Hamburg. Die Mannschaft von Cheftrainer Benka Barloschky überzeugt auf ganzer Linie und lässt sich auch von Personalsorgen nicht aufhalten.
Nord-Nordost-Gipfel? Nee. Eigentlich war es ein richtiger Negativgipfel in der mit 3400 Zuschauern ausverkauften edel-optics.de Arena. Die Veolia Towers Hamburg hatten wettbewerbsübergreifend in Liga und EuroCup siebenmal in Folge verloren, die gastierenden Rostock Seawolves in der Basketball-Bundesliga sechsmal.
Nun sind Unentschieden in dieser Sportart bis auf höchst seltene Ausnahmen ausgeschlossen, was zum Vorteil hatte, dass eine Mannschaft wieder jubeln durfte. Am Sonnabendabend waren das beim 105:89 (29:24, 29:19, 25:23, 22:23) die Wilhelmsburger. Obwohl das Team von Cheftrainer Benka Barloschky auf den am rechten Knöchel verletzten Aljami Durham verzichten musste, und auch der erst am Spieltag eingeflogene Neuzugang Brae Ivey noch nicht einsatzfähig war. Im Rennen um die Play-Ins ein immens wichtiger Erfolg für den Tabellenneunten.
Veolia Towers Hamburg besiegen Rostock Seawolves
Dabei schienen die Unpässlichkeiten des Personals sich zu verschärfen. 21 Sekunden dauerte es, da fasste sich Center Aleksander Dziewa an den Solar Plexus und humpelte benommen vom Feld. Doch wenn die Towers in dieser Saison ganz etwas ganz besonders sind, dann widerstandsfähig. Sie antworten einfach mit einem 8:0-Lauf, erlaubten Rostock erst nach 2:57 Minuten die ersten Punkte.
Kurze Zeit später kehrte auch der hartgesottene Dziewa aufs Parkett zurück, und Hamburg setzte sich nach Freiwürfen von Kapitän Seth Hinrichs auf 20:11 (6.) ab. Die Seawolves, die mit einem Etat von gut sechs Millionen Euro noch eine halbe Million über dem der Gastgeber liegen und überraschend derartige Schwierigkeiten haben, kamen dank ihrer individuellen Qualität jedoch schnell wieder in Schlagdistanz.
Möller und Christmas organisieren Spielaufbau
Dennoch: Die Wilhelmsburger blieben vorn, und das aus sehr guten Gründen. In Abstinenz von Spielmacher Durham übernahm der 20-jährige Leif Möller sehr umsichtig den Ballvortrag. Regie führte zumeist Will Christmas, dessen Leistung zunächst nicht direkt auf dem Statistikbogen oder durch auffällige Aktionen auffiel.
Es war vielmehr die absolute Kontrolle, die der US-amerikanische Allrounder, der kommenden Sommer Mannschaften im oberen Drittel der Tabelle interessant sein wird, hatte. Die 29:52 Minuten mit dem 27-Jährigen auf dem Court gewannen die Hausherren mit 14 Punkten, zweitbester Wert hinter Mark Hughes (16). Und zum 56:40 (20.) hatte der sprunggewaltige Athlet per Dunking später dann auch seinen üblichen Hingucker.
Geringe Anzahl an Ballverlusten
Reichte es zuletzt für Barloschkys Mannschaft trotz mitunter solider Leistungen nicht zum Sieg, lag das häufig an Fahrlässigkeiten. Vergleichsweise geringe 14 Ballverluste leisteten sich die Towers. In Dziewa war es ironischerweise der sonst dominante Offensivakteur, der mit vier die meisten davon hatte.
Es störte wenig. Nach einem Korbleger von Nationalspieler Jonas Wohlfarth-Bottermann war die Führung auf 45:32 (15.) angewachsen. Eine Auszeit der Gäste führte zu nichts, wie schon im Hinspiel war es eine deutliche Angelegenheit. Damals, am 13. Januar, hatten die Towers zuletzt ein Match gewonnen.
4000 Euro für Basketball Aid und krebskranke Kinder
Noch bessere Nachrichten gab es während der Halbzeit. Basketball-Legende Per Günther und ein Jugendspieler erwarfen 4000 Euro zu Gunsten der Aktion "Per Dreier gegen Krebs" von Basketball Aid, die krebskranken Kindern zu Gute kommt.
- Hamburg Towers: EuroCup hat sich trotz 16 Pleiten gelohnt
- Towers-Spieler für die Nationalmannschaft nominiert
- Hamburg Towers verlieren – wieder Sorge um Aljami Durham
Anschließend kamen scheinbar weniger erfreuliche gesundheitliche Entwicklungen zustande. Auch Hughes erwischte es. Der offensivstarke Guard musste nach seinem Treffer zum 71:57 (26.) vom Feld geleitet werden. Zunächst war nicht ersichtlich, was der Grund dafür war. Aber: Wie zuvor schon Dziewa war auch der US-Amerikaner eine Minute später zurück.
Towers bauen Führung aus
Widerstandsfähigkeit eben. Die wesentliche Eigenschaft dieser Mannschaft zeigte sich dann auch darin, den Comebackversuchen der nun auch ernsthafter verteidigenden Ostseestädter zu widerstehen. Die angeblich psychologisch so wichtige Rückkehr in den einstelligen Rückstandsbereich hatte Rostock beim 62:71 (27.) geschafft.
Zum Viertelende kontrollierten die Towers das Geschehen wieder, und eigentlich trug jeder nennenswert eingesetzte Spieler dazu bei. Das Resultat: die höchste Führung der Partie.
Wohlfarth-Bottermann macht die 100 voll
16 Sekunden im Schlussviertel waren gespielt, da musste Hughes abermals verletzungsbedingt vom Feld. Wieder aus nicht offensichtlichem Grund, wieder kam er zurück.
Das traf auf die Seewölfe nicht mehr zu. Unter anderem durch einen Dreier von Hughes zum 95:76 (35.). Wohlfarth-Bottermann machte schließlich per Dunking zum 101:82 (38.) den Hunderter voll, um diesem ausgesprochen positiven Abend für die Towers die Krönung zu verpassen.
Veolia Towers Hamburg: Dziewa (22 Punkte), Hughes (21), Wohlfarth-Bottermann (17), King (14), Hinrichs (13), Christmas (9), Möller (5), Meisner (2), Krause (2), Brauner, Hoffmann.