 15.000 Plätzen und kleineren Hallen wie der edel-optics.de Arena in Wilhelmsburg (3400), dort tragen die Towers momentan ihre Heimspiele aus, oder der Sporthalle Hamburg in Winterhude (4144), in der die Handballer vorwiegend werfen. Beide Sportarten decken ihre Saisonetats von rund 5,5 Millionen Euro zwischen 40 und 50 Prozent aus Zuschauereinnahmen. Eine mögliche Verdopplung der Besucherzahlen und damit der Einkünfte würde beiden Clubs neue sportliche Perspektiven eröffnen.

Das Potenzial dafür scheint vorhanden. Die Heimspiele der Towers waren vor der Corona-Pandemie 25-mal in Folge ausverkauft, in den erfolgreichen Jahren des Vorgängervereins der Handballer kamen zwischen 2008 und 2013 in Schnitt um die 10.000 Zuschauer in die Arena am Volkspark. Nach der Corona-Delle steigt sowohl bei den Towers als auch beim HSV Hamburg die Kartennachfrage. „Bei unseren nächsten Heimspielen rechnen wir wieder mit einer ausverkauften Halle, und wir sind zuversichtlich, dass dieser Trend anhält“, sagt Towers-Geschäftsführer Jan Fischer.

„Elbdome“: Auch Konzertveranstalter sind interessiert

Auch bei Konzertveranstaltern besteht Interesse an einer Veranstaltungshalle in Hamburg für 7000 bis 9000 Besucher. Der „Elbdome“ würde diese Zwischengröße liefern. Derzeit weichen viele Agenturen mit ihren Künstlerinnen und Künstlern nach Hannover, Lübeck oder Kiel aus. Die am Diebsteich mit 5000 Plätzen geplante Musikhalle wäre eine weitere Alternative.

Bis die Arena in Rothenburgsort irgendwann steht, ist es allerdings noch ein weiter Weg. Bevor das Anhandgabeverfahren an Karajica und Home United eröffnet werden kann, müssen noch viele offene Fragen geklärt werden. Neben einem schlüssigen Verkehrskonzept ist eine der Voraussetzungen das Aufstellen eines Businessplanes, der aufzeigt, wie sich die Halle wirtschaftlich betreiben lässt. Das Risiko liegt zwar beim Geldgeber, doch will niemand in der Stadt und im Bezirk eine Ruine stehen haben. Die Baukosten lassen sich im Moment kaum seriös beziffern. Für eine Halle dieser Größenordnung liegt die Kalkulation geschätzt bei 70 bis 80 Millionen Euro. Das gesamte Investment soll privat finanziert werden.

Läuft alles optimal, könnte der „Elb­dome“ in fünf bis sechs Jahren seine Türen öffnen. „Ich bin und bleibe optimistisch“, sagte Karajica dem Abendblatt. „Wir sind mit der Stadt und allen anderen Stakeholdern in konstruktiven Gesprächen und inzwischen auf einem sehr guten Weg.“

„Elbdome“: Drei mögliche Standorte schieden zuvor aus

Mit seinem Projekt „Elbdome“ hat Karajica in den vergangenen vier Jahren leidvolle Erfahrungen gemacht. Die ersten drei möglichen Standorte fielen bei den Bau- und Stadtentwicklungsexperten der Stadt durch, gegen jeden der drei gab es unterschiedliche Bedenken. Karajicas ursprünglicher Plan war es im Jahr 2018, die Halle neben dem Elbtower an den Elbbrücken in einem Hafenbecken zu errichten. Hier störte Oberbaudirektor Franz-Josef Höing die Beeinträchtigung der vertikalen Sichtachse der Stadt, auch die beabsichtigte Zuschüttung des Hafenbeckens drohte ökologische Problematiken aufzuwerfen, unter anderem wäre der Pegel der Elbe um zwei Zentimeter gestiegen. Das Urteil: kaum realisierbar, zu teuer.

Am S-Bahnhof Veddel wiederum, Option Nummer zwei, konkurrierte der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) mit den Towers-Entwürfen. Der HVV will hier einen Mobilitätshub für den Süderelberaum entstehen lassen. Zudem war die Fläche wohl zu klein und die Auslaufzonen zwischen Halle und S-Bahn zu gering.

Am dritten potenziellen Standort, ein Kleingartengelände neben dem Auswanderermuseum BallinStadt, 800 Meter östlich der S-Bahn-Station Veddel, stockten die angestrebten Grundstückszukäufe. Zudem befindet sich das Gelände im Störfallradius Schadstoffe emittierender Betriebe (Aurubis), was eine feuerwehrtechnische Zulassung – für den Fall der Evakuierung von 8000 Menschen – ausschloss.

Grote: "Elbdome wäre für Sport in Hamburg ein Riesenschritt nach vorne"

Trotz all dieser Vorbehalte war im Rathaus der Glaube an die Realisierung des Projekts noch in dieser Dekade ungebrochen. Jetzt besteht erstmals die berechtigte Hoffnung, dass der „Elbdome“ kommt.

„Der ,Elbdome‘ wäre für die weitere Entwicklung der Veolia Towers Hamburg und auch des Sports in der Stadt insgesamt ein Riesenschritt nach vorne. Dieser Standort ist von allen bislang geprüften der attraktivste. Ich bin zuversichtlich, dass mit dem Willen aller Beteiligter der ,Elbdome‘ an dieser Stelle Wirklichkeit werden kann“, sagt Sport- und Innensenator Andy Grote (SPD).