Hamburg. Der Schlussmann der Hamburger hielt zuletzt herausragend, sein ehemaliger Trainer Mathias Hain hat zu seinem Können eine klare Meinung

Vergangenen Montag hat der oft kritische „Kicker“ Torwart Nikola Vasilj zum „Spieler des Tages“ gekürt. Verdienter Lohn für eine herausragende Leistung des Schlussmanns vom FC St. Pauli beim 2:1-Auswärtssieg gegen Hannover 96 am Tag zuvor. „Er hat uns in der ersten Halbzeit den Arsch gerettet“, sagte Verteidiger Hauke Wahl so prägnant wie zutreffend.

Der 28 Jahre alte Bosnier steht nicht oft im Fokus bei den Kiezkickern. Marcel Hartel, der beste Torschütze, klar, Jackson Irvine, der charismatische Kapitän, Eric Smith, der schwedische Spielmacher – das sind die auffälligen Stars. Aber Vasilj? Der muss sich sogar ab und an die Frage gefallen lassen, ob er bei einem Aufstieg in die Bundesliga überhaupt gut genug ist für die Erstklassigkeit. Mathias Hain hat für solche Zweifel gar kein Verständnis.

FC St. Pauli: Vertrag mit Vasilj im Januar verlängert

„Wenn ein Verein mit einem Torwart in die Bundesliga aufsteigt, heißt das, dass der Torwart sehr gut ist“, sagt der langjährige Torwarttrainer des FC St. Pauli und jetzige Scout vom VfL Wolfsburg im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt: „Ich halte ihn absolut für bundesligatauglich.“

Diese Meinung teilen offenbar auch Sportchef Andreas Bornemann und Cheftrainer Fabian Hürzeler. Sonst hätten sie nicht am 28. Januar den Vertrag mit Vasilj verlängert. Damals durfte man ja schon realistisch damit rechnen, dass der FC St. Pauli in der kommenden Saison eine Klasse höher antritt.

Relegationsplatz drei ist bei einem Sieg sicher

Mit einem Heimsieg an diesem Freitag (18.30 Uhr) gegen Hansa Rostock könnten die Kiezkicker einen weiteren großen , vielleicht schon vorentscheidenden Schritt zur Bundesliga machen. Auf jeden Fall aber würden sie Relegationsplatz drei sicher haben.

„Der Erfolg in Hannover hat uns einen Push gegeben, wir müssen jetzt aber jeden Spieler auf Top-Niveau haben“, sagt Vasilj: „Es wird schwer gegen Hansa. Das ist eine erfahrene Mannschaft, sie spielen sehr aggressiv, pressen hoch und sind gefährlich, wenn sie lange Bälle hinter die Kette spielen.“

„Niko sieht unter Druck, wo der freie Mann ist“

Gerade beim Anlaufen eines Gegners kommt es sehr auf Ruhe und Ballsicherheit des Torwartes an. Beim FC St. Pauli ist Vasilj fester Teil des Aufbauspiels. Manchmal sorgt er dann für einen „Herzkasper“ bei den Fans, tatsächlich hat er mit Fehlern im Spielaufbau nur zwei Gegentore in dieser Saison verschuldet.

Dieses Risiko wird aber von Trainer Hürzeler bewusst in Kauf genommen. „Er hat sich fußballerisch sehr weiterentwickelt“, sagt Hain und verteilt damit auch indirekt ein Lob an seinen Nachfolger Marco Knoop: „Niko sieht auch unter Druck, wo der freie Mann ist, er versucht Lösungen unter Druck zu finden.“

2021 wurde Vasilj mit Videos gescoutet

In der „Kernkompetenz“ eines Torwartes, Bälle abzuwehren, gehört Vasilj zu den Besten in der Liga. Neunmal spielte er zu Null, Rang drei. „Er hat ein sehr gutes Reaktionsvermögen auf der Torlinie, einen guten Abdruck, Explosivität, gutes Durchsetzungsvermögen und mit 1,93 Metern eine gute Größe“, sagt Hain. Noch etwas schätzt der ehemalige Bundesligatorwart an Vasilj: „Er ist bereit, auch schwere Bälle festzuhalten. Das ist wichtig, man bleibt in Ballbesitz, schaltet Zufälle aus.“

Als St. Pauli 2021 den Bosnier vom ukrainischen Club Zorya Lugansk holte, konnte der damalige Torwarttrainer Hain ihn nicht persönlich anschauen: „Wegen Corona waren wir auf Videos angewiesen.“ Was Mathias Hain aber auch schnell gemerkt hat, war „der große Fleiß. Und Niko ist unfassbar aufnahmefähig.“

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Darauf baut auch Hürzeler: „Niko hat sich bei uns in allen Aspekten des modernen Torwartspiels verbessert. Ich glaube, dass er noch nicht am Ende seiner Entwicklung angelangt ist.“ Die Bundesliga wäre bei dieser Entwicklung der nächste Schritt. „Er wird das können, er ist bosnischer Nationalspieler“, sagt Mathias Hain: „Er muss sich nur darauf einstellen, dass dort alles noch schneller geht, die Pässe, das Anlaufen, die Abschlüsse. Da spielen eben die Allerbesten.“

Und genau deshalb will der FC St. Pauli dort hin, auch ihr Torwart Nikola Vasilj, der mit seiner Familie in Hamburg längst heimisch ist: „Ich möchte auch zukünftig ein Baustein sein, um das Team mit in die richtige Richtung zu lenken.“

FC St. Pauli: Vasilj – Nemeth, Wahl, Mets – Saliakas, Irvine, Kemlein, Metcalfe – Afolayan, Eggestein, Hartel.
Hansa Rostock: Kolke – van der Werff, David, Stafylidis – Strauß, Dressel, Rhein, Rossipal – Pröger, Ingelsson – Junior Brumado