Hamburg. Der Aufstiegscoach des FC St. Pauli wird von Brighton & Hove Albion gejagt. Von nun an sind mehrere Szenarien vorstellbar.
Am Freitag wurde Fabian Hürzeler schon in seiner neuen Familie begrüßt. „Moin Fabi!“, stand da, ehe es – natürlich – auf Englisch weiterging: „Welcome to the Puma Family.“ (Willkommen in der Puma-Familie) Noch ging es dabei nur darum, dass der Ausrüster des FC St. Pauli jetzt auch mit dem Cheftrainer wirbt.
Allerdings könnte der 31-Jährige bald durchaus erneut Teil einer englischsprachigen Familie werden. Der (von Nike gesponserte) Premier-League-Club Brighton & Hove Albion hat ihn auf seine Liste mit Trainerkandidaten zur neuen Saison gepackt – und zwar nach ganz oben.
FC St. Pauli: Brighton & Hove Albion will Fabian Hürzeler
Der „Telegraph“ hatte zuerst darüber berichtet, dem Abendblatt wurde der Bericht aus Brighton bestätigt. Der Elfte der abgelaufenen Saison benötigt einen Nachfolger für Robert De Zerbi und hat den Blick dabei auf den Mann geworfen, dessen Idee vom Fußball der des Italieners in vielerlei Hinsicht ähnelt.
Hürzeler seziert Partien von Brighton, war in der Winterpause auch in England, um sich mehrere Spiele, darunter auch das 4:2 der „Seagulls“ am 28. Dezember gegen Tottenham Hotspur, anzusehen. Er wäre die absolut logische Nachfolgelösung, und Kontakt mit seinen Beratern soll es laut englischen Quellen gegeben haben.
Kiezclub reagiert entspannt auf Interesse aus England
Wer hingegen noch nicht angefragt wurde, ist Hürzelers Verein: der FC St. Pauli, bei dem er erst Anfang März für mindestens zwei weitere Jahre verlängert hatte. Im Kiezclub, wenngleich öffentlich keine Kommentare abgegeben werden, gibt man sich tiefenentspannt – so oder so.
Das Interesse der Südengländer habe man registriert und nehme es ernst. Die Verhandlungsposition der Hamburger ist aber komfortabel. Alles vorausgesetzt des Falles, der ehrgeizige Hürzeler würde einen direkten Wechsel in die Premier League einer Saison in der Bundesliga vorziehen – aller Liebesbekundungen gegenüber den Braun-Weißen zum Trotz.
Zehn Millionen Euro Ablöse für Hürzeler vorstellbar?
Fest steht: Der Club aus der 290.000 Einwohner zählenden Küstenstadt Brighton & Hove müsste ein Vermögen hinblättern, um den Erfolgstrainer mit zwei Jahren auf der Vertragsuhr und zu einem sportlich denkbar ungünstigen Zeitpunkt Anfang Juni von St. Pauli losziehen. Geld fließt in der Premier League allerdings bekanntlich aus Wasserhähnen.
Und daher könnte der Kiezclub sehr hoch pokern. Wie hoch? Die vielsagende Antwort einer Vereinsquelle von Brighton auf die Fragen, ob fünf, acht oder sogar zehn Millionen Euro Ablöse vorstellbar wären: „Das ist ja nichts.“
Finanzspritze nach Millionen-Minus für St. Pauli wichtig
Bei solch einer Summe sowie dem Interesse Hürzelers an einem Vereinswechsel, von dem bislang nichts bekannt ist, könnte St. Pauli den Trainer wirtschaftlich guten Gewissens verkaufen. Ein ähnliches Szenario, so ist zu hören, sei übrigens auch bei einem entsprechenden Angebot für Linksaußen Elias Saad denkbar.
Die Finanzspritze wäre nach dem bekannten Minus von 4,9 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2022/23 hilfreich. Auch im Hinblick auf das nach Abendblatt-Informationen knapp bemessene Transferbudget im niedrigen siebenstelligen Bereich, das es erschwert, die bereits gute Mannschaft nach dem Aufstieg noch einmal signifikant zu verstärken.
Hürzelers Gehalt würde sich bei Brighton mehr als verdoppeln
Dass der Millerntor-Club dann kurz vor Beginn der Saisonvorbereitung auf Trainersuche gehen müsste, wäre nicht optimal. Angesichts der beachtlichen Entwicklung in den vergangenen Jahren, speziell seit Sportchef Andreas Bornemann 2019 kam, steht der FC St. Pauli jedoch hoch im Kurs bei Übungsleitern, deren Engagement vor Jahren noch undenkbar gewesen wäre.
Wie schnell es gehen kann, zeigt Hürzelers Aufstieg exemplarisch. Vor einem Jahr war dieses Szenario ebenfalls noch unvorstellbar.
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Nun ist der gebürtige Texaner, dessen Gehalt sich bei Brighton mehr als verdoppeln würde, automatisch das Oberhaupt jeder Familie, in die er kommt. Egal, ob dort Deutsch oder Englisch gesprochen wird.