Hamburg. Towers-Namenssponsor Veolia tritt das Spieltagssponsoring ab, um Spendengelder für erkrankten Kinder zu generieren.

Per Günther wirkt entspannt, als er bei Maispoularde und Johannisbeerschorle in einem Eppendorfer Bistro zum Gespräch mit dem Abendblatt sitzt. „Aber langsam steigt der Druck“, sagt der 36-Jährige.

Nichts Ungewohntes für ihn. 14 Jahre hat der gebürtige Gießener von 2008 bis 2022 für ratiopharm Ulm in der Basketball-Bundesliga gespielt, ist eine ihrer größten Legenden.

Basketball-Legende Günther wirft Dreier gegen Krebs

Mitte Januar zog der amtierende deutsche Meister Günthers Trikot unter die Decke der ratiopharm Arena, seine Nummer sechs wird dort nie wieder vergeben. Hoch verdient, denn Günther war ein Vorzeigeprofi auf und abseits des Parketts. Seine Dreierquote lag regelmäßig oberhalb von 40 Prozent, er traf die ganz großen Würfe um Finalteilnahmen.

„Jetzt musste ich jedoch wieder üben, an meinem Dreier feilen. Die sechs Monate davor hatte ich keinen Ball angerührt“, sagt Günther, schließlich steht mal wieder ein großer Auftritt bevor. Unter der Woche war der nach seinem Karriereende nach Hamburg gezogene 65-fache Nationalspieler extra zum Training des Eimsbütteler TV II gegangen, bei dem auch Marvin Willoughby (46), Geschäftsführer der Veolia Towers Hamburg, regelmäßig spielt.

Basketball Aid engagiert sich für krebskranke Kinder

„Ein paar Airballs waren dabei“, sagt Günther und grinst so charmant, wie im deutschen Basketball nur Per Günther grinsen kann. Doch der Hintergrund ist alles andere als zum Lachen.

Seit vergangenem Jahr ist Günther Vorstandsmitglied des gemeinnützigen Vereins Basketball Aid, der Spendengelder für krebskranke Kinder sammelt. In der Halbzeitpause der Bundesligapartie zwischen den Towers und Rostock Seawolves an diesem Sonnabend (18.30 Uhr/Dyn) in der Wilhelmsburger edel-optics.de Arena wird Günther bei der clever benannten Aktion „Per Dreier gegen Krebs“ 25 Distanzwürfe nehmen, ein Kind 25 aus Korbnähe.

Veolia tritt die Spieltagspartnerschaft ab

Pro Treffer spenden Basketball Aid und Towers-Namenssponsor Veolia gemeinsam 200 Euro an die Fördergemeinschaft des Kinderkrebs-Zentrum Hamburg. Veolia hat sich zudem bereit erklärt, die Spieltagspartnerschaft abzutreten, um so verstärkt darauf aufmerksam zu machen.

Basketball Aid agiert seit 2009 deutschlandweit, sammelte in dieser Zeit mehr als eine Million Euro. Im Vorjahr wollten sich die ehrenamtlich agierenden Initiatoren zurückziehen und suchten neue Gesichter für den Verein.

Günther: „Kindern die Zeit lebenswerter machen"

In Günther – ein Mann mit Witz, Intelligenz und Empathie – fanden sie das wohl am besten geeignete. „Ich habe während meiner Karriere zigfach Autogramme für Basketball Aid unterschrieben, wusste aber nie richtig, was die eigentlich machen und wie groß das ist“, sagt Günther.

Die Gelder werden vor allem investiert, um den erkrankten Kindern eine angenehmere Zeit während ihrer Therapie zu bieten, Musik-, Sport- und Unterhaltungsangebote zu schaffen. Unlängst wurden kleine Roboter gekauft, mit Hilfe derer Erkrankte via Avatar direkt am Schulunterricht teilnehmen und mit ihren Mitschülern agieren können, von denen sie ansonsten während des langen Krankenhausaufenthalts über Monate hinweg getrennt sind. „Es soll den Kindern die Zeit lebenswerter machen“, sagt Günther.

2200 Neuerkrankungen in Deutschland jährlich

Für ihn eine Herzensangelegenheit. Seine Besuche im Universitätsklinikum Eppendorf berühren ihn stets aufs Neue.

„Wer einmal dort war, dem fällt es schwer, sich davon zu lösen. Vor allem, wenn man selbst Kinder hat“, sagt der Vater zweier Söhne. Rund 2200 Kinder erhalten in Deutschland jährlich die Diagnose aggressiver Krebs. Leukämie ist bei jungen Menschen die am häufigsten vorkommende Form.

Eine Million Euro soll gesammelt werden

Die Spenden, die Basketball Aid generiert, werden eins-zu-eins an die Krankenhäuser weitergegeben. Wenn Günther kommendes Wochenende zum Final-4 des deutschen Pokals nach München fährt, um dort als Botschafter für Basketball Aid aufzutreten, dann als Selbstzahler.

Er hat sich einiges vorgenommen. „Wir würden gern unsere Mitgliederzahlen und Präsenz in den Medien vergrößern. Außerdem würde ich gern keine weiteren 13 Jahre brauchen, um eine Million Euro zu sammeln, sondern das schneller schaffen. Da ist mein sportlicher Ehrgeiz geweckt“, sagt der MagentaSport-Experte.

Weltmeister Hollatz stellt sein Warm-up-Shirt

An den Aktionen von Basketball Aid beteiligen sich auch aktive Spieler. Die Weltmeister Dennis Schröder (30/Brooklyn Nets) und Franz Wagner (22/Orlando Magic) halfen dabei, einen original WM-Ball für 12.050 Euro zu versteigern.

Ihr Nationalmannschaftskollege, der Hamburger Justus Hollatz (22/Anadolu Efes Istanbul), stellt sein Warm-up-Shirt von der WM für eine Auktion beim kommenden Final-4 zur Verfügung. Unterschrieben von allen Weltmeistern dürfte dafür sicherlich eine beträchtliche Summe zusammenkommen.

Ziel ist ein Basketball-Aid-Spielag

Mittelfristig strebt Basketball Aid Partnerschaften mit allen Bundesligaclubs an. „Ein Traum wäre ein Basketball-Aid-Spieltag mit Spendensammlungen an allen Standorten“, sagt Günther.

Die Begegnung der Towers ist ein guter Anfang. In seiner 500 Bundesligaspiele umfassenden Laufbahn hat Günther zahllose wichtige Dreier getroffen. Die an diesem Sonnabend werden zu den bedeutendsten zählen.

Für 25 Euro Jahresbeitrag kann der Verein per Mitgliedschaft unterstützt werden. Informationen und Spendenkonto auf basketball-aid.de.